Lieber Thomas,

Haben wir wirklich vergessen? Wen meinst du mit wir? Ich habe, glaube ich, nicht vergessen…und eine Mickey Mouse Version der Nazis hört sich für mich schaurig an…

In der Hoffnung, dass es vielen Menschen so gehen möge wie mir….

Nachdenkliche Grüße wider des Vergessens

anna a.

Nein, lieber Thomas,
nicht so.
Unsere Demokratie ist in Gefahr. Stimmt. Unsere Politiker sind einfach nur 2. und 3. Klasse-Wahl, um nicht zu sagen, untauglich.
Und Nazi bleibt Nazi, egal in welcher Gestalt, egal wo auf der Welt. Ob Neonazi, frisch Zugelaufener oder übriggebliebener Kriegsveteran.
Mit Nazis mach ich mich nicht gemein. Heute nicht und morgen nicht. Und mit denen ziehe ich auch nicht durch die Straßen.
Mich erschreckt zutiefst, wie verdreht die Welt schon ist.
Sei gegrüßt
Clara

Das habe ich auch nicht behauptet, lieber Thomas.
Und wenn man solche Texte einstellt, muss man mit Reaktionen rechnen
und damit, dass eben nicht alle die gleiche Meinung haben.

Allerdings denke ich auch, dass der entfesselte Kapitalismus (Wirtschaft und Banken) extremen Schaden
in der Gesellschaft anrichten. Zur Überwachung habe ich schon andernorts geschrieben - das ist eine Katastrophe.
Die extreme soziale Schieflage und die extreme Arbeitslosigkeit, sowie die prekäre Arbeitswelt und eine zu lasche
Regierung waren mit die größten Wegbereiter Hitlers und seiner Partei.
Ganz ähnliche Verhältnisse haben wir heute wieder. Nur etwas moderner.

Deshalb, was die "Neonazis" und alle anderen Nazis betrifft, die sind noch mehr als gefährlich, egal wo sie sitzen,
laufen oder stehen. Und mit denen möchte ich nicht einmal die gleiche Luft atmen.

Das Problem ist nicht diese Impfdebatte, die Probleme waren vorher schon da und haben nichts mit Corona
zu tun. Schon vorher gab es Protestaktionen - siehe Pegida und das Großwerden der AFD. Dieser Impfwiderstand
ist ein Symptom wie Husten oder Pickel, die Krankheit liegt darunter.
Aber, wie wichtig es auch ist, sich für unsere Freiheit und die Demokratie einzusetzen, ganz sicher nicht an der Seite
von Nazis, welchen auch immer, von Reichsbürgern und gewaltbereiten Extremisten.

Liebe Grüße

Nachtrag: Eine Vermickymausung der Neonazis/Nazis ist eine Verharmlosung, eine Verniedlichung und dagegen habe ich angeschrieben.

Diese Mickymäuse, wenn ich recht verstanden habe wer damit gemeint ist, sind gefährliche Meinungsmacher, oder/und in der näheren Vergangenheit haben sie sich als gemeingefährliche Gewalttäter hervorgegangen. Da kann sich der kleine Mann/Frau dann auch mal stark fühlen.
Mein erschreckenstes Erlebnis war kürzlich.
Als ich einer ehemaligen Bekannten ( die Freundschaft war vorbei als sie mir ein Video von so einem Rechten Schwurbeler geschickt hat) und ich etwas gesagt habe was ihr nicht passte, da ist sie auf mich losgegangen. Wer weiß was passiert wäre, wenn.ihr Mann sie nicht zurückgehalten hätte.
Ich bin noch nicht drüber weg.
Gruß, Heidi

Hallo Thomas
Ich habe nicht vergessen und ich gehöre nicht zu denen die vergessen haben was die Nazis waren und sind

Jede Verharmlosung ist ein Auftrieb für die Nazis. Da kann ich nur sagen, ich distanziere mich. Und wenn ein erfahrener Autor seinen Text selbst als nicht gut betrachtet was sollte er dann machen?
Ich bin mehr als enttäuscht über solche Texte von dir
Gruß Ilona

Zitat von Thomas im Beitrag #9

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... es wird viel schlimmer kommen, als .... vorstellen könnt.

