Brausend weht der Wind durch buntes Laub im Baume, Spinnennetze färbt die Abendsonne rot. Hoffnungslos verzagt und einsam selbst im Traume, scheint die einzig Liebe doch zum Winter tot.
Ihm zum Trost erblüht sie jetzt im Wiesengrunde, aus dem Nichts heraus ein reiches Blütenmeer. Schönheit ragt empor jetzt im Verbunde, dicht an dicht das wundersame Farbenheer.
Keusch erstrahlt die lila Pracht, verlockt zum Pflücken, Schmetterlinge schweben ein im Pollenduft. Kräuterfrauen sich zu zarten Blüten bücken, Trost bei Gicht, den Unbedarften führt's zur Gruft.
Selbst im Herbst, wenn vieles ruht erblüht das Leben. Auch im Winter baut so mancher noch ein Haus. Frei von jeder Zeit erwächst der Hoffnung Streben, immerwährendes Erneuern reift nie aus.
sehr schöne sechshebige Zwölf- und Elfsilber! Stimmungsvoll und zugleich lehrreich! Bei Zeitlosen gibt es eine rhythmische Unwucht, und das Komma in der 3. Zeile der 1. Strophe ist überflüssig.
mir gefällt, dass du die Herbstzeitlose als Bild nutzt, um den Herbst einen Ode zu singen, dem Herbst samt seiner Ambivalenz zwischen Trost und Gruft, wie die letzte Zeile der dritten Strophe sagt.
Ich hätte ein paar kleine Vorschläge: In Strophe 1 Zeile 2 würde ich sagen: " Spinnennetze färbt die Abendsonne rot." und in Zeile 4: " scheint die Liebe doch für ihn im Winter tot."
Als erstes Wort der zweiten Strophe wäre "Ihm" vielleicht besser als "Wie", denn es ist ja Trost. In der vierten Zeile würde ich "Farbenheer" zusammen schreiben, genau wie 2 Zeilen später " Pollenduft". In der folgenden Zeile müsste wohl "zur" statt "zu" in der folgenden "führts" statt "füht" stehen.
Liebe Grüße Thomas
P.S.: Carlinos Kommentar hat mich überholt. Die leichte Tonbeugung bei "Einsame" und "Zeitlose" ist meiner Meinung nach vertretbar, da sehr schwach betone Silben folgen und dadurch die Endsilben in beiden Fälle ausreichend Ton bekommen.
das freut mich sehr, dass du Gefallen an meiner Ode an den Herbst findest. Die rhythmischen Knackpunkte waren mir aufgefallen, aber ich sah sie als nicht so bedeutsam an, sah sie eher ( und notgedrungen ) als Akzent an. Ich überarbeite/überdenke mal alle Vorschläge zu möglichen Änderungen.
Lieber Thomas, Inversionen scheinen zu mir zu gehören wie die Liebe zur Natur. Manchmal finde ich sie ok., ein anderes mal fallen sie mir gar nicht auf. Ich glaube, ich bin im Denken, Sprechen und Schreiben manchmal einfach "verdreht". Danke für deine geduldige und differenzierte Richtigstellung, die ich gerne übernahm. Danke auch, dass dir meine Ode gefällt.
Liebe Heliane, es ist schön, dass dir mein Gedicht gefällt, auch wenn es ab und an holpert. Ich schaue was ich noch glätten kann, ohne dass es sich zu viel vom Ursprung entfernt. Danke für deine Korrekturen und neuen Ideen!
eine Ode an den Herbst - das finde ich großartig im Zusammenhang mit der Herbstzeitlosen. Es sind die Übergangszeiten, die uns oft am Herzen liegen und im Falle der Herbstzeitlosen ist es der Übergang von der einen zur anderen Dosierung, die den Übergang zwischen Genesung und Tod markieren.
In der letzten Strophe ziehst du sogar noch ein fast philosophisches Resumee aus der Betrachtung der kleinen scheuen Pflanze - sehr treffend wie ich finde.
So ist mir auch durch dein Gedicht, wie durch die Gedichte der anderen, die Herbstzeitlose ein wenig näher gerückt. Daher danke für deine Anregung zu dieser Aufgabe.
Liebe anna, danke für deinen schönen Kommentar. Es ist immer wieder schön zu lesen was DU aus meinen Gedichten liest. Es steckt offensichtlich mehr in den Zeilen als die Summe ihrer Worte. Nicht immer bewusst. Vielen Dank! Herzliche Grüße der Sanderling
lieber Sanderling ich bin ganz entzückt von deiner Herbst-Ode, nur ich kann mein Entzücken nicht besser äußern als es schon anna getan hat. Darum lass ich es dabei und grüße von Herzen
Liebe Ilona, es freut mich sehr dass dich die Ode an den Herbst so anspricht. Es liegt wirklich ein besonderer Zauber auf der Herbstzeitlosen, da lagen die zahlreichen Metaphern nahe. Herzliche Grüße der Sanderling
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