Wayan, nachts ist er Ge/wehrlos

Hund, auf mit dir durchs Minenfeld!
Zeige uns den sichersten Weg zum Feind.
Töte Hund, marschiere Hund.
Wache Hund, spioniere Hund.


Der, den sie Hund rufen, ist vorne dabei.
Sein Gewehrkolben zählt die Toten nicht mehr.
Er ist der devote Hund der Kompanie,
jedem Befehl gehorchend.

Nur in stillen Nächten
betet er zwischen Ruinen,
hört seinen Gott weinen,
seine Mutter streichelt seine Wange.
Liebevoll nennt sie ihn Wayan.
Seine nassen Augen zählen vierzehn Jahre.

Wayan, ein Kindersoldat,
der Hund der Kompanie.

Liebe Ilona,

da hast Du Dir wirklich ein ganz trauriges Thema gesucht und es ist eine Schande der Menschheit wie Kinder verdorben und ausgenutzt werden, Kinder, die die Liebe und Fürsorge der Eltern und der Gesellschaft brauchen und groß und stark zu werden.
Allerdings, solange er seinen Gott noch weinen hört, betet und noch selbst weinen kann, ist seine Seele noch nicht ganz verdorrt und zerstört.

Als „Hunde-Freak“ stört mich aber hier das „Gezähmte“, was von zahm kommt.
„Abgerichtet, oder dressiert“ würde hier besser passen.

Liebe Grüße, Heidi

Liebe Ilona,
eindringlich und dicht dein Text.
Ich habe, wie du weißt, keine Ahnung von freier Lyrik.
Deshalb beziehe ich mich im Kommentar auf das,
was ich immer tue.
Die Wirkung auf mich, die Bilder aus der Sprache, die du wähltest.

Dein Spiel mit den Paradoxien ist so sinnbildlich.

"Zeig uns den sichersten Weg zum Feind."

Im Krieg sichere Wege aufzeichnen?

"Töte Hund, auf mein Befehl." (meinen Befehl, sollte es vielleicht heißen?)

"Seine nassen Augen zählen vierzehn Jahre."

Ein sehr ausdrucksstarker Satz. Und ein dichtes Bild zum Schluss, um den Wahnsinn des
Kindersoldatentums anzuprangern.


herzliche Grüße,
der Sanderling

liebe Heidi
danke für den Einwand. Du hast völlig Recht. Ich habe aus dem gezähmten Hund nun einen devoten Hund gemacht. Dressiert und abgerichtet hörte sich für mich zu spielerisch an. Nein hier geht es ja nicht um Kunststückchen lernen.
Vielen Dank für Dein Lob.
Lieber Thomas, vielen Dank für Deine Gedanken.

Zitat

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"Zeig uns den sichersten Weg zum Feind."
Im Krieg sichere Wege aufzeichnen?

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Die Kindersoldaten werden als erstes durch Minenfelder und Ruinen gejagt. Sie sind am wenigsten "Wert" in den "Armeen" ganz gleich ob es sich um Söldner, Rebellen oder sonst was handelt. Die Armee findet für diese Aufgabe Kinder am geeignetsten.
Es gibt eine "Liste der Schande". Dort führt die UN Staaten, Terrorgruppen und Armeen, die Kinder rekrutieren und töten. Eine Schade ist es aber auch, das die UN Saudi -Arabien von dieser Liste auf Druck streicht um Gelder zu bekommen.
Ein Gedanke der mich zu diesem Gedicht bewogen hat.
Diese Kindersoldaten sind Täter und Opfer zu gleich. Wir müssen wenigstens mit unseren Mitteln dagegen an kämpfen.
Vielen Dank für Dein Lob.

herzlich Ilona

Liebe Ilona, du triffst mich; gnadenlos taumel ich durch die Bilder, geschockt wegen der Grausamkeit, der Gewalt, der Machtlosigkeit. Alles, alles ist genau so wie du es schreibst und das macht mir das Herz schwer. Wie lange ist ein Mann ein Kind. Wayan ist nie über den kleinen stolzen Angeberjungen hinausgekommen. Er musste nachts nie weinen, schon gar nicht über seine Taten. Das ist eben der Unterschied zwischen Film und Realität. Du pickst dir hier einen heraus, ein Kind das noch nicht weiß, dass er für seine Vorgesetzten ein "Hund" ist, so wie all die Anderen Befehlsausführer, die es eigentlich auch nie begreifen. Sie durchschauen nicht dieses "Spiel" von Macht und Geld, worum sich letztendlich alle Kriege drehen, auch die Kriege im Namen der Religionen. Ein Gedicht das man in die Welt hinausschreien müsste.
LG Heike

