Denk ich an Deutschland in der Nacht

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so ängstlich bin;
die Wahrheit aus alten Zeiten,
die habe ich im Sinn.
Der braune Pöbel verdunkelt
das schöne Heimatland;
mein armes Herzlein munkelt:
sie stehen rückwärtsgewandt.

Liebe Ilona,
der Titel deines sehr gelungenen (Loreley)-Gedichtes verführt, Heines "Denk ich ..." ins Gedächtnis zurück zu rufen:
...
Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd' ich es immer wiederfinden.
...
Das Vaterland wird nie verderben,
...
Die Zeiten haben sich geändert, leider! Aber auch heute müssen wir nicht jede Menge Ängste entwickeln.
Angst vernebelt das Gehirn und bremst unsere Aktivitäten. Locker bleiben heißt die Devise .
Wie können wir helfen/einschreiten, wenn wir uns durch Selbstmitleid Möglichkeiten nehmen?
Die Zeit, die wir mit "Wenn und Ach" vergeuden, können wir besser nutzen .

Ich würde im letzten Vers die durch sie ersetzen; "die" ist für deine direkte Aussage zu unpersönlich.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Ilona,
ich kann Dich schon verstehen in Deiner Sorge, aber ich wundere mich neuerdings über ein paar Leute.
Nicht dass die alle Nazis sind, aber selbst von Freunden, denen ich das nicht zugetraut hätte, entsetzen mich so manche Aussprüche.
Aber Thomas hat Recht, alles fließt, alles vergeht, wir übrigens auch. Ich habe gestern eine Fernsehsendung geschaut in der für Deutschland die landschaftliche Veränderung gezeigt wurde. Vor ein paar tausend (oder Millionen ?) Jahren war hier überall Meer. Nehmen wir es gelassen.
Liebe Grüße, Heidi

Liebe Ilona, ich verstehe dich gut, braunes Pack, AfD, Reichsbürger o.ä. erhalten ja auch Dank der Medien genügend Plattformen für ihre rechtspopulistischen, antidemokratischen Bedrohungsbotschaften. Wieso erlaubt man in einer politischen Gesprächsrunde im Fernsehen, solchen Lügnern ihre Unwahrheiten zu verbreiten und sich für ihre antisemitischen Aussagen zu rechtfertigen. Wo ist, in so einer Runde der Politikwissenschaftler, der auf der Stelle diese falschen Behauptungen widerlegt und den Redner so demaskiert. Das wäre der richtige Umgang mit solchen Leuten, denn spätestens wenn sie ihre Behauptungen belegen sollen indem sie konkrete Beweise erbringen, werden sie sprachlos und kommen ins stottern.
Gerade diese Talkformate schaffen es durch ihre inkompetenten und oft unkritischen Moderatoren, den Zuschauern eine Seriosität vorzugaukeln und tragen damit zur Aufwertung dieser falschen Botschaften bei. Dazu kommt die zunehmend in Bildern und Sprache hochdramaturgisierte Berichterstattung, die meistens zu unbegründeten Ängsten der Menschen beiträgt.

Lieben Gruß Heike.

liebe Heliane,
Du magst so halb und halb recht haben. Aber im dritten Reich hat die Mehrheit auch sehr sehr lange geglaubt, die NSDAP ist nur eine vorübergehende Erscheinung. Die Judenverfolgung und und und, überall wurde gehofft, es dauert nicht lange.
Wir wissen alle was geschehen ist. Etwas ängstlich und damit sehr wachsam sollten wir schon sein. Und wir sollten warnen.
lieber Thomas, wir wollen es hoffen.
liebe Heidi, genau die selben entsetzlichen Sprüche höre ich. Ich bin oft sprachlos. Es sind ja keine dummen Menschen und ich frage mich was passiert ist bei diesen Freunden. Was hat sie so verbittert, dass sie sich der AfD zuwenden oder behaupten, die Reichsbürger haben ihre Daseinsberechtigung.
liebe Heike,
diese Talkformate sind nur auf Einschaltquoten ausgerichtet. Das ist das Problem und darum suchen sich diese Formate immer Populisten.
Aber Du hast Recht damit werten sie diese ganze Bande noch auf.
herzlich Ilona

Liebe Ilona,

was du aus dem berühmten Heine-Gedicht gemacht hast,
gefällt mir sehr gut.
Ich glaube, ihm hätte es auch gefallen.

Es ist wichtig, denke ich, den braunen Volksverdummern etwas entgegenzusetzen.
Am nächsten Wochenende findet hier in Wetzlar wieder ein Nazi-Aufmarsch statt.
Das letzte Mal waren es 80 Unverbesserliche - wir haben mit 1600 dagegen demonstriert - friedlich!
Bei diesen Größenverhältnissen habe ich hier bei uns keine Angst.
Auch wenn das Wahlergebnis in der Türkei uns wieder erschrecken lässt - die Geschichte wird solche Tendenzen hinwegfegen, wenn wir mitmachen!

