Abends

Abends wenn die Häuser blühen
Und Fassaden kurz erglühen
Brisen sanft um Wände streichen
Dann die Lichter Schatten weichen


Zwischen sieben Uhr und Acht
Ist die Welt wie neu gemacht.

Lieber Carlino,
dein "abends" spricht mich spontan positiv an. Du erzeugst damit, für mich, eine Stimmung, die sowohl den Rückzug ins Private darstellen kann, wie auch den starken menschlichen Wunsch nach Zufriedenheit. Die Wende des Tages zur Nacht, zeichnest du mir sehr poetischen Bildern wider.
Verrate mir doch bitte, welchen Gewinn es für dich macht, dass du diese Form wählst, ohne Satzzeichen und dann abschließend aber einen Absatz.
Es interessiert mich ernsthaft und soll keine indirekte Kritik sein.
herzliche Grüße,
der Sanderling

Lieber Sanderling,

wenn mir ein Text nur so eben aus der Feder fließt, und das war hier so, dann stören Satzzeichen den Fluss. Auch die Form und der Abstand zu den letzten beiden Zeilen waren sofort da.
Ich habe nichts mehr verändert und konstruiert oder gebastelt, genauso war der Text da, von Anfang an...

Liebe Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
es freut mich, dass du mir so offen auf meine Frage geantwortet hast.
Besonders deshalb, weil es mir deutlich macht, wie sehr wir uns immer wieder auch mal nur auf unsere Intuition verlassen dürfen. Dass wir es dann genau so lassen wollen, wie es im Fluss entstand, damit muss dann halt der Leser umgehen. Wir schreiben ja nicht nur für den Leser.
herzliche Grüße,
Thomas

Lieber Sanderling,

in der Tat schreibe ich in erster Linie nicht für einen wie auch immer gearteten Leser, sondern aus Spaß an der Sprache. Gedichte für einen imaginierten Leserkreis zu schreiben, halte ich sowieso für aussichtslos!

Danke für Deine Gedanken!

Herzliche Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Karlheinz, ich vermute in der Brise ist noch etwas Meerduft, ich kann es sehen und riechen, als wäre ich auch in diesem schönen Moment dort.
LG Heike

Liebe Heike,

die Brise kommt tatsächlich vom Meer herauf, und zwar jeden Abend, wenn sich gleichzeitig die letzten, ebenfalls vom Meer kommenden Sonnenstrahlen über die Häuser ergießen. Ein magischer Moment in Chora, das ca. 300m über dem Meer in einer Schlucht über dem Meer thront.

Liebe Grüße aus Chora, wo es grade blitzt, donnert und regnet
Karlheinz