Lieber Thomas, deine vier dreizeiligen Strophen bilden ein interessantes Quartett, mit ihren wechselnden Paarreimen jeweils zu Beginn, und den sich stetig wiederholenden gleichen Worten in den weiteren dritten Zeilen. Zudem sieht sich das LI einem Lyrischen Du, als Gruppe gegenüber. So werden dann, Zeile für Zeile, Mutmaßungen gegenüber dem lyrischen Ich formuliