zu Beginn eine kleine Anekdote: als ich 40 wurde schenkte mir meine Familie meinen ersten Flug. Mein Sohn flog mit und es ging nach Berlin. Eine andere Welt, wenn man vom beschaulichen Niederrhein kommt und nie unbändiges Verlangen nach der großen weiten Welt verspürte. - Diese Erinnerung wurde in mir wach gerufen, als ich deine Zeilen las. Mir fallen Parallelen zu Thomas und mir ein, ein modernes Gedicht zu schreiben. "Asphalt" darf nicht fehlen und das dynamische Bild des schnellen Großstadtlebens. Vielleicht fiel dir ja auch schwer, neben dem beschreibenden Element tiefe Aussagen zu treffen, die den Leser auffordern seine eigene Deutung zu finden. "Es riecht nach Rausch und Wahnsinn", ist so ein Wortpaar, dass du uns gegenübergestellt hast, was zum Nachdenken einlädt.
Zitat von anna a. im Beitrag #1Nebel liegt bleiern über den Gesprächen, die Presse macht sich bereit.
Auch das gefällt mir. Wie ging es dir im Nachhinein mit deiner eigenen Aufgabenstellung? - Am Niederrhein bricht gerade die Sonne durch das Novembergrau der letzten Tage und ich habe immer noch keine Kraniche gesehen....
Liebe Grüße der Sanderling
PS. So sieht das bei mir gerade aus, wenn die Sonne plötzlich durchbricht
das sieht ja aus wie ein gemaltes Stilleben... Ein Farbenrausch und trotzdem Klarheit, das fällt mir zu deinem Bild ein. Ehrlich gesagt fiel mir die Aufgabe schwer (deswegen habe ich sie ja auch gestellt... ich liebe die Herausforderung und habe mir gewünscht, dass wir uns alle mit diesem Thema einmal auseinandersetzen) und das nicht nur wegen meiner anhaltenden Kopfschmerz.
Bei meinen Überlegungen hatte ich stets Benn und Trakl im Kopf und die Zeit der Industrialisierung, des ersten Weltkrieges mit all den nachfolgenden Umbrüchen und... und.. im Kopf. Doch wir leben nicht mehr in diesen Zeiten. Unsere Herausforderungen sind ganz anderer Art - bei allen Parallelen, die man auch ziehen kann. Vielleicht machte das die Aufgabe auch so schwer. Außerdem war ich lange nicht mehr in einer Großstadt, also entschied ich mich auf meine Bilder aus der Brliner Zeit zurückzugreifen und sie beziehungslos nebeneinander zu stellen. Es passiert so viel in einer großen Stadt, in der Millionen von Menschen leben, atmen, lieben, streiten, hoffen, wünschen, träumen und... und... das einzufangen habe ich versucht. Herausgekommen ist ein umgebrochener Prosatext, anders habe ich es leider nicht hinbekommen. Aber immerhin...
Vielen Dank für deinen Kommentar, dafür, dass du dich auf diese Herausforderung eingelassen hast und nun auch Celan kennst- diesen wie ich finde Jahrhundertdichter.
was du über das Entstehen schreibst, bestätigt meinen Eindruck, den ich beim Lesen hatte, auch den prosaischen Charakter, was wohl auch mit dem Bezug auf die genannten Vorbilder zu tun hat. Aufgefallen ist mit, dass von den Menschen nur der Mann im Bademantel beschrieben ist. Vielleicht wären die Skizzen von zwei, drei weiteren möglich.
schon der Titel hat Tempo und erinnert an den Film „Good morning, Vietnam“. Mit diversen Naturresten, dem sich lösenden Mops sowie dem Nebel über der Spree führst du uns schnell ins kalte Berlin und steigerst dann noch das Tempo über den verwirrten Bademantelträger bis hin zum tönenden Kiosk an der Ecke, der letzten Zuflucht für Drogis, Heimatlose und Irre.
während meiner bescheidenen Beschäftigung mit Paul Celan, habe ich ein Zitat von ihm gefunden, welches die Bedeutung von Gedichten so wiedergibt, wie ich es auch oft empfinde, besonders darauf ausgerichtet, dass es nach einem Gegenüber sucht in dem es sich offenbart.
Liebe Grüße der Sanderling
Zitat: »Das Gedicht heute behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetztaus seinem Schon-nicht-mehr in sein Immer-noch zurück.Das Gedicht ist einsam. Es ist einsam und unterwegs. DasGedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, esbraucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht sich ihmzu.«Paul
danke für das schöne Zitat. Das Gedicht braucht eine Ansprache eine Anderen, da hat er Recht. Und deswegen sind viele Ich-Gedichte schlecht.
Ich verstehe Gedichte als Dreifachen Dialog mit dem Publikum, den Dichtern der Vergangenheit und dem Kosmos, oder dessen Schöpfer. Klappt aber nicht immer.
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