Liebe Ilona,
anfang des 19. Jh. wurde ein viel beachtetes und noch heute zum Lehrstoff ALLER europäischer Armeen gehörendes Buch mit dem Titel „Vom Kriege“ geschrieben.
Ich habe nur die Rezension und ein paar Auszüge gelesen. Sie sind ausreichend, um zu „verstehen“, dass ein Krieg notwendige Opfer fordere, egal, ob ihm Erwachsene, Kinder oder Babys im „Feindesland“ zum Opfer fielen – dies ist die „Moral“ des Kriegshandwerks des Herrn von Clausewitz. „Feindeskinder“ werden sogar in unserer „zivilisierten“ Welt für Himmelfahrtskommandos eingesetzt und alle schauen zu. Sklaven gibt’s nicht mehr und als Gefangene sind die Kinder zu teuer, also werden sie „nutzbringend verheizt“ – ist doch logisch, oder? Sie sind „Sachen“ wie beispielsweise Delphine, die für schreckliche Dinge dressiert werden und dabei draufgehen.

Zur Form deines Gedichtes kann ich nicht viel sagen. Für mich haben freie Rhythmen eine Melodie, die singbar sein sollte. Deine Verse sind (für mich!) eine, wenn auch äußerst gefühlsbetonte, Schilderung eines Zustandes, der dich (und nicht nur dich!) sehr wütend macht.
Freie Rhythmen sollten nicht als Prosa gelesen werden können. Reihe ich deine Verse fortlaufend, so lese ich sehr gelungene Prosa, einen Unterschied kann ich nicht erkennen.

Zwei Kommas fehlen dir:
Der, den sie Hund rufen Komma, ist vorne dabei.
Wayan, ein Kindersoldat Komma,

Herzliche Grüße,
Heliane.

liebe Heliane,
wenn ich will kann ich viele Gedichte von Klopstock die er als freie Rhytmen bezeichnete sehr gut in ein Fließtext auch als Prosa lesen.
Für mich hat mein Gedicht einen Rhytmus. Einen Rhytmus der aufwühlt.

Danke für die Komma Korrektur
herzlich Ilona

lieber Thomas
Mein Gedicht wird getragen von dem Paradoxus: ein Mensch wird wie ein abgerichtetes Tier behandelt. Er wird Hund gerufen. Er wird durchs Minenfeld gejagt, er muß töten, er muß spionieren, er muß sich in Gefahr begeben um die Truppe einen Weg zu zeigen. 100000 von Kinder werden verschleppt und wie Hunde abgerichtet. Entweder sie werden gefügig oder sie werden wie Vieh über Minenfelder gejagt. Amnesty International berichtet von Kindern die unter Drogen gesetzt werden um wie Killermaschinen zu arbeiten. Kein Kind will das erleben. Auch wenn viele Kinder nicht mehr in der Lage sind zu entscheiden, was feiger Mord ist.
Du fragst gegen wen den Text anklagt.
Jeder der diese Kinder zu Kindersoldaten ausbildet und mißbraucht, jeder der dafür sorgt das Kinder an die Waffen müssen. Jede Organisation die nicht genug anklagt und sogar wie bei der UN 2016 geschehen Länder aus Geldgier von "der Liste der Schande" streicht ist hier auf der Anklagebank.
herzlich Ilona

Liebe Ilona,

ein dramatische Geschichte. Auch wenn sie nur entfernt von uns stattfindet sollte sie doch auch hier Beachtung finden. Im gesicherten Wohlstand wird das Leid der Welt, das den weitaus größeren Anteil hat, oft verdrängt und nicht wahrgenommen. Auch in Deutschland ist das Leid groß 6,5% abgehängtes Präkariat 536 000 Obdachlose davon 29000 Kinder, was auch mangelnde Versorgung und Pflege zur Folge hat. Deine Aussage ist gut und gefällt mir, doch ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit für das Leid in unserem Land.

LG Hans

hallo Hans
danke für Dein Lob. Natürlich wünsche ich mir auch mehr Aufmerksamkeit gerade gegen Kinder und Obdachlose und Behinderte.
Jeder kann dafür etwas tun und keinem sollte diese Leid egal sein.

Lieben Gruß
Ilona

Liebe Ilona,
es geht nicht ums Wollen, alles dreht sich um den Sprachfluss. Mir ist Klopstocks Werk in seiner Gesamtheit nicht geläufig, aber ich bin mir sicher, dass er klug genug war, seine eigenen Regeln zu freien Rhythmen NICHT umzustoßen, wäre das nicht absurd?
Kannst du die Zeit bitte erübrigen, mir einen durchgängigen Rhythmus in deinem Gedicht zu zeigen?
Fragende Grüße,
Heliane.

liebe Heliane,
es gibt hier keinen durchgängigen Rhytmus. Der ist auch bei freien Rhytmen nicht gefragt.
Lies doch bitte mal: http://www.einladung-zur-literaturwissen...id=41:kapitel-6 oder https://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Rhythmen
Wo hast Du gelesen das in freien Rhytmen durchgängige Rhytmen grfragt und nötig sind?
fragende Ilona