Die Luft war von einer leisen Kühle durchdrungen, in allem schien ein feiner Glanz zu liegen, den das Auge nicht sah, nur ihre Seele fühlte.
Die Schatten der Bäume waren nicht mehr düster, versöhnten sich in weichem Glanz und fließend verlor sich ein letztes Leuchten, in den Wipfeln.
Sie war allein hinausgegangen ans Ufer des Flusses, setzte sich auf einen uralten, von Moos überwachsenen Stein und lauschte.
Kein Wind rauschte in den Zweigen der Büsche, kein Wispern mehr, kein Murmeln, als hätte die Erde selbst vergessen, zu atmen.
Nur fern zog eine Formation schneeweißer Wolken im stillen Hauch am Himmelssaum. Sie nahm den Zweig, der zu ihren Füßen lag und schrieb in den Sand:
„Ein blauer Schimmer flieht dem Grunde, die Luft ist weich, die Stimmung lind, doch Geister Gottes nah’n in dieser Stunde, wo Zeit und Raum verschwimmend sind.
Gleich ist der Tag, gleich ist die Nacht, kein Maß regiert, kein Streben zwingt. Allein Natur in stiller Meistermacht, den Wechsel zur Vollendung bringt.
„Dies ist die Stunde“, schrieb sie leise, „in der kein übler Herrscher rächt. Kein Dunkel überzieht auf grauenvolle Weise die Welt. – Es ist, als wäre sie für einen langen Augenblick gerecht!“
Sie saß noch in der samt'nen Stille, bis die Nacht sich niederlegte und der erste Stern ohne Scheu sein Licht ausknipste.
das gefällt mir wieder einmal sehr gut. Vielleicht könnte man den Anfang als Prosa schreiben, um das Strophengedicht zu betonen. Dann wäre der Schluss zu streichen.
Kein Wind rauschte in den Zweigen der Büsche, kein Wispern mehr, kein Murmeln, als hätte die Erde selbst vergessen, zu atmen.
Ich habe fast selbst aufgehört zu atmen, als ich das las... und ich musste an die TagundNachtgleiche denken, an die Raunächte, die ähnlich wie die blaue Stunde zum innehalten einlädt, weil sie dazwischen liegt... Dein Gedicht ist eine Hommage an Zwischentöne, die wir niemals überhören sollten....
tatsächlich könnte man einen Textbaustein aus dem ersten Teil gestalten und einen Roman beginnen lassen. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Hier aber möchte ich es lieber als Gedicht stehen lassen, da es mehr Atempausen und Momente des Innehaltens aufnötigt. Aber danke für deine Idee und ich freue mich sehr darüber, dass dir mein blaues Werk gefällt.
Liebe anna,
herzlichen Dank für deine Worte. Es war dieses Mal gar keine so leichte Aufgabe, umso mehr freue ich mich darüber, dass sie mir doch einigermaßen geglückt zu sein scheint.
auch ich bin sehr angetan von deinen Zeilen. Der romanartige Einstieg, der bereits das Thema aufgreift, wirkt auf mich wie der Beginn einer geführten Entspannung. Noch tiefer wird dieses Gefühl dann, als du die Hauptperson das Gedicht in den Sand schreiben lässt. Wie in einer tiefen Trance nehme ich deine Worte dann auf und folge ganz bereitwillig den schönen Bildern. Ich danke dir sehr für diese besonderen Zeilen.
vielen, lieben Dank für deinen schönen Kommentar. Ein besonderes Thema verlangt besondere Zeilen.
Lieber Carlino,
eigentlich ist es keine erzählende Prosa, obwohl man es auch so schreiben könnte. Moderne Formen heutiger Gedichte sind oft so gehalten, dass man sie auch als Satz oder kleiner Text schreiben könnte, dennoch ist auch die Einleitung Teil des Gedichts. Es freut mich sehr, dass du meine etwas andere Form der Umsetzung so positiv aufnimmst. Und Danke für das Lob.
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