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Lieber Thomas,

im Grunde wollen wir doch das Gleiche. Unsere Demokratie, unsere Freiheit und unsere Gesundheit erhalten. Halbwegs gut und friedlich leben können.

Bleibt die Frage: Was für eine Welt, was für einen Staat wollen wir denn? Was war mal gut, was nicht? Was könnte man besser machen?
Und vor allem: Wie kommen wir dahin? Friedlich. Ghandi und wie sie alle heißen, haben es uns vorgemacht.

Und Nazis sind und bleiben Nazis. Egal wo, egal wie!

Liebe Grüße
Clara

Eines noch. Wenn rechts von mir ein Rudel zähnefletschender Wölfe steht, links sich eine zischende Kobra schlängelt und im Hintergrund ein noch gefährlicherer Löwe darauf wartet, mich zu erlegen, dann wäre es ziemlich dumm und unvorsichtig, vor lauter Angst vor dem Löwen zu vergessen, dass mir die Wölfe und die Schlange auch das Leben kosten könnten.

Ihr Lieben,

eigentlich möchte ich mich in Schweigen hüllen, scheint die Debatten um deinen Text, lieber Thomas, ja schon hitzig genug zu sein. Doch auch ich habe natürlich meine Stimme und Meinung dazu. Ich weiß nicht, was sich nach der Pandemie für ein demokratischer Prozess weiter entwickeln wird. Es bleibt aber meine Annahme, dass die Demokratie fortbesteht. Auf jeden Fall bin ich fern jeder Anhängerschaft von Verschwörungstheorien.

Gerne würde ich hier lesen, welche lyrischen Werke entstehen könnten, würde wir es zulassen, dass unsere Gefühle, die sicher auf vielen Seiten belastet sind, einen lyrischen Ausdruck fänden. Texte, die man selbst gar nicht gut findet, bräuchten dann vielleicht ja erst gar nicht eingestellt zu werden.

ich grüße euch alle herzlich

der Sanderling

Hi Thomas,

Sag mal müsste da nicht ein m statt ein n hin?

Zitat

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denen mit demokratische N Gesicht,

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Liebe Grüße

Lieber Thomas,

wo wir gerade bei Schreibfehler sind... bei dem haben in der zweiten Zeile fehlt ein n am Ende.

Schlimmer noch,
wir habe uns eine
Micky Mouse Version
der Nazis geschaffen.

Vergessen könnte korrigiert werden,
aber die Micky Mouse Version sitzt,
wie ein falsches Wort,
auf der Zunge,
im kollektiven Gehirn.

Wir bekämpfen Trottel,
die sich als Neonazis gebärden,
aber den wirklichen Nazis,
denen mit demokratischem Gesicht,
gehen wir auf den Leim.
Denn -
wir haben mehr als vergessen.

Ich habe mich lange gefragt, was mich an diesem Gedicht so provoziert hat (Ist es ein Gedicht oder ist es eher ein Ausruf?)

Ich glaube, es ist die Allgemeingültigkeit, mit der er es daher zu kommen scheint. Bereits in der ersten Strophe steht:

Schlimmer noch,
wir habe uns eine
Micky Mouse Version
der Nazis geschaffen.

Wer sind Wir? Ich denke, dass wir hier alle, die im Musengarten schreiben, einer Generation angehören, die sehr wohl noch die Folgen des Dritten Reiches gespürt haben und kennen. Deshalb möchte ich nach dieser Strophe schon ausrufen:
Wir haben eine solche Version geschaffen? Ja, glaubt denn der Autor des Textes tatsächlich, dass wir Nazis und Mickey Mouse in einen Topf schmeißen? Was traut er uns denn zu?

Dann geht es (für mich eher herablassend) weiter mit folgender Bemerkung:

Vergessen könnte korrigiert werden,
aber die Micky Mouse Version sitzt,
wie ein falsches Wort,
auf der Zunge,
im kollektiven Gehirn.

Randbemerkung: Müsste das Komma hinter sitzt nicht weg?

Es klingt in meinen Ohren wie:
Na gut, gegen das Vergessen könnte man ja noch etwas tun, aber ihr, ihr habt die Mickey Mouse Version so verinnerlicht, dass ihr vollkommen beratungsresistent seid.

