Ist es richtig, dass die Entrechteten für ihr Linsengericht den Wucherpreis allein entrichten?
Von wem sind wir so aus- her- ab- und zu- gerichtet, dass wir unsere Herrschaft errichten, unsere Geschäfte verrichten auf Kosten der Rechte anderer?
Sollen wir es weiter so einrichten, dass später zu berichten sein wird, dass der Termin zum Richtfest abermals verschoben wurde in Richtung Jüngstes Gericht?
Mir geht das über die Richtschnur!
Richten, was zu richten ist? Angesichts des Angerichteten noch auf der Anrichte das Halsgericht als Scharf- und Schnellgericht?
Vorsicht! Mir zittert die Richtschnur!
Fließend sind die Übergänge vom Leib- über das Fertiggericht zum Standgericht, vom Friedens- über das Kriegsgericht zum Femegericht, vom Schiedsgericht über das Scherbengericht zum Gottesgericht.
Lieber Karlheinz, ich frage mich, ob der Titel wirklich passt? Dichter können anprangern, Augen öffnen, beschimpfen und vieles mehr, aber sind sie Richter? Ich meine nicht.
Zum Stil deines Gedichtes: Ich ordne es bei der freien Lyrik ein, für die mir aus Unwissenheit meist das Verständnis fehlt. Ich mag das Untereinanderreihen von Wörtern und Satzfetzen überhaupt nicht, wenn der Text durch Zeilensprünge zerhackt und genau so gut als Fließtext gelesen werden könnte. Bei diesem Gedicht ist es für mich ganz anders: Deine Zeilensprünge sind gut und geben Sinn, halten an, beschleunigen und vertiefen den Text bzw. die Aussage. Sogar die total gehäckselte 3. Strophe gefällt mir sehr gut. Für meinen Geschmack ist dir ein ganz besonderes freies Gedicht gelungen . Die vielen "-icht/-ichten" sind sehr gut gesetzt, besonders die Folge vom Leib- über das Kriegs- zum Gottesgericht in der letzten Strophe beeindruckt mich sehr! Herzliche Grüße, Heliane.
ein Richter ist der Wortbedeutung nach jemand, der eine Richtung für zukünftiges Geschehen festlegt. Wenn dies ein Dichter tut, kann dies nur ein subjektiver Vorschlag sein, der sicher meist gut gemeint ist und auch meinungsbildend sein soll. Beispiele für Richter (Richtungsbestimmer) die schädliche Richtungen auf Grund von Eigennutz, in Situationen die sie zum Teil herbeiführen bestimmen, gibt es viele. Hier möchte ich Schicksale nicht Gottesgerichten überlassen, vielmehr würde ich dazu auch Dichter dazu aufrufen Richtungsbestimmer zu sein. Ich hoffe Deine Aussage wird auch in diesem Sinne verstanden.
Liebe Heliane, natürlich ist auch der Dichter, wie alle, die was zu sagen haben, ein Richter und er sollte es auch sein. Er sollte aber auch sich immer bewußt bleiben, dass jedes Urteil relativ ist und unter Umständen die Gefahr des Fehlurteils in sich birgt. Jedes Richten ist auch in gewisser Weise eine Anmaßung! Danke für Dein insgesamt positives Urteil, was die Form anbelangt!
Lieber Hans, auch Dir danke ich für die positive Rückmeldung! Deine Gedanken zeigen mir, dass Du mich so verstanden hast, wie ich es intendiert hatte. Ganz liebe Grüße Euch beiden von der Insel, die nun wieder langsam zu sich selbst findet Karlheinz
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