Und früge Er, ob Sie möcht mit Ihm gehen, und käm dann lang nichts über Ihre Lippen -nur zögernd tät Sie an der Tasse nippen- verstieg Er sich auf leises Liebesflehen.
Von Ihr wohl hörte man nur fernes Wehen, der Krinoline wundersames Wippen, das hohle Scheppern Ihrer spitzen Rippen. Sie gibt nur vor, als würd Sie Ihn verstehen!
So geht das vielen solcher Liebespaare! Vergebens leisten sie sich Liebesschwüre und ganz am Ende nahn die schlimmsten Jahre:
Der Mann, die Frau, dann raufen sich die Haare, das Herz schlägt wild und zu die letzte Türe, jetzt liegt die Liebe wund auf ihrer Bahre...
Lieber Karlheinz, schwere Kost, denke ich spontan, ..nachdem ich mich durch dein Sonett gelesen habe, und das durchaus mit einer gewissen Anstrengung, da die Hebungen und Akzente für mich erst einmal aufzuspüren waren. Dein Sprachstil mag dazu auch beigetragen haben. Der tragische Inhalt lädt dazu ein, gemeinsam ein Klagelied anzustimmen.
Hier lese und betone ich eine Hebung zu viel, es sei denn, du wolltest zu Beginn mit der Anzahl der Hebungen absichtlich Ausbrechen. Oder, ich betone halt anders als du.
warum verwendest du in den Quartetten den Konjunktiv? Gleichzeitig deutet "Krinoline" in die Vergangenheit. Ich verstehe nicht ganz, was du da mit uns Lesern treibst.
Er und Sie stehen für Generationen von erst Liebes- und dann Ehepaaren seit der „Entdeckung“ der Liebe und Treue als Grundlage für exklusive Dauerbeziehungen. Diesen Irrweg gehen viele seit dem 19. Jahrhundert, wofür die Krinoline steht.
ok, dann denke ich, du möchtest mit dem Konjunktiv eine historische Distanz ausdrücken. Wäre es nicht gut dieses bis zum Ende der Quartett durchzuführen, d.h. statt "Sie gibt nur vor, als würd Sie Ihn verstehen!" zu sagen "Sie gäbe vor, Sie würde Ihn verstehen." ?
Insgesamt etwas dunkel. Ich hoffe es ist kein universelles Gesetz, dass die Sache schief gehen muss.
eben nicht, denn dieser Irrweg, wird ja immer noch häufig beschritten. Sie „gibt“ nur vor steht genau deswegen da, weil das typisch, vielleicht wie du sagst universell ist, eine Falle eben...
seltsam, ich habe gar keine Schwierigkeiten gehabt, das Sonett zu verstehen und fand das früge sehr passend zur Krinoline ( übrigens eines meiner Lieblingsbücher "Die Krinoline bleibt in Kairo"). Die einzige Frage, die ich mir gestellt habe, ist, warum das ER groß geschrieben ist.
Mir gefiel das Bild der wunden Liebe auf der Bahre übrigens sehr gut.
Liebe Grüße
anna a.
PS: Ich gestehe, das Sonett und ich - wir sind keine Freunde! Deswegen habe ich vermutlich für Hebungen und Senkungen kein Gespür...
um das Wörtchen „früge“ habe ich tatsächlich lange mit mir selbst gerungen. Diese ungewöhnliche Form habe ich dann aber dem gebräuchlicheren „fragte“ vorgezogen, weil es schön altertümlich klingt und tatsächlich eine schon länger zurückliegende Zeit signalisiert. Die Krinoline macht es dann endgültig klar, dass wir uns im 19. Jahrhundert bewegen. „Er“ meint natürlich nicht Gott, sondern den Mann schlechthin und „Sie“ die entsprechende Frau. Die Liebe wund auf der Bahre schien mir ein passendes Bild für die romantische Liebe, wenn sie vergangen ist.
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