In sich selbst überstürzt, ein dem Käfig entkommener Vogel, wollte ich selbstbefreit Gesetze nicht erleiden, doch mit der Zeit erkannte ich bescheiden, ich gehe nur, als folge ich der Spur, die du mir vorgeschritten, die wunderbar mich Tastenden begleitet, mich ganz und gar zu wahrer Freiheit leitet.
es gibt immer eine Spur der wir folgen können oder auch sollten. Wer eine eigenwillige Freiheit auf einer eigenen Spur gehen will wird Freiheit verlieren. Die größte Freiheit wird auf der Spur gefunden die uns allen vorbestimmt ist und der wir nur mit Freiheitsverlust entrinnen können. Gegen Unvermeidliches sollten wir nicht kämpfen, sondern in bestmöglicher Weise mit ihm gehen. Dies kann in verschiedener Weise gesagt werden. Deine Aussage gefällt mir in diesem Sinne sehr gut.
Lieber Thomas, deine Verse lesen sich wie ein Gebet, es fehlt nur das Amen. Darum mag ich den Inhalt bzw. die Aussage nicht besonders. Warum sind wir die Bittenden, Tastenden, Leidenden, Büßenden .....? Sehr gut gefällt mir dein Hinweis auf die Bescheidenheit, denn sie gerät leider immer mehr in Vergessenheit. Zur Form kann ich gar nichts sagen, nur dies: Die Zeilenumbrüche sind gut gesetzt, dadurch entstehen keine unverständlichen Satzfetzen . Sehr gerne gelesen und darüber nachgedacht. Herzliche Grüße, Heliane.
vielen Dank für deine Meinung, es geht mir tatsächlich um den Begriff der Freiheit, der sich (vielleicht bei jedem Menschen) mit der Zeit ändert.
Liebe Heliane,
die Idee mit dem Gebet ist interessant, leider hat sie dich dazu verleitet an "Bittenden, Leidenden, Büßenden" zu denken, wo ich doch nur "Tastenden" geschrieben - und gemeint - habe, und einen religiösen Inhalt in diesem Sinne vermeiden wollte. Vielleicht kannst du dich dem Inhalt besser nähern, wenn du dir die Spur ganz "unchristlich" als Ausdruck einer universellen (jenseits formaler Logik liegenden) Harmonie vorstellst.
lieber Thomas ich musste als ich Helianes Kommentar gelesen habe schmunzeln. Schmunzeln, weil auch ich mich zuerst in dieser Gottesspur befand. Doch gleichzeitig dachte ich auch an mein Gedicht .... "Verirrt" ...Zürnten den Alten, die am Herdfeuer hockten, erkennen: auch wir sind am Weg angeschirrt! Wohin nur sind Jugendtraum und alles Hoffen? Wir haben uns wie die Kinder im Walde verirrt. Ich lese Dein Gedicht als eine Erkenntnis des Alterns, des Weise werdens. Wir gehen alle in Spuren die vor uns gegangen wurden, ob durch Eltern oder andere Bezugspersonen. Nur bei Deiner Erkenntnis ...
Zitatmich ganz und gar zu wahrer Freiheit leitet.
da bin ich mir nicht sicher. Darüber muss ich mir noch länger Gedanken machen. A) ist es fraglich ob ich die wahre Freiheit wirklich erlange. B) warum gibt es selbst im Alter noch so viele offene Fragen, welcher Weg der richtige ist und wo die wahre Freiheit liegt.
Es freut mich, dass dir die Schwierigkeit des Schlusses "mich ganz und gar zu wahrer Freiheit leitet" aufgefallen ist.
Du sagst: "A)ist es fraglich ob ich die wahre Freiheit wirklich erlange. B) warum gibt es selbst im Alter noch so viele offene Fragen, welcher Weg der richtige ist und wo die wahre Freiheit liegt."
Beide Fragen hängen zusammen und sind nicht leicht zu beantworten. Ich könnte es mir einfach machen und sagen, dass "leiten zu" natürlich meint, dass das Ziel nicht erreicht wird. Aber so leicht will ich es mir nicht machen, sondern ich möchte versuchen dir ein Bild vor Augen zu stellen, welches die Antwort erahnen lässt.
Stelle dir vor, all unser Denken, Wissen und Fühlen spiele sich in einer Ebene ab, in der alles gesetzmäßig erklärbar ist, weshalb in der Ebene selbst Freiheit nicht möglich zu sein scheint. Stelle dir nun vor, die Freiheit scheine aus eine anderen Dimension in diese Ebene hinein, und zwar so: Stelle dir die "Kugel der Freiheit" vor, die mit dem Südpol auf dieser Ebene liegt, und von deren Nordpol Strahlen ausgehen, die durch die Kugel scheinen und auf ihrem weiteren Weg die Ebene treffen. Dort, wo sie die Ebene unseres Denken, Wissens und Fühlens treffen, spiegeln sie das jeweilige Moment der durch die Kugele definierten Freiheit, welches unser Denken, wissen und Fühlen in diesem Augenblick verwirklichen kann. Der Nordpol der "Kugel der Freiheit" ist das Licht der absoluten Freiheit, welche wir in der Ebene – wieweit wir auch ihrer Grenze entgegenstreben – niemals ganz erreichen werden.
Hoffentlich ist mein Bild verständlich, wozu vielleicht Papier und Bleistift nötig ist, da es ein poetisch-geometrisches Bild ist. Es schadet auch nichts, dabei an den letzten Abschnitt von Dantes Göttlicher Komödie zu denken.
lieber Thomas Du hast es sehr schön erklärt. Ich hatte vor 15 Jahren das große Glück im Oktober im Norden von Norwegen. Dort habe ich die Polarlichter gesehen und es war ein wahnsinniges Gefühl von Freiheit. In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl dort hinter den Strahlen liegt die wahre Freiheit und ein kleines bisschen strahl davon zu mir herüber.
ja, dieses herrliche Spiel der Sonne mit unserer Erde! Genau das ist es, es scheint paradox, aber gerade das Eingebundensein in eine universelle Harmonie oder Ordnung vermittelt das Gefühl von Freiheit, die nicht an mein kleines anarchisches Ich gebunden ist.
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