schön, wieder ein Gedicht von dir! Hoffentlich nun bald mehr. Schwermut ist weiblich (im Gegensatz zum männlichen Hochmut). Es müsste also eigentlich "meine" davor stehen, ich würde einfach "die" sagen. Warum sagst du in der letzten Strophe nicht "Fluss" und "Silbengruß"?
das Reimpaar Flusse - Silbengrusse ist in der Tat problematisch nicht zuletzt auch wegen des kurzen und langen us. Der Vorschlag von Thomas behebt das auch nicht wirklich. Mit ironischem Unterton könnte man schreiben:
Dann spannt das Wort sein Schirmchen auf, lässt mich zurück an jenem Fluss schenkt Raum für neuer Wörter Lauf und schützt vorm letzten Silbenguss.
Statt des grammatisch nicht korrekten „mein Schwermut“ würde ich einfach „die Schwermut“ schreiben…
die deutsche Sprache steckt voller Wunder. Nie hätte ich gedacht, dass es die Schwermut heißt -vielen Dank für die Korrektur.
Mir war klar, dass sich Fluss und Gruß nicht wirklich reimen, aber mir gefiel der winkende Silbengruß so gut, dass ich ihn belassen werde (ob mit oder ohne e muss ich noch gucken).
Warum ist Schwermut weiblich? Gibt es dafür eine Erklärung?
es ist wunderschön unlogisch und eine Regel kenne ich nicht. Weiblich ist: Anmut, Demut, Langmut, Sanftmut, Schwermut, Tollwut. Männlich ist: Freimut, Hochmut, Kleinmut, Unmut und Mut natürlich. Mehr ist mir nicht eingefallen.
Vielen Dank, lieber Thomas. In meinen Augen ist es immer der Mut - mit verschiedenen Attributen versehen. Es ist interessant, welche der Attribute weiblich und welche männlich sind. Ein Beispiel für geschlechtsspezifische Sprache oder Zufall? Wobei ich niemals verstehen werde, warum es auf Deutsch nicht wie in vielen anderen Sprachen die Mondin und der Sonne heißt… ich sage ja… voller Wunder!
weil das germanischen Göttergeschlecht so war, dass der Mond eine Mann und die Sonne eine Frau war. Wahrscheinlich hat der Gleichstellungsbeauftragte damals dafür gesorgt, dass es im Unterschied zu anderen Kulturen so ist.
nun ist schon viel über dein Gedicht, und vor allem über die Besonderheiten unserer deutschen Sprache geschrieben worden. Ich möchte dein Gedicht gerne wegen seiner schönen Bilder hervorheben. - Gleich in der ersten Strophe immaginierst du einem Wort Flügel, das gefällt mir sehr. Damit entsteht eine Leichtigkeit, die durch dein Gedicht trägt und für mich damit einen Gegenpool zur Schwermut bildet. Außerdem deutet der Fluss sofort Beweglichkeit und Dynamik an, die durch deine weiteren Zeilen trägt. Die Andeutung dessen, was aus der Erinnerung nun aufsteigt lässt viel offen und frei, so dass sich die LeserInnen selbst auf das besinnen können, was ihre Erinnerung ihnen nun vielleicht an Bildern anbietet. Dein schönes Gedicht endet wie es begann. Die Wiederholung des Einstiegsbildes der ausgebreiteten Flügel, wirkt wie ein liebevolle Umarmung, bevor das Wort die Person am Fluss sich wieder selbst überlässt. Allerdings etwas verändert. Wie schön es dir gelang die Bedeutsamkeit der beflügelten Worte hervorzuheben! Und wie so oft, schaffst du hier auch wieder neue Worte. So winkt dir auch jetzt, die letzte Silbe meines Kommentares freundlich lächelnd zu.
ich danke dir sehr für deinen ausführlichen Kommentar und lächle dir mit meinen Silben ebenfalls zu.
Im Grunde habe ich in dem Gedicht versucht, genau das zu beschreiben, was in mir beim Schreiben vorgeht. Irgendwann setzt sich - meist leise wie ein Schmetterling - ein Wort oder eine Zeile wie "Ein Wort spannt seine Flügel auf" auf meine Schultern. Dann schreibe ich es nieder, weil es mich einfach nicht mehr los lässt, und schaue, was sich daraus entwickelt. In diesem Fall hatte ich das Gefühl, ich müsse meinen Wörtern eine Rahmung bzw. eine Umarmung geben - so kam es zur Wiederholung der ersten Zeile. Nun bin ich verblüfft, wie gut du das nachfühlen und in deine eigenen Worte fassen konntest - auch die Veränderung, die ja mit jedem Schreiben in uns passiert ( und nicht nur im Schreiben).
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