Uhrmacher war schon der Vater, von dem er den Blick früh erlernte. Nimmt er die Uhr sich zu Hand, sieht er ihr Wesen und Werk.
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Die Uhr des Vaters, lange schon ein Erbstück für den Sohn, mechanisch noch. Ein schönes Stück, und bei jedem Blick…
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Durch abertausend Zifferblätter geht der Blick auf die Atomuhr, das Maß aller Uhren, zurück.
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Der Blick aufs Handgelenk verrät: In dieser Gegend trägt man die Uhr in der Jackentasche.
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Das Zifferblatt zerfließt die Zeiger zerrinnen, dem Werk entspringen Möwenschwingen, sie fliegen hin und her übers Sekundenmeer, bis sie der Zeitpfeil erschießt – und ich vom Traum erwache.
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Bevor ich die Augen öffnen kann sehe ich des Weckers Zeiger an.
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Der Atem der Standuhr ist lang. Auf ihrem gemäßigten Gang folgt er dem Pendelgewicht – Tick und Tack – mehr nicht.
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Ein Blick zur Uhr, ein Blick zum Gleis, ein nächster Blick zur Uhr zurück. Die Anzeigetafel weiß: Der Zug wird sich leider verspäten, um Verständnis wird gebeten
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Die Uhr sagt: Noch eine Reihe Steine legen. Endlich - Feierabend!
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Die schönen Augen bräuchten den Kajal-Strich nicht, es leuchten die Zeiger der Uhr, und gespannt streicht immer wieder die Hand die Haare aus dem Gesicht. Schatten wirft das Neonlicht.
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Elf zeigt die ehrwürdge Sonnenuhr. Zwölf die vorwitzige Armbanduhr. Sie ist gescheit: Sommerzeit!
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Die Zeiger der Turmuhr stehen, still wie die Glocke, die zweihundert Jahre schlugen, jedwede Stunde. Der tattrige Opa schaut noch hoch zu der Turmuhr, Gewohnheit und schlechte Augen – Zeiger, wozu?
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Und er flüstert nur: am Himmelstor die Uhr hat keine Zeiger, die stehn – bald werde ich es sehn.
Ich bin vom ersten Augenblick begeistert. Die Uhr nimmt den Leser mit auf die Reise und die Lebensgeschichte von Vater und Sohn. 5 ist so klangvoll und wunderbar lyrisch, mir geht das Herz auf. 6 so kleine Sätze und doch klingen sie und ich fühle mich. 7 ich wandere in die Zeit meiner Kindheit. Ein Nachbar hatte eine große Pendeluhr im Wohnzimmer. Ich ging dort immer hin, um den tiefen Gong zu hören. 8 tolle Überleitung zum Bahnhof, ich überlege, wo in der Öffentlichkeit gibt es sonst noch eine Uhr? Und heißt Uhr auch gleichzeitig Pünktlichkeit? 10 soll sicher in der letzten Zeile Schatten lauten? 11 ich staune, über die Sonnenuhr habe ich noch nie nachgedacht. Wunderbar! 12 macht traurig, nicht nur wegen des Opas, schön wäre es die Turmuhr zu erhalten. 13 Fazit für mich als Leserin, zu Anfang dachte ich, ich wünschte es werden 13 Weisen. Nun es sind 13 schöne Weisen geworden. Ich bin begeistert Liebe Grüße Ilona
du schaffst es mit deinem Thena einen großen Bogen unterschiedlicher Geschichten fast anekdotenartig zu präsentieren. Diese kleinen Dinger haben Tiefe, auch Witz und zeugen von einer großen Freude das Thema gekonnt umzusetzen.
"Das Zifferblatt zerfließt die Zeiger zerrinnen, dem Werk entspringen Möwenschwingen, sie fliegen hin und her übers Sekundenmeer, bis sie der Zeitpfeil erschießt – und ich vom Traum erwache."
Ein sehr schönes Gedicht, in dem dir Dali offenbar durch die Gedanken spaziert ist. Das verwundert mich nicht bei dem Thema. Schenke dem "Schatten" in deinem ebenfalls sehr schönen Gedicht 10 bitte noch das fehlende "n"
vielleicht keine Absicht, trotzdem ist Dali mit Händen zu greifen, und zwar über Bergmanns Film „Wilde Erdbeeren“ vermittelt, in dem im Traum eines alten Mannes entsprechende Szenen mit Uhren ohne Zeiger und andere Dali -Versatzstücke vorkommen…
Sehr gelungen jedenfalls! Herzliche Grüße aus Samothraki Karlheinz
danke für den Hinweis. Den Film kenne ich nicht. Aber dieser Traum der zerfließenden Uhr scheint nicht selten zu sein. Vielleicht weiß der kluge Sigmund Freud etwas.
vielen Dank für diese vielen Blicke auf die Uhr und somit auf die Zeit, die wir Menschen uns erdacht haben. Ich schließe mich Ilonas Kommentar an und mir gefiel sehr der Wandel der unterschiedlichen Textlängen.
Nun würde mich noch interessieren, welche Schwierigkeit du zunächst mit der Aufgabe hattest und wie du sie gelöst hast? Hast du den Text am Stück verfasst oder ähnlich wie Ilona - Tag für Tag daran gearbeitet? Wie ging es dir danach? Hattest du einen anderen Blick auf die Uhren, die dich in deinem Leben begleitet haben, respektive die unterschiedlichen Zeitabschnitte?
Ich freue mich auf deine Antwort und danke dir, dass du dich auf diese Aufgabe dennoch eingelassen hast.
wie mir später klar wurde, war mein Problem, dass ich erst einmal zu sehr an dem von dir genannten Beispiel hängen blieb und dadurch blockiert war. Ich habe es dann erst einmal ruhen lassen. Dann dachte ich, dass das Ganz eine Einheit sein müsse mit einer Wende oder einem Rückblick am Schluss. Dadurch kam ich auf 12 plus 1 und mit der 12 war die Uhr da. Dann ging es voran und innerhalb von drei Tagen war alles mehr oder weniger da.
ach, das ist ja interessant - 12 plus eins... Ein bisschen ist diese Betrachtung eines Phänoens durch dreizehn Blicke ja auch die Betrachtung eines Zeitabschnittes. Das Thema Uhr passt also inhaltlich perfekt dazu, wie ich finde.
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