So schön Du bist – Dich werd ich ewig hassen! Du Alb des Tagtraums kamst mir allzu nah, zu tief ich Dir ins tote Auge sah, Dein Opfer, mich, wollt´st Du erblassen lassen!
Du stiegst auf mich - so konntest Du mich fassen - am Halse drücktest Du - am Kehlkopf – da Als Weib getarnt, erschienst Du mir - ganz nah Dein Auge war´s, ich werd es immer hassen!
Und nimmer werd ich Dich vergessen - nimmer Vergessen sucht´ ich, doch es ward nur schlimmer: Nach unten zog Dein Auge mich - nach unten!
Dein Blick sich bohrend in mein Auge ätzte, mich tief, ganz tief, im Innersten verletzte! So bitter-süß Dein Aug in meinen Wunden!
man sieht dich förmlich in Polypenarmen gefangen. Sehr wirkungsvolles Sonett, durch die eindrucksvollen Bilder und den (sonett-untypischen, aber hier passenden) stoßenden Rhythmus. Beeindurckend gut.
was für widersprechende große Gefühle Du hier beschrieben hast, eine Begegnung wie ein verzehrendes Feuer und Du hast es geschafft eine wirkliche Dramatik hier in das Sonett einzubauen und ich frage mich, wer hinter diesem, als Weib getarntem Auge verborgen war. Es hört sich fast wie der Tod an. Du hast hier unterschiedliche Endungen eingebaut, was die Ambivalenz der Beziehung noch deutlicher macht. Ein großartiges und starkes Gedicht. Ich bin fasziniert und erschreckt zugleich.
Lieber Karlheinz, was für ein Alptraum und doch so süß das man nicht von ihm lassen kann. Da bekomme ich Gänsehaut beim Lesen. Aug in Auge mit dem Tod, getarnt als Weib, der Sünde? was auch immer es ist eindrucksvoll und toll geschrieben. LG Heike
#5 | RE: Aug in Auge.
21.11.2016 14:57 (zuletzt bearbeitet: 21.11.2016 14:58)
Heliane
(
gelöscht
)
Lieber Karlheinz, war es wirklich ein verliebter Krake, der dich attackierte? Ich befürchte, Thomas hat Unrecht. Ich gehe mal deine Strophen nach meinem Verständnis durch:
So schön Du bist – Dich werd ich ewig hassen! Du Alb des Tagtraums kamst mir allzu nah, zu tief ich Dir ins tote Auge sah, Dein Opfer, mich, wollt´st Du erblassen lassen! Schön? Ja, es gibt viele Lebewesen, die sehr schön sind. Tote Augen? Gibts ein Lebewesen, das tote Augen hat? Zum Kraken: Sie sind in der Tat sehr schön, vor allem in ihren Bewegungen; im Berliner Zoo gibts ein paar. Aber haben sie tote Augen? Und sind sie angriffslustig? Nee!
Du stiegst auf mich - so konntest Du mich fassen - am Halse drücktest Du - am Kehlkopf – da Als Weib getarnt, erschienst Du mir - ganz nah Dein Auge war´s, ich werd es immer hassen! Hier frage ich mich, welches Bild dir vorschwebt? Wer oder Was würgte dich, war getarnt als Weib? Zum Kraken: Er kann nicht „steigen“, fassen und drücken sehr wohl; kann er sich tarnen? Selbst die Tinte vermag kein Weib aus ihm zu zaubern.
Und nimmer werd ich Dich vergessen - nimmer Vergessen sucht´ ich, doch es ward nur schlimmer: Nach unten zog Dein Auge mich - nach unten!
Dein Blick sich bohrend in mein Auge ätzte, mich tief, ganz tief, im Innersten verletzte! So bitter-süß Dein Aug in meinen Wunden! Hierzu fällt mir nichts weiter ein. War es ein Traum, den du nicht vergessen kannst, der eine Verschmelzung von Liebgewonnenem und Verhasstem vereinigte? Ich frag mal dein lyrisches Ich . Es ist ein sehr schönes, experimentelles, vor allem geheimnisvolles Sonett, das mir sehr gut gefällt. Leicht verwirrte, aber herzliche Grüße, Heliane.
lieber Karlheinz auch ich nehme mal an, es ist eine ganz besondere Schlage von Weib. Sehr mystisch, sehr spannend geschrieben. Sag einfach es war ein Liebestraum, den kann Dir keiner Widerlegen.
mir gefällt vor allem die Spannung in diesem Sonett.
#7 | RE: Aug in Auge.
21.11.2016 20:23 (zuletzt bearbeitet: 21.11.2016 20:24)
Gelöschtes Mitglied
Lieber Karlheinz,
Eine Hassliebe, die das LI tief berührt so dass er sich als bedrohtes Opfer fühlt wird dem LI zu einem Albtraum. Mit ausdrucksvollen Metaphern beschreibst Du die Nähe die das LI bedrängt, so dass auch im LI Hass entsteht. Das LI fühlt sich von dieser Liebe gefangen in einem Zwiespalt der es lustvoll bindet aber auch tief verletzt. Ein Liebesdrama von besonderer Art und eine gute Aufgabenlösung.
nein, kein Polyp, aber anziehend und abstoßend zugleich, ein Wesen der besonderen Art, weil dem eignen Hirn entsprungen! Danke für Dein Lob und die Feststellung des stoßenden Rhythmus.
Liebe Heidi,
ja, angstmachend und der Tod lässt grüßen! Deine zwiespältigen Gefühle zwischen Erschrecken und Faszination sind die richtige Reaktion! Danke fürs Lob!
Liebe Heike,
auch Dir danke ich und dass Dir als Meisterin des gotischen Genres bei diesem Werk ein Schauer über den Rücken läuft, ehrt mich!
Liebe Heliane,
es handelt sich um eine Art Succubus oder Incubus der hier mit seinem bösen, bohrenden Blick sein Opfer malträtiert, sagt mein lyrisches Ich! Danke für die Attribute schön, experimentell und geheimnisvoll!
Liebe Ilona,
schön, dass Du es spannend und mystisch gefunden hast, das entspricht der Intention!
Lieber Hans,
ja, ein Liebesdrama von besonderer Art, eine Hassliebe, das hast Du richtig erkannt!
Euch allen danke ich für Eure Worte, die mir zeigen, dass ich mit dem Egebnis recht zufrieden sein darf!
Herzliche Grüße aus dem novembergrauen Lüli, das dem zur Zeit überwiegendem Grauen schon sehr nahe kommt
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