Wenn Fliegenpilze höflich Eicheln grüßen und Wolken schneiend ihr Geheimnis zeigen, wenn auch die Buchen mit den Wurzelfüßen im Tanze mit den unbelaubten Zweigen beschwingt im Spätjahr uns das Grau versüßen, dann spür ich, wie der stete Jahresreigen nun endet. Doch das neue Grün wird sprießen, wenn Nebel sanft die Wipfel übersteigen.
Liebe anna a. Deine Zeilen kommen so leicht daher und nichts deutet darauf, dass die Reimform nicht so leicht war. Der Herbst kann so schön sein und einfach sein. Deine Bilder zeigen es dem Leser. Mir war es ein Vergnügen. Liebe Grüße Ilona
gerne folgte ich deinen Spätjahr -Bildern. Spätjahr, empfinde ich dabei als schöne Wortschöpfung. Nähert sich dein Gedicht in Zeile 7 dann der Quintessenz, verlierst du, nach meiner Lesart, den Rhythmus durch die doppelte Betonung der Worte: "nun endet" des Satzanfangs, und bescherst der 7. Zeile damit auch zuviele Hebungen. Außerdem klingen die vielen einsilbigen Worte in meinen Ohren nicht so schön wie die Worte zuvor.
Was hälst du hiervon:
"Dann spüre ich den steten Jahresreigen. Im Enden noch will schon das Neue sprießen," ... ...wenn Nebel sanft die Wipfel übersteigen.
sehr schön und perfekt geraden - sogar die 7. Zeile hat genau fünf Hebungen. Die Phrasierung, durch, "wenn" fünf Zeilen und "dann" (doch) drei Zeilen, schafft interessante Bögen und die Konsonantenfolge "Wenn, wenn, Wolke, WurZel Zweige, Wipfel" trägt zu einer schönen Prosodie bei. Das Gedicht ist einfach schön. Seelenbalsam.
ich glaube, du musst mir mit den Hebungen von Vers 7 mal auf die Sprünge helfen. Ich lese: "Dann" betont, und .."spür" ebenfalls. Somit wäre eine Hebung zuviel. ? Aber, ich lasse mich gerne umstimmen.
möglichst kurz. Da am Anfang der sechsten Zeile fünf einsilbige Worte stehen, was die Bestimmung der Metrums schwierig macht, fange ich mal von hinten an.
Jahresreigen XxXx stete Jahresreigen XxXxXx Da "was" hinter dem Komma natürlicherweise Ton hat und "der" ein normalerweise unbetontes Wort ist folgt: was der stete Jahresreigen XxXxXxXx Das "spür" Verb ist, trägt es Ton, also: spür ich was der stete Jahresreigen XxXxXxXxXx Nun reiht sich das "dann" als unbetont in den jambischen Fünfheber ein: dann spür ich was der stete Jahresreigen xXxXxXxXxXx
Beim Lesen leiert man natürlich nicht das Metrum herunter, sondern das "dann" bekommt wegen der "Wenn-dann-Phrasierung" vom Rhythmus der Phrasierung Ton (wie du es empfindest), welcher jedoch nicht aus dem Metrum stammt, sondern dem darüber schwebenden Rhythmus.
@Thomas: danke für deine Rhythmuserklärungen, nun verstehe ich mein Gedicht auch besser. Ich bin wie immer einfach einer inneren Melodie gefolgt, bin aber an der gleichen Stelle wie du, Sanderling, gestolpert, deswegen werde ich darüber noch einmal nachdenken. Wie seid ihr bei eurer Siziliane vorgegangen? Ich habe mich einfach von einer ersten Zeile leiten lassen und dann geflucht, weil es immer schwerer wurde, entsprechende Reime zu finden. Die Idee von Sanderling, die er neulich geäußert hat, nämlich ein Reime hier zu speichern, gefällt mir gut. Ich weiß nur nicht, wie aufwendig das ist.
@Sanderling : Spätjahr ist übrigens meine Wortentdeckung aus der letzten Woche. Offensichtlich ist das ein Ausdruck, den man in Süddeutschland für Herbst benutzt, und er gefällt mir so gut, dass ich ihn unbedingt in einem Gedicht verwenden wollte.
danke für deine ausführlichen Erklärungen. Wenn du auf den Punkt meines, als zusätzlich betont empfundenen Wortes kommst, schreibst du:
"Nun reiht sich das "dann" als unbetont in den jambischen Fünfheber ein: dann spür ich was der stete Jahresreigen xXxXxXxXxXx"
Das schreibst du so, als ob es keine andere Möglichkeit der Betonung gäbe. Doch ich empfinde es nach wie vor betont, zumal die ganze vorherige Beschreibung der Situation explizit auf dieses "dann" am Zeilenanfang abzielt. Wieso sollte dieses "dann" denn dann unbetont bleiben?
Nichts reiht sich doch "von alleine" in einen Rhythmus ein, die Betonung entsteht doch auch aus der Gewichtung der Worte im Zusammenhang mit dem Inhalt.
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