Gescheiterte Hoffnung
(Lord Franklin)

Im Eismeer in polarer Nacht
liegt starr ein Schiff ganz ohne Fracht.
Der Lord, in Pelz gehüllt an Deck,
sieht schwarz, sein Schiff kommt nicht vom Fleck.

Seit Tagen nichts, kein bisschen Mut,
vom Eis erdrückt, die Hoffnung ruht.
Es knirscht das Holz, der Magen knurrt,
die Lage hier scheint schier absurd:

Nichts außer Eis, soweit man blickt.
Zwei Schiffe hat man losgeschickt
zur Baffin Bay im letzten Mai
sie glaubten fest, das Meer sei frei.

Nun liegen sie seit langem fest,
gescheitert ist der Durchfahrttest.
Die Nahrung schmilzt, doch nicht der Schnee,
zu trinken gibts nun Rum, statt Tee.

So dass im Kopf sich Hoffnung regt:
„Wir müssen fort“, ruft er bewegt,
„vielleicht“, so keimt sein kühner Plan,
„zu Fuß aufs Festland alle Mann…“


Zuhause freilich mit der Zeit,

die Sehnsucht wächst und auch das Leid. 

Gebete hört man leis dort flehn:

„Oh Gott, ein Wunder lass geschehn!“

Zwei Jahre ohne Nachricht schon,
verspricht Jane Franklin hohen Lohn:
Zehntausend Pfund setzt sie als Preis,
dem, der sie birgt aus ew´gem Eis.

Vergebens ist die Suchaktion,
längst tot ihr Mann, man ahnt es schon:
Sie bleiben im Eis gefangen,
Lord Franklin und seine Mannen!


© Karlheinz Lang

Lieber Karlheinz,

für wahr eine Ballade, mit tragischem Schluss, der zu erahnen war. Sprache und Form sind sehr gut gewählt und dein dir typischer Humor blitzt hier nur ab und an auf. Z.B. bei: "die Nahrung schmilzt, doch nicht das Eis" . Sehr gutes Ergebnis, finde ich.

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

dein positives Urteil freut und ehrt mich sehr, danke!

Angeregt wurde ich übrigens durch eine gesungene Ballade von Pentangel, die du vielleicht auch kennst…

Liebe Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

lieber Karlheinz
Auch mir gefällt die Ballade von Franklin und seiner Expedition.

In der letzten Zeile hätte ich eine Kleinigkeit.
mein Vorschlag zur Änderung wäre hier
xX x X x X x X
so bleiben sie im Eis gefangen,
Lord Franklin selbst und seine Mannen!

liebe Grüße Ilona

Liebe Ostseemöwe,

vielen Dank für die positive Einschätzung und den Vorschlag.
Vermutlich hat es dich irritiert, dass die letzten beiden Zeilen vom Schema abweichen. Das ist jedoch Absicht und markiert eben durch die Abweichung das Ende der Ballade…

Herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

Lieber Thomas,

danke für das Lob und die Anregung, der ich nur zu gerne gefolgt bin…

Herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

Hallo, lieber Carlino,

was für eine schöne Ballade mit historischem Hintergrund.
Man könnte sie direkt in ein Buch drucken.

Allerdings bin ich auch über die beiden letzten Verse gestolpert
und obwohl ich deine Intention verstehe, vom Restrhythmus abzuweichen,
würde ich Ostseemöwes Vorschlag vorziehen.

Toll.
Liebe Grüße
Clara

Lieber Karlheinz,

hinsichtlich der letzten zwei Zeilen: Der Rhythmuswechsel war mir auch aufgefallen, doch halte ich ihn für einen gelungenen Schlussakzent.

Lieben Gruß
der Sanderling

Liebe Clara,

ja, schön wär’s ja, ich meine das mit dem Buch, aber viel zu wenige interessieren sich für Lyrik, als dass sich da ein Verlag finden würde…

Jedenfalls vielen herzlichen Dank für das Kompliment!

Lieber Sanderling,

danke für deine abermalige Rückmeldung! Mir gefällt der Schluss so wie er ist…

Herzliche Grüße
Karlheinz

Lieber Carlino,

mir gefällt deine Ballade ebenfalls und ich hatte viele Bilder im Kopf. Ich bin auch über die letzte Zeile gestolpert, aber das ist ja beabsichtigt, so, wie ich dich verstehe. Meine Lieblingszeile ist: "Es knirscht das Holz, der Magen knurrt", weil es zwei Dinge zusammenbringt, die eigentlich gar nicht zusammengehören. Solche skurrilen Bilder gefallen mir immer außerordentlich gut.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

ich danke dir! Wenn du auch wahrscheinlich mit Bildern eher gedankliche Bilder meinst, möchte ich hier doch noch auf ein gemaltes Bild verweisen, das mir bei der Entstehung des Gedichtes ständig vor Augen schwebte. Ich meine das früher gleichnamige Bild von Caspar David Friedrich in der Hamburger Kunsthalle, das ein Schiff, gefangen im Eismeer zeigt. Dieses Bild sowie die gesungene Ballade von Pentangel über Lord Franklin haben mich sehr beeinflusst …

Herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

Lieber Karlheinz,

stimmt! Ich habe die ganze Zeit überlegt, woran mich der Begriff Eismeer erinnert. Natürlich! An Caspar David Friedrich. Vielen Dank für die Gedächtnisstütze und liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

das Bild hieß früher aufgrund einer Verwechslung mit einer anderen Version „Gescheiterte Hoffnung“.

Danke und herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
nach Monaten endlich ein Gedicht, das sich zu lesen und zu kommentieren lohnt.
Hier

Zitat

---

Es knirscht das Holz, der Magen knurrt,

---

fiel mir sofort die "Endurance"-Expedition vom Shackleton ein, die auch tödlich endete. C.F. Friedrichs Gemälde zeigt meines Wissens nur Eisschollen und kein Schiff.
Du hast eine vom Klang, dem Inhalt und der Sprache wundervolle Ballade geschrieben, die ich gerne in meine persönliche Webseite aufnehmen möchte, darf ich?
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

es freut mich ganz besonders, deine Stimme hier wieder mal zu vernehmen! C. D. Friedrichs Bild in Hamburg zeigt tatsächlich doch einige Holzfragmente von einem Schiff, wenn man genau hinblickt. Das andere Bild war da etwas ausführlicher, man konnte tatsächlich den Namen des Schiffs entziffern: Hoffnung. Leider ist das Bild verschütt gegangen…lediglich alte Reproduktionen belegen, dass es je existierte.
Wenn du mein Gedichtlein übernehmen möchtest, dann ist das mir eine Ehre…

Ganz herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

Liebe Heliane,

du befindest dich hier im Musengarten in guter Gesellschaft. Wir alle lobten diese schöne Ballade von Karlheinz bereits ausführlich.

Meine Freude, hier wieder einmal von dir zu hören und zu lesen, dämpfst du selbst ungemein, mit deiner globalen Aussage, die du deinem Lob an Karlheinz vorweg stellst.

Zitat von Heliane im Beitrag #15

---

...nach Monaten endlich ein Gedicht, das sich zu lesen und zu kommentieren lohnt.

---