Was soll denn das Gegreine, die Welt sei ungerecht und hart? Gehört sie dir? Sie ist nicht deine, das Leben hat dich da genarrt. Was soll denn das Geweine, dem Menschen fehlte es an Glück, es gäb statt Kuchen meist nur Steine, was Böses säße dir im Gnick. So siehst du Schatten, nie die Sonne. Du machst die Nacht zu deinem Tag. Doch haust du nicht in einer Tonne, vorerst auch nicht in einem Sarg. Genieße, freue dich spontan, was Tag um Tag dir vor die Füße fällt. Viel Schönes kannst du so erfahren, auch dieses bietet deine Welt.
bevor ich Kritisches anmerke, möchte ich das Positive voranstellen: Du hast Dir für dein inhaltliches Anliegen eine interessante und nicht sehr einfache Form gewählt und diese auch recht konsequent umgesetzt (einen eingeworfenen Dreiheber zwischen lauter Vierhebern sehe ich eher als eine Erfrischung als einen Formverstoß). Ich vermute, das wird den Forumsmitgliedern zu Recht sehr gefallen.
Als Überschrift wähltest Du Trost. Das LI versucht dem LD Trost zu spenden. Dabei sollte es allerdings aufpassen, dass es den eigenen Unmut über den Gemütszustand des LD nicht zu sehr in den Vordergrund rückt. Damit will ich auf die wortwörtliche Wiederholung des Kolons "Was soll denn das ..." anspielen. Wenn ich mich in das Gemüt des LD hinein versetze, käme mir als Antwort das wohlbekannte "Du kannst mich nicht verstehen" als Totschlagargument in den Sinn. Die Wiederholung lässt das LI genervt erscheinen, keine gute nachvollziehbare Basis für eine Trostspende.
Verkürzung von Vokalen, um im Rhythmus zu bleiben, kann ein probates Mittel sein, muß aber wohl überlegt sein. Bei "Gnick" teile ich Helianes Anmerkung. Ich würde sagen, nein das geht nicht, schon die Lautähnlichkeit zu "Knick" ließe mich ein schiefes Grinsen entlocken.
Das als Antagonismus gedachte Wortpaar Kuchen/Steine hat eine weit hergeholte Logik und wirkt auf mich etwas reimgeschuldet. Ich vermute, die Steine waren zuerst gesetzt und dir für die Form wichtig. Dann bliebe nur, über den Kuchen nachzudenken. Wie wäre es mit "Edles".
Den Rhythmus innerhalb der Verse hast Du gut hinbekommen. Der Rhythmus über die Zeilenenden hinweg könnte m.E. einen Feinschliff vertragen. Du hast einen konstanten unbetonten Versauftakt gewählt und wechselnde Kadenzen. Das ergibt unterschiedliche Zeilenübergänge, die einerseits wirkungsvoll sein können, einem Versgeleier zu begegnen, die aber auch andererseits mit dem Satzrhythmus harmonieren müssen.
ZitatGenieße, freue dich spontan, was Tag um Tag dir vor die Füße fällt.
Wenn Du Verben aufzählst, sollten die anderen Satzteile zu jedem Aufzählungselement harmonieren:
Genieße ... was dir vor die Füße fällt - ok
Freue dich ... was dir vor die Füße fällt - hm
Ich hoffe, Dir mit meinen Anmerkungen weiter geholfen zu haben und wünsche Dir viel Spaß hier. Du findest hier einige sehr kompetente Mitstreiter. Ich bin selten hier präsent, schaue aber immer gern vom Spielfeldrand zu.
Viele Grüße Eremit
Hör auf mit dem Gegreine, die Welt sei ungerecht und hart. Warum meinst du, wär sie nicht deine - welch Zweifel hat dich da genarrt. Was soll denn das Geweine, dem Menschen fehle es an Glück, er find statt Edles stets nur Steine, ihm säß das Böse im Genick. Du siehst den Schatten, nie die Sonne und machst die Nacht zu deinem Tag, haust dich am liebsten in die Tonne, und graust dich doch vor deinem Sarg. Genieße, siehe was spontan, dir täglich vor die Füße fällt. Schon wird dir Schönes widerfahren in dieser, ach, so bösen Welt.
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