Liebe Grüße

Michael

lieber Michael
Du und viele andere machen mir wirklich Mut. ostern habe ich in Kassel auch einen Friedensmarsch mit erleben dürfen.
In diesen Augenblicken habe ich das Gefühl das braune Pack ist nur eine kleine Randerscheinung. Aber machen wir uns nichts vor, wir müssen wachsam bleiben.
liebe Grüße Ilona

Hallo Ilona,

Dein Gedicht ergreift Partei und ist eindeutig. Normal lässt ein Gedicht Freiraum für eigene Gedanken, aber vielleicht muss ein politisches Gedicht auf diese Weise geschrieben werden? Warum "Braune" auf die Straße gehen, scheint hier keine Rolle zu spielen. Sie werden als rückwärtsgewandt bezeichnet, was heißt, sie wollen das IV Reich. Ehrlich gesagt bereitet mir diese Sichtweise Bauchschmerzen. Die Situation, die wir jetzt haben, ist mit der Situation in Weimar nicht vergleichbar. Auch gibt es keinen Automatismus, der besagt, dass Ereignisse sich wiederholen müssen. Der Mensch gestaltet seine eigene Geschichte.

An dieser Stelle muss ich jedoch innehalten. Lese ich Dein Gedicht noch einmal, fällt mir auf, dass ich voreilig war. Im Gedicht heißt es: "habe ich im Sinn" und "Herzlein munkelt", das heißt, das lyr. Ich vermutet nur, weiß also nicht, was die Zukunft bringen wird. Ein Gedicht, dass man genau lesen muss, das wiederum gefällt mir, auch wenn mir politische Gedichte sonst wenig sagen.

Noch einen Punkt muss ich erwähnen, der mir jetzt erst auffällt: Du hast eine schöne Sprache und verwendest keine Worte, die ich nur als Gossen-Sprache bezeichnen kann. Mir fällt nämlich auf, dass es selbstgerechte Leute gibt, die leicht ausfällig werden, wenn man ihnen nicht zustimmt. Und die gibt es in allen politischen Richtungen. Du scheinst davon frei.

Bis dann!

Wolfgang

hallo Wolfgang

Zitat

---

Dein Gedicht ergreift Partei und ist eindeutig. Normal lässt ein Gedicht Freiraum für eigene Gedanken, aber vielleicht muss ein politisches Gedicht auf diese Weise geschrieben werden? Warum "Braune" auf die Straße gehen, scheint hier keine Rolle zu spielen.

---

Ja, ich bin der Meinung politische Gedichte sollten nicht um den heißen Brei herum reden. Der Lyriker sollte, sofern er in der Lage ist Stellung beziehen. Es gibt natürlich Dinge die nicht in der Ausführlichkeit einer Prosaabhandlung behandelt werden können, oder in der ich nur meine Fragen und Ängste mitteilen kann.
Die 2. Frage warum "Braune" auf die Straße gehen habe ich beantwortet. So beantwortet, wie sie selbst in ihrer Propaganda es hinaus brüllen.
Sie wollen das Deutschland vor dem 2. Weltkrieg. Ja, sie wollen das IV. Reich mit dem starken Führer und der Rassenreinheit und den Frauen am Herd.

Zitat

---

Die Situation, die wir jetzt haben, ist mit der Situation in Weimar nicht vergleichbar. Auch gibt es keinen Automatismus, der besagt, dass Ereignisse sich wiederholen müssen. Der Mensch gestaltet seine eigene Geschichte.

---

Vor Weimar sagte die Masse, "die Braunen kommen nicht an die Macht, der Spuck ist schnell vorrüber. Mit nichten war es so.
Ja, die Menschen können Geschichte schreiben, aber deshalb müssen wir Poeten auch warnen, unsere Ängste teilen und unsere Einstellungen klar äußern.
herzlich Ilona

Liebe Ilona,

Ich finde es unendlich wichtig, dass wir uns bewusst machen, was gerade in der Welt geschieht, um uns entsprechend zu äußern. Weder glaub ich an Beschwichtigungen noch an Horrorszenarien, aber ich vertraue auf die Kraft der Sprache.Daher kann es gar nicht genug solcher Gedichte geben, wie du eins verfasst hast.

Danke dafür und liebe Grüße

anna a.

ich danke Dir liebe Anna und ich sehe es genau so.
In meinem Gedicht klingen meine Ängste hoffentlich nicht entmutigend. Sie sollen aber bewußt machen, wir können keine allzu unbeschwerte Zukunft genießen ohne vergangene Wahrheiten zu wissen und auf der Hut zu sein.

herzlich Ilona