Die Straßen gähnen abgenagt gelangweilt in den Tag hinein und Ratten huschen ungefragt, in Scharen, flusswärts aufgejagt, durch Unrat und Verlorensein.
Der Asphalt stinkt aus seinen Poren, ein Veilchen lächelt unverdrossen aus einem schmalen Spalt geboren, zum schlichten Dasein auserkoren, als sei’s vom Schicksal hingegossen.
Die Stadt erwacht aus einem Traum von Glamour, Glanz und Gloria, ich atme tief am Panke - Saum, und bücke mich nach Federflaum, im Eichenlaub ein Nest - guck da!
Der Frühling springt von links nach rechts, ich fasse nicht, was hier geschieht. Die Säuglingsamme stöhnt und ächzt, der alte Mann am Ufer lechzt nach seinem Heimatklanggebiet,
bei dem die Ratten in es-moll absurde Phantasien hegten. Gestrandete am Wegrand voll mit Schnaps und ungeahntem Groll Erinnerungen zeitlos pflegten.
dein "Zeitrand" ist gut gelungen, denke ich. Wie von dir nicht zu erwarten, ist das Gedicht voller interessanter und wirkungsvoller Bilder. Der Fünfzeiler mit der Reimfolge abaab hat die zum Inhalt passende verzögernde Wirkung.
Drei Anmerkungen: Könnten die Ratten in der ersten Strophe nicht "aufgejagt" statt "unverzagt" sein? In der zweiten Strophe wäre das Veilchen vielleicht besser "vom Schicksal ausgestoßen" als "hingegossen". in der vorletzten Strophe lässt der von links nach rechts springende Frühling (ein schönes Bild!) etwas Eigenartiges erwarten. Aber die (ächzende) "Säuglingsamme" kommt mir etwas zu plötzlich daher, als dass ein Bild tragfähiges entstehen könnte. Wir sind ja im Freien, an der Panke. Was macht sie da? Schiebt sie einen Zwillingskinderwagen? Oder Trägt sie ein Elefantenbaby?
vielen Dank für deine Anregungen, die ich zum Teil sehr gerne übernehme. Aufgejagt - das ist genau das Wort, das ich gesucht und nicht gefunden habe. Das Veilchen möchte ich hingegossen lassen, da es dort wie zufällig liegt, stoßen wäre mir zu heftig von der Bewegung.
Was die Säuglingsamme betrifft, so spielt das Gedicht nicht heute, sondern eher Anfang des vorherigen Jahrhunderts. Da haben Ammen vielleicht doch irgendwo versteckt die Säuglinge genährt und dabei gestöhnt. Das Stöhnen könnte zum Beispiel auch aus einem Fenster irgendwo im ERdgeschoss einer Wohnung an der Panke erfolgt sein.
Beste Grüße und danke für die Auseinandersetzung damit.
Liebe anna, "am Rande der Zeit" entfesselst du viele Bilder, voller Farben und Gerüche, die meine Fantasie anregen. Das Reimschema und der Wechsel der Kadenzen gefällt mir auch sehr gut. Nix zu meckern!
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen,
den weiteren Betrieb zu finanzieren.
Deine Spende hilft!
Spendenziel: 144€
35%
Forum online seit 10.11.2013 Design by Gabriella Dietrich