Im Jahre zwanzig neununddreißig, das Wetter spielte grad verrückt, die Winter heiß, die Sommer eisig, gebar die Jungfrau schmerzgebückt, den letzten Macho dieser Erde.
Den goldnen Armreif ihm zur Zierde, erhielt er schon im Hospital. Der Amme, die ihn warmfrottierte, ihr war das blaue schnurzegal, auf dass der was Besondres werde.
Im Kreißsaal herrschte lautes Schweigen, die Ärzte voller Neid und Zorn. Ihn durfte man echt niemand zeigen, der Durchschnittsmann, er war verlorn, der Junge hatte Riesenohren.
Was hatte Venus da geritten? Das widersprach doch der Natur! Wohl wurde er sogleich beschnitten, doch makellos war die Figur, noch schärfer als zehn Chillischoten.
Sein Antlitz, rundherum gelungen. Verführung stand auf seiner Stirn, nur eine Schwäche blieb dem Jungen, verdammt ihm fehlte es an Hirn. Deshalb erzeigte sich sein Ende,
als traurig, wirklich schaurig, Alter, denn er verliebte sich in Sue, die Ehefrau von Klaus dem Spalter und dieser schlug gleich zweimal zu; das rote Blut besprengte Wände.
Bedauerlich doch muss ich sagen, dies ist die Tragik unsrer Zeit, zwar wird nicht jeder gleich erschlagen, mir tut der Schönlig sogar leid, doch sichert mir als kleinem Buben,
das Sterben solcher Alphamänner sonst hätt ich keine Chan-ce Schatz, ich rieche nun mal etwas strenger, den dadurch unbesetzten Platz am Busen schönster Frauenstuben.
Sehr interessant finde ich den Übergang von der Erzähung zur Ich-Form, wodurch der Leser stärker invoviert wird. Der Schuss Selbstironie ist köstlich und gibt vor allem einen Rückbezug auf den Anfang. Man schaut plötzlich dem Dichter über die Schultern.
Der Fünfzeiler mit dem strophenübergreifenden Reim der Schlusszeile sorgt für die nötige Dynamik.
Das finde ich alles sehr gut gemacht.
Liebe Grüße Thomas
P.S.: Meinst du wirklich, dass es 2039 schon so weit ist?
wenn ihr den unterschwelligen und dezenten Humor in dieser so tragischen Geschichte ausmachenkönnt, dann habe ich ja geschafft, was ich mir vor nahm. Eine Ballade die trotzdem lustig bleibt.
Danke für eure lobenden Kommis - der Tippfehrer ist auch weg.
deine Ballade funzt prächtig, beinhaltet sämtliche Vorzüge des erzählenden Gedichtes, liest sich schön rund und ist obendrein urkomisch. Ich musste besonders über das Oxymoron (lautes Schweigen) lachen und natürlich über alle anderen albernen Formulierungen und Bilder auch.
Für meinen Geschmack bestens gelungen . Sehr gerne gelesen und gelacht. Herzliche Grüße, Medusa.
Aber Olli, was soll der Neid, auf Schönheit kommst bei den Herrn ja gar nicht an, sondern auf Köpfchen und Charme! Den hast Du mit dem Gedicht bewiesen, nur mit dem streng riechen- das senkt die Chancen natürlich wieder. So jetzt Ernst: Eine ungewöhnliches Thema für eine Ballade, aber sehr überraschend frech und frisch und echt witzig gewählt. Ne, wie kommt man nur auf sowas! Aber bei "markellos" würd ich das "r" wegmachen, oder hat das einen versteckten Sinn, den ich grad nicht verstehe. Ich habe die Ballade mit sehr viel Spaß gelesen. Liebe Grüße, Heidi
Hallo Derolli Balladen verführen die Länge des Gedichts auzureizen Dir gehts nicht besser wie mir. Ich finde dein Gedicht gelungen habe es mit Spaß gelesen Gruß Levi
ja, das Ungewöhnliche hat einen gewissen Reiz und birgt sowohl Chancen wie auch Probleme in sich, die durch Neid oder Angst entstehen. Das nicht wie andere zu sein bringt nicht selten Gegnerschaft mit sich. Mit Deiner Ballade zeigst Du uns deutlich wie schon von Geburt an Probleme vorgezeichnet sein können. Eine gute Darstellung die Du auch schön in einer Ballade aufgezeichnet hast.
ich staube gerade meine Gedichte ab und habe bemerkt, dass es keine Antwort von mir auf Eure lieben Kommis gibt?! Sry und natürlich erstmal Danke dafür.
Ich habe das "markellos" repariert, danke für den Hinweis Kaltschmohn.
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