mit Goethes "Faust" in der Hand will ich schauen mit mildem Frühlingsblick will glauben
'hier ist des Volkes wahrer Himmel hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.'
Selbstbetrug schreit in meiner Brust der kleine Teufel bist Stimmvolk, mehr nicht trägst nicht am gesetzten Kreuz könntest Analphabet sein egal, hier Mensch, noch darfst du
ein Fuß im Mittelalter der andere verbietet sich Atomkraftwerke beide kleben an der Stadt die verhökert U-Boote außer Sichtweite
die Weltgeschichte betrachtet diese Stadt lässt mich in Ruhe Mensch sein und Goethes vom Eis befreiten Bäche splittern nicht mehr
in der Frühlingssonne verblaßt die Tinte und der Ostermarsch verliert sich in der Masse der Sonnenanbeter
dein Gedicht ist für mich schmerzlich. Wahrscheinlich ist das beabsichtigt, aber es ist so.
Ich liebe Goethe Osterspaziergang. Es ist ein so hoffnungsvolles, weil realistisches Gedicht und ich sehe mich dabei immer in die Zeit zurückversetzt, in der es noch kein elektrisches Licht gab, und der Frühling noch viel intensiver und hoffnungsvoller erlebt wurde als heute. Und ausgerechnet dieses Gedicht "zersplitterst" du (in Form und Inhalt gleichermaßen – passend) mit der bitteren Wahrheit von heute. Das ist hart.
"Selbstbetrug" – du hast ja Recht. Und die Masse der "Sonnenanbeter" nerven mich auch.
Es ist natürlich eine sehr gute Idee, Goethe Gedicht als Hintergrund und Kontrast zu wählen.
Wenn ich sage schmerzlich, bedeutet es nicht schlecht. Es ist leider – möchte ich fast sagen – wirklich gut.
lieber Thomas es ist schmerzlich, die heutige Zeit ist so. Leider. Ich gehe oft spazieren mit den alten Meistern. Ich liebe Goethe. Dann aber sehe ich wie auf der schönen Kieler Förde U-Boote auslaufen und arbabische Flaggen tragen. Ja, es tut weh und es ist gut so. Danke herzlich Ilona
du kannst überall herum laufen und ständig Negatives sehen und hören. Im Gebirge sinds die Schneemaschinen, die für zahlende Touristen die Umwelt vergiften, und in Kiel sinds die U-Boote unter fremder Flagge. Weltweit gibts Kriege, Umweltkatastrophen und Hungersnöte. Goethe ist wunderschöne, lyrische Vergangenheit und ein kluger Begleiter. Ihn zu Rate zu ziehen, halte ich in der heutigen (!) Zeit für nicht mehr vertretbar. "Wir müssen uns mit den Gegebenheiten abfinden" (Mao). Positive Nischen sind und bleiben immer machbar. Solange wir nicht selbst auf die Barrikaden steigen, wird sich nichts ändern! Ich halte sie nicht für Selbstbetrug, eher für die einzige Möglichkeit, dem Riesenbetrug wenigstns zeitweise zu entgehen.
Bei diesem Text stört mich das Auseinanderreißen in Einwortverse, die für mich (!) keinen wirklichen Sinn ergeben. Die Verknüpfung mit dem Osterspaziergang halte ich für sehr gelungen; allerdings vermisse ich eine deutlichere Anlehnung bzw. Gegenüberstellung.
Ich habe mich sehr gerne mit deinem Text beschäftigt. Herzliche Grüße, Medusa.
liebe Medusa vielen Dank für Deinen ausführlichen Komentar. Allerdings bin ich mir nicht schlüssig, was Du damit meinst
ZitatBei diesem Text stört mich das Auseinanderreißen in Einwortverse, die für mich (!) keinen wirklichen Sinn ergeben. Die Verknüpfung mit dem Osterspaziergang halte ich für sehr gelungen; allerdings vermisse ich eine deutlichere Anlehnung bzw. Gegenüberstellung.
.............................................. Ich denke, ich mache eindeutig klar wie sich die Welt Heute zu der Welt von Goethe unterscheidet.
für mich wahrscheinlich nicht deutlich genug; ich habe noch viele Probleme, die zerstückelten Verse ohne Interpunktion in einen Zusammenhang zu bringen, obwohl ich mir große Mühe gebe . Vielleicht finde ich irgendwann Zugang; noch bin ich eine völlig unbedarfte, jedoch nicht uninteressierte Anfängerin. Darum gehe bitte mit meinen Fragen bzw. Kritiken nachsichtig um. Ich weiß, ich muss noch viel lernen .
liebe Medusa oft und auch hier setze ich statt Punkte wie im Satz einen Zeilenumbruch. Es ist das Haltesignal für den Leser. Steht unter dieser Zeile dann nur ein Wort ist es oft die Verbindung. Ich hoffe Dir wird irgendwann der Zugang gelingen.
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