Die Welt erscheint mir in dem Licht,
das sich in meinen Augen bricht.
Sei Schönes nur allein mein Wille,
kauf ich mir eine rosa Brille.

Ich seh, was ich zu seh’n bereit …
und wohin mein Begehren lenkt.
Meist ist es fern der Wirklichkeit –
Verborgenes wird mir geschenkt.

Sind es die Selbstverständlichkeiten,
die ich nicht eingestehen will?
Gut und auch schlecht sind alle Zeiten!
Ich nehme wahr, was laut und schrill.

Sobald ein Sturm das Blatt wegfegt,
worunter sich die Wahrheit regt,
lern ich vielleicht auch das zu seh’n?
Das Unbewusste ist oft schön!

Warum mach ich mich nicht ans Werk
und schenke dem mein Augenmerk?

lieber Ulrich
wie sehr hast Du doch Recht mit Deiner Aussage.
Erst gestern war ich zum Kaffee bei einer Nachbarin. Sie klagte über die vielen Flüchtlinge und sah die Zukunft völlig schwarz.
Als sie dann in ihrem Küchenschrank kramte um mir von ihrem leckeren Kuchen etwas einzupacken fielen ihr die gesammelten Tupperschüsseln entgegen. Und sie fragte mich, ob ich auch nichts wegschmeißen kann was sich über die Jahre so angesammelt hat? Inzwischen könne sie mit dem
"ganzen Kram" drei Haushalte ausstatten. Ich fragte sie: warum sie denn jammert und Angst um ihre Zukunft hat.
Die Antwort: Ich nehme gar nicht wahr wieviel ich habe.
Genau so ist es, wir schätzen unseren selbstverständlichen Reichtum nicht mehr. Eigentlich ist es doch sehr schade. Anstatt glücklich zu sein raffen wir immer mehr ohne es wirklich zu brauchen.
Dein Gedicht hat es wieder deutlich gemacht.
herzliche Grüße
Ilona

Liebe Ilona,
Dein Beispiel passt sehr gut. Ich darf noch eines hinzufügen: Ein Freund (Lehrer) beklagte sich über die unfreundlichen Lehrlinge. Dann kam er zur Psycho-Kur und nun freut er sich über den einen, der ihn begrüßt. Das Schwarzsehen ist jedoch nicht immer dieser Sicht unterzuordnen. Manchmal ist es leider berechtigt. Wie sagt man doch so schön, es kommt immer darauf an... Sowohl Optimismus wie auch Bedenken haben in gesunder Mischung ihre Berechtigung. Für die eigene Psyche halte ich es für wichtig, auch immer das Gute und Schöne zu suchen. Da gibt es eine schöne alte chinesische Geschichte (leider kam schon ein anderer vor mir auf die Idee, daraus ein Gedicht zu machen). Vielleicht kennst Du sie? Der Tenor war immer der Satz: Ich weiß nicht wozu das gut ist?
Hab herzlichen Dank!
LG Ulrich

Lieber Ulrich,
ständig und überall herumzudeuteln, bringt keinen Schritt weiter, Humorlosigkeit und Schwarzseherei ebenso wenig. Darum gefällt mir die Aussage der beiden letzten Verse besonders gut .
Einige Verse tanzen ein wenig aus dem Jambus. Und weil dieses Gedicht nicht, wie ich vermute, zum Singen gedacht ist, könntest du noch etwas dran basteln.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,
da ich nicht nur die Menschen schlecht machen soll, dachte ich eben einmal andersrum. Wie gesagt, es wurde darum auch nicht lustig?
Schön wenn auch etwas Ernstes gefällt. Am Jambus zu basteln, ohne den Sinn und Fluss zu stören??? Dabei will mein PC mir nicht helfen.
Danke fürs Anmerken.
LG Ulrich