Die Worte rauschen durch den Raum, nicht eines fängt er ein, er greift nach ihnen wie im Traum, ein Sinn stellt sich nicht ein. Verzweiflung naht und macht sich breit, im Kopfe tobt ein Sturm. Das hier ist keine Kleinigkeit für diesen Bücherwurm.
Er, der die Sprache weitlich liebt, erkennt nur Silbenbrei, der ihm kein Quäntchen Glück mehr gibt im Alltags-Einerlei. Er weiß nicht ein, noch weiß er aus im Wörterkreiselrund. Es reißt ihn weg, verdammt, oh Graus, verschließt ihm Geist und Stund.
Er geht zu Boden, jener Herr, der Bücher früher schrieb. Nun stöhnt er, kann vor Schmerz nicht mehr, da ihm nur Chaos blieb. Er schließt die Augen, will jetzt Ruh vom Stimmenlaut-Geschrei, nun komm schon, schweige still, komm du, Schluss mit der Quälerei!
Heut stehe ich an Munkworts Grab mit seinem Buch von einst, das er mir schrieb vom Auf und Ab: „Damit du nie mehr weinst!“ Er war mein Tröster, mein Gemahl, vom Sommer bis zum Lenz fand er das rechte Wort zur Wahl bei uns im öden Ems.
Ach, Wilhelm, mein, du Wörterheld, nun hast du deine Ruh, schreibst sicher jetzt in deiner Welt vom Ich- sein und vom Du. Ich nehm den Stift in meine Hand und steck ihn in den Kies, du bleibst bei mir, ganz unverwandt, geliebter Wortwind - lies…
ich habe den Eindruck, du hast dich erst warm schreiben müssen, bevor sich die Muse treu an deine Seite gesellte, ..ich kann mich natürlich irren. Da du dich in allen Strophen an die 4 zu 3 Hebungen gehalten hast, fällt mir der Bruch in Zeile 3 Strophe 3 besonders auf. Vielleicht einfach so:
" Nun stöhnt er, kann vor Schmerzen nicht, da ihm nur Chaos blieb"
Dein Gedichtes bekommt zunehmend Dichte, von Strophe zu Strophe, das gefällt mir sehr gut! Sehr stark dann auch der Schluss, mit dem Stift der am Grab in die Erde gesteckt wird.
ich habe es ja direkt nach dem Einstellen gelesen und war sofort begeistert. Daran hat sich auch heute nichts mehr geändert. Ich finde die Idee mit dem Stift am Ende auch gigantisch. Sehr gelungen.
dein Grabgedicht berührt mich sehr!!! Da ich mich mit gemeint fühle… Auch ich habe in letzter Zeit so meine Schwierigkeiten bei der Wortfindung und kenne zur Genüge die Kopfstürme, das Rauschen, den Silbenbrei und das Wörterkreiselrund, wenn ich be- oder gedrängt werde…
vielen Dank für eure Kommentare zu meinem Gedicht. @Sanderling Leider verstehe ich nicht genau, was du mit deiner Bemerkung zur dritten Zeile meinst. Wo habe ich was wie geändert? Du weißt ja, ich zähle ja nicht, ich dichte intuitiv...
Ich habe noch über diese Form nachgedacht, die ja etwas abgehackt auf mich wirkt. Wie kann es mir gelingen, eine Verbindung zwischen den Worten herzustellen ohne weiche weibliche Kadenzen am Ende einer Zeile?
Diesmal war es genau dieses Gefühl des "Zerhackten, Zersplitterten", was mich dazu brachte, über die Wirkung des geistigen Zerfalls zu schreiben... So ist der Inhalt dieses Mal der äußeren Form gefolgt.
Liebe Grüße, vielen Dank an Thomas für den Impuls und euch allen einen entspannten Abend...
wie so oft, war oder ist es wohl eine Frage der Betonung. In der 3. Strophe, Zeile 3. Nun kann ich es offengestanden auch so lesen, dass alles passt. Also, vergessen wir es einfach, ok.?
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