Unwirklich bekannt erscheint mir das Leben am Meer, immer wieder. Dieses mal ist es fast als träumte ich. Vielleicht traue ich dem Urlaub vom Leben noch nicht. Zu lange waren andere Dinge scheinbar bedeutsamer. Doch nun sehe ich die abertausend Muscheln am Strand liegen und ihre Schönheit, im Glanz der Abendsonne, lässt mich still werden und überwältigt mich gleichzeitig. Die Bilder des Meeres wechseln so langsam, eine wohltat, wie das Segelboot in der Ferne, dass zwar vom Wind geblähte Segel zeigt, sich also bewegt aber scheinbar doch steht. Die Entfernung zwischen ihm und mir ist so groß. - Nähe und Weite, ein ewiges Thema am Meer, während der warme Sand unter meinen nackten Füßen mir bei jedem Schritt etwas Kraft nimmt. Als wolle er sagen: Nun mach mal halblang, du bist am Meer! - Die Wellen der Flut nehmen mich gefangen, ziehen meine Gedanken mit sich, weit hinaus auf's Meer und mit jeder brechenden Welle bleibt in der Schaumkrone einzig der Moment zurück, vor meine Füße gespült. - Abdrücke im Sand, Spuren von Menschen für kurze Zeit. Ein Kommen, Verweilen und wieder Gehen. Unweigerlich rührt der Moment mein Menschsein im Innersten, wenn mein Blick den segelnden Möwen folgt und auf dem Weg zum Strand, mein Herz der Stimme der Nachtigall lauscht, die mich berührt, doch verborgen bleibt. Berührt das Verborgene grundsätzlich mehr? - Ich erinnere die Schilderungen von Ann Morrow Lindbergh, ihrer Erfahrungen aus „Muscheln in meiner Hand“ und nehme unweigerlich Anteil an ihrem Gefühl des freien Lebens am Meer. Einzelne Muscheln nehme ich in die Hand, bewundere sie, um sie anschließend aber wieder freizulassen. Loslassen können. -
Was passiert, wenn mich der Wind hier am Meer frei bläst, die Sonne mich so wärmt, als ob aus mir das pure Glück geboren werden könnte? Das Meer bewegt nicht nur Berge von Sand, sondern auch Fragen im Menschen. Mit Antworten kann ich mir Zeit lassen. Tage am Meer scheinen unendlich.
deine Schilderung der inneren und äußeren Welt beim Anblick des Meeres steigern meine Sehnsucht, endlich wieder das Thrakische Meer in vollen Zügen genießen zu können. Bald, sehr bald, ist es soweit. Ab Montag sind wir im gelobten Land unserer Träume...
Du solltest noch einmal die Rechtschreibung und die Interpunktion kontrollieren!
nicht zufällig hast du den Namen des strandlaufenden Sanderlings gewählt. Deine Kurzgeschichte gefällt mir auch. Nur der Satz "Unweigerlich rührt der Moment mein Menschsein im Innersten" klingt mir etwas zu theoretisch. Vielleicht etwas schlichter "der Moment rührt mein Innerstes" oder ähnlich?
Lieber Karlheinz, da freue ich mich mit dir, dass du bald wieder das Meer siehst und dich in deiner Wahlheimat aufhälst. Danke für deine Hinweise, habe nachgebessert und hoffenich nichts übersehen.
Lieber Thomas, wie gut, dass du mir widerspiegelst wie manche Aussagen auf dich wirken. Manchmal sind meine Formulierungen vielleicht "etwas drüber". Ein anderes Mal habe ich vielleicht keine gefunden, die meine Eindrücke besser wiedergeben könnten. "Der Moment bewegt mich innerlich"..ist glaube ich besser.
im Gegensatz zu Thomas hat mich genau dieser Satz, an dem er sich etwas gestört hat, am meisten berührt. Mich hast du an den Strand mitgenommen, deine Gedanken haben meine Gedanken angeregt und innere Bilder von Texel und der Nordsee auftauchen lassen. Mir gefällt deine Kurzprosa außerordentlich gut.
Liebe anna, es freut mich sehr, dass dir meine Kurzprosa gut gefällt. Dass du genau den Satz besonders ansprechend fandest, den Thomas theoretisch empfindet, lässt mich nun etwas ratlos zurück. Diese unterschiedlichen Eindrücke belegen vielleicht nur noch einmal, dass jedes Wort im Leser/in seine Entfaltung erlebt.
dann gebe ich als Prosaist (nicht kurz) auch mal meinen Senf dazu.
Zitat von Sanderling im Beitrag #6Diese unterschiedlichen Eindrücke belegen vielleicht nur noch einmal, dass jedes Wort im Leser/in seine Entfaltung erlebt.
Das kann ich nur 100% bestätigen, jeder liest und empfindet anders, das ist an den beiden Beispielen von Ralf und Hedda zu merken. Ich habe Deine Kurzgeschichte natürlich auch gelesen, lieber Thomas, Ihr wisst ja ich lese alles
Das Geschichtchen ist gut geschrieben, würde sich in einem Büchlein von Kurzgeschichten sehr gut machen, ich denke da mal an die Rubrik Naturbetrachtungen. Man kann ja für jedes Thema ein Buch schreiben, falls einem die Fantasie nicht ausgeht. Leider bin ich aber nicht Fan von solchen Kurzgeschichten, es sei denn eben als Sammlung. Bei mir müssen Geschichten lang genug sein, jetzt nicht unbedingt ein Roman gemeint. Ich habe sogar extra ein Plugin schreiben lassen, Kurzgeschichten mit 100 Worten habe es aber nie zum Einsatz gebracht, weil ich finde, genau durch das Wort Kurzgeschichte legt man einem Autor/in Ketten an.
in meinen Augen handelt es sich bei dem Text von Thomas auch keinesfalls um eine Kurzgeschichte, ich würde das eher als Prosafragment bezeichnen und könnte mir sehr gut einen autobiografischen Roman, bestehend aus diesen Prosafragmenten, vorstellen.
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