Nein - das bin ich nicht!!!! Ich bin eine kritische Bürgerin, die versucht, sich aus unterschiedlichen Berichterstattungen und Gesprächen ein eigenes Bild von der Lage der Nation zu machen und die nicht den Anspruch erhebt, es bis ins Letzte durchdrungen zu haben.

By the way: Was ist das für ein Bild? Nazis als Mickey Mouse Version? Vielleicht kannst du nochmal erklären, wie du dazu gekommen bist? Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Gefahr von rechts sicher in Teilen verharmlost wird, aber eben nur in Teilen...

Wir bekämpfen Trottel,
die sich als Neonazis gebärden,
aber den wirklichen Nazis,
denen mit demokratischem Gesicht,
gehen wir auf den Leim.
Denn -
wir haben mehr als vergessen.


Nein, ich bekämpfe keine Trottel (was ist das für ein Bild?) Meinst du Menschen schlichten Gemütes - die würde ich niemals bekämpfen - meinst du Ignoranten? Bornierte? Engstirnige? Unaufgeklärte? Das Wort Trottel bezeichnet der Duden als Person, die als einfältig, dumm, ungeschickt angesehen wird. Bekämpfen wir wirklich solche Menschen?

Zum Schluss sagst du, dass die wahren Nazis ein demokratisches Gesicht hätten? Wen meinst du damit? Sind alle Demokraten jetzt Nazis wie Wölfe im Schafspelz? Warum die Verallgemeinerung: "die wahren Nazis". Wer oder was ist überhaupt ein Nazi?

Und zuletzt betonst du, dass wir mehr als vergessen hätten... Geht das überhaupt? Mehr als Vergessen? Wenn ich vergesse, wo ich meinen Schlüssel hingelegt habe, kann ich mehr vergessen, wo ich meinen Schlüssel hingelegt habe?

Lieber Thomas,

ich hoffe, du bist mir jetzt nicht gram, dass ich einmal bewusst auf die Sprache deines Gedichtes geguckt habe, aber ich musste das so machen, um selber zu verstehen, was mich daran so irritiert hat.

Es wäre interessant, wenn du versuchen würdest, deinen Inhalt einer Fabel gleich umzuformulieren, ohne politische Begriffe wie demokratisch oder Nazi zu verwenden: Vielleicht hast du ja dazu Lust...

Wenn mich eins in dieser Corona- Zeit stört, dann ist es die Art der Kommunikation zwischen Politik und uns mündigen Bürgern. Sprachlich exakt zu formulieren, um Missverständnisse zu vermeiden und Transparenz zu garantieren, die Vertrauen schafft, finde ich an dieser Stelle besonders wichtig. Es sind in meinen Augen die Allgemeinplätze, die eine Polarisierung zwischen uns Menschen manifestieren. Sollten wir nicht mehr Energie darauf verwenden, miteinander ins Gespräch zu kommen statt Schubladen zu öffnen, in die wir unser Gegenüber stecken?

In diesem Sinne danke ich dir für deinen Text, denn ich denke, Gedichte einmal genau anzuschauen, bringt uns alle weiter.

Im Übrigen bin ich Claras Meinung, dass wir im Grunde alle eine ähnliche Haltung haben.

Liebe Grüße

anna a.

Ihr Lieben,

die ganze Zerrissenheit unserer Gesellschaft spiegelt sich in den berechtigten Reaktionen auf den provokanten, aber vom Impetus her wahrhaftigen Text wider. Selbst wir, die wir doch sehr ähnlich denken und fühlen, laufen Gefahr, uns zu zerstreiten. Trotz aller Kritik, die ich teile, finde ich den Text interessant und auch hilfreich im Sinne eines Anstoßes, über ihn nachzudenken…

Herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

Lieber Carlino,

Genau so sehe ich das auch und Thomas Ausführungen zu der Entstehung des Textes finde ich ebenfalls interessant..

Immer wieder stelle ich fest: wir kommen aus eigenen Narrativen, die uns das gesamte Leben begleiten.

Danke an alle für den Diskurs

anna Grüße