das viel zitierte Säbelrasseln fällt mir dazu ein und ich habe lange über die letzte Zeile nachgedacht. Ist "überall Ungemach" nicht zu allgemein gefasst? Wie klänge die Zeile wohl, wenn du sie etwas konkretisieren würdest, zum Beispiel: in den Gräben Ungemach.
natürlich ist die letzte Zeile in ihrer Absolutheit inhaltlich unzutreffend. Zutreffend ist sie aber dann, wenn sie auch die ungeheuerlich gewachsene Kriegsangst betrifft, die für viele Menschen hier in Europa plötzlich unwirklich nahe scheint. Hilflosigkeit ist ein erschreckendes Resultat der Lage.
Hallo Sanderling, auch wenn ich "kahle Bäume", den "Ketten Lärm" (tosend passt irgendwie nicht), stählerne Monster (Panzer und Flugzeuge halten sich nicht an Jahreszeiten, oder meinst Du den Prager Frühling?) und "fliehende Vögel (ziehende Vögel) nicht unbedingt für bedrohlich halte, kann ich die übertragene Bedeutung herausfühlen. LG Perry
danke, dass du mein Gedicht kommentierst. Die Lyrik beseelt die Natur ja gerne auf vordergründig ungewohnte Weise. So werden dann ziehende Vögel zu fliehenden, als Bild für die Sorge vor drohendem Krieg. Mit dem Verjagen des Frühlings, als Inbegriff für das erwachende Leben, verhält es sich ebenso. Es geht mir ja um Übertragung von Stimmungen durch Metaphern.
Hallo Sanderling, das habe ich so ja auch aus den Bildern herauslesen können. Mir ging es mehr darum, dass übertragene Aussagen eine schlüssige Realebene voraussetzen. - tosend/Ketten Lärm -> Ketten tosen nicht! - stählerne Monster/vertreiben den Frühling -> welche stählernen Monster sind gemeint? LG Perry
ich würde das Gedicht so stehen lassen. Auch denke ich, dass übertragene Aussagen nicht unbedingt eine schlüssige Realebene voraussetzen, sondern gerade das "Unschlüssige" zur Metapher beitragen kann, wenn es die richtigen Assoziationen weckt.
Mir erzeugen z.B. die Worte "donnernd" und "tosend" das Gefühl eines Unwetters, was im Verbund mit dem Lärm der Ketten den Gedanken an die Kriegsgefahr verstärkt. Und die den Frühling verjagenden stählernen Monster erwecken den Gedanken an den politischen Winter, diese Zeit des kalten Krieges, wie ich bereits in meinem Kommentar sagte. Und die fliehenden Vögelschwärme rufen das Flüchtlingselend hervor, das es in allen Kriegen gibt.
Insgesamt ist das, was sich beim Lesen deines Gedichtes in meinem Kopf abspielt, sehr genau und treffend, weil die emotionale "Logik" stimmt.
ich denke auch nicht, dass es immer der schlüssigen Realebene bedarf. So schreibe ich auch nicht. Ich lasse mich eher intuitiv von inneren Bildern leiten, die Methapern entstehen lassen. Da dürfen Widersprüche und auch Brüche in der Logik durchaus ihren Platz haben, zumindest aus meiner Sicht.
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