Im Lied, das nach dem letzten klingt, gibt es nur Harmonien. Die dorthin weiter ziehen, erfreuen sich und sind beschwingt. Der Text, den jeder gerne singt, bringt neues frisches Blühen.
Im Lied, das nach dem letzten kommt, ist altes Leid vergessen. Derweil doch unterdessen ein strenges Recht dem Rechten frommt, da Selbsterkennen Menschen prompt lässt Gut und Böse messen.
Im Lied, das nach dem letzen tönt, gibt’s keinen Schmerzensschrei. Gerechtigkeit macht frei! Ein buntes Licht die Welt verschönt, das sich an Wahrheit gern gewöhnt. Doch frage ich: Verzeih’! Wer ist dann noch dabei?
Der Titel hat mich neugierg gemacht. Weil ein Lied doch immer was schönes ist. Beim überlegen was das überletzte Lied denn sein könnte war ich erst beim Abschiednehmen angekommen. Dass ein Lied vieles vergessen, aber auch annehmen lassen kann. Ein Lied kann einem so viel schenken, so viel sagen, aber auch und das finde ich an der Musik so wunderbar einen auch den Spiegel vor das Gesicht halten.
Und doch komm ich bei deinen Zeilen vom Abschiednehmen nicht weg. Schon in der ersten Strophe sprichst du vom "ziehen"... Mag schon sein dass du es auf die Harmonie bezogen hast, bei mir kam es als Lied zum aufwiedersehen sagen an. So wie das Lied.. Neigen sich die Stunden wird es Zeit zu gehen" zB. Aus diese Lied nimmt man so viel Harmonie mit.. und doch nimmt man Abschied...
Ein Lied das nach dem letzen kommt..
Hier bleibe ich auch beim Abschiednehmen stecken.. denn nach dem Letzen kommt noch ein Lied.. das Abschiedslied.. wie zum Beispiel... I bedank mi für die Hirbig ( ich bedanke mich für die Herberge ) Und selbst in der dritten Strophe habe ich an die letzte Stunde denken müssen.
Wahrscheinlich liege ich mit meiner Interpretation völlig daneben, mein Bauchgefühl hat mich jedoch zu dieser Interpretation geführt.
Liebe Behutsalem, erst einmal möchte ich mich bedanken, dass Du Dich in dieses schwierige Thema eingewählt hast. Natürlich hast Du das "letzte Lied" als ein Ende, einen Abschied verstanden und das sollte es auch sein. Was ist nun aber das Lied danach? Ganz einfach, nach jedem Weg folgt ein neuer, nach jedem Ende ein Anfang. Alles ist in einem ewigen Kreis und ein Ende ist immer nur ein Abschnitt. Auch das Ende des Lebens eines Menschen findet Eingang in andere Menschen und wird von diesen fortgeführt. In diesem Text zielte ich aber mehr auf gesellschaftliche Umwälzungen ab. Eine Kultur ist überlebt und stirbt ab. Aus ihr wächst eine neue bessere. Diese Wandlungen gab es in der Geschichte schon oft, doch - wie schon gesagt - gilt es auch allgemein. Auch Bach spielte sein letztes Lied und doch wurde es nach ihm weiter gespielt (sicher mit mehr Verständnis als es seine Zeit für ihn hatte). Die Lied, das nach dem letzte kommt, lässt sich auch religiös deuten, was in "gibt es nur Harmonien" anklingt. Auch dieser Deutung möchte ich nicht widersprechen. Es freut mich sehr, Dein Interesse erregt und Fragen ausgelöst zu haben. LG Ulrich
Ob tatsächlich neues, besseres nachkommt , ich weiß nicht so richtig.. Ich denke früher waren die Menschen viel zufriedener; So ohne Technik und den ganzem Firlefanz der oder dem man heute ausgeliefert ist. Natürlich ist vieles eine Bereicherung, aber gibt es eine Ende?? oder wohin wird uns das Ganze noch führen, zumindest die die nach uns kommen.
Lese ich deinen Text mit dem jetztigem Hintergrundwissen, kann ich dich und ihn in seiner Aussage natürlich besser verstehen. Ich hoffe für unsere Kinder dass das Ganze nicht explodiert..
auch ich habe Dein "überletztes Lied" im Kontex der Gesellschaft gelesen. Sicher, und ich finde es großartig, kann in dieses Gedicht viel eigene Erfahrung eingebracht werden. Jeder erkennt im "was ist dahinter, was kommt nach mir" etwas anderes. Du zeigst hier Deine schöne Denkweise vom überletzten Lied. Ich mag es sehr. herzlich Ilona
Liebe Behutsalem, er freut mich, wenn ich Dir den Sinn näher bringen konnte. "Technik und der ganzem Firlefanz" hat nichts mit Kultur zu tun, das ist Zivilisation. Ich habe eher den Eindruck, dass wir mit der Technik die Kultur verdrängen. Wir meinen, das sei dasselbe. Weit gefehlt! Ich hörte mal einen schönen Spruch: Zivilisation ist, wenn man eine Badewanne besitzt - Kultur ist, wenn man sie auch benutzt. Vorsicht beim Englischen/Amerikanischen, dort sind die Worte gegenüber dem Deutschen im Sinn vertauscht, was nicht jeder Übersetzer berücksichtigt. (vgl. The clash of civilizations - Der Kampf der Kulturen). Ich sehe weniger den absoluten Stand als mehr die Entwicklung. Gut ist nicht einfach Gut sondern immer besser als zuvor. Nach dem Untergang unserer Kultur wird es wieder eine neue, bessere geben, doch vielleicht ohne Technik und den ganzem Firlefanz. Weniger ist oft besser, da es beherrschbarer ist als das Chaos der Vielfalt.
Liebe Ilona, hab herzlichen Dank für Deine positive Wertung. Jeder kann und sollte auch aus einem Gedicht das herauslesen, was seinem Gusto und seiner Erfahrung entspricht. Das ist auch mein Ziel.
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