Liebe anna,

ich bin erst jetzt dazu gekommen deine Rezitation in Ruhe gründlich zu hören. Eine sehr gute Idee und du sprichst wirklich schön. Die Musik passt sich meiner Meinung nach nicht gut genug an die Prosodie der Sprache an und wirkt auf mich ab der universellen Wahrheit etwas störend, am Ende findet ihr euch wieder. Das ist mein Eindruck, da ich sehr stark von der Sprache ausgehe. Man kann natürlich auch der Meinung sein, dass die Musik eine eigene neu Dimension hinzufügen soll.

Liebe Grüße
Thomas

Ihr Lieben,

wie ich es sehe, ist es gar kein vernichtendes Urteil, was es ja auch nicht sein muss. Wie ich selbst angedeutet habe, kann man die Dinge von unterschiedlichen Standpunkten betrachten. Ich habe seit vielen Jahren Rezitationen verfolgt, und in der Tat wird seit einiger Zeit oft mit Musik und Klängen gearbeitet, was bisweilen zu dem von Carlino angesprochenen Problem führt. Auch nachdem ich es nochmals angehört habe, bleibt der oben erwähnte Eindruck bei mir. Die Herausforderung liegt wohl darin, dass der Text zwischen Emotionalem und Gedanklichem schwebt, was sehr schön ist, was die Musik meiner Meinung nach "nachschweben" müsste. Aber, das ist Ansichtssache und ich will daraus kein großes Thema machen, denn ich wollte einfach nur meinen Eindruck, den ich beim Hören hatte, vermitteln.

Liebe Grüße
Thomas

Liebe anna,

das ist eine interessante Frage. Wenn man (auch berühmte) Autoren aus eigenen Werk lesen hört, ist das oft kläglich. Aber trotzdem scheint es auf den ersten Blick einfacher zu sein, eigene Texte zu rezitieren. Vor allem, weil es mir wichtig scheint, dass man beim Rezitieren immer treu ist, d.h. sich immer als Stimme des Dichters versteht und nicht als jemand, der etwas mit dem Text "macht" und dadurch Dichter und Text entwertet. Das ist natürlich bei eigenen Gedichten leichter.

Mir ist jedoch aufgefallen, wie interessant und gut bisweilen andere meine Gedichte vortragen, und Dinge herausholen, die mir gar nicht bewusst waren, ähnlich wie das Derolli bisweilen mit seinen Kommentaren tut. Ich bin mir deshalb nicht mehr so sicher. Denn auch mit fremden Autoren ist es auch sehr unterschiedlich, selbst mit verschiedenen Gedichten des gleichen Autors. In manche passt man einfach hinein, andere zwicken und zwacken und "sitzen" erst nach viel Arbeit. Deswegen denke ich, dass man das nicht prinzipiell beantworten kann.

Aber das ist wieder einmal nur meine Meinung, und ich bin gespannt, was die andern sagen. Wie empfindest du es?

Liebe Grüße
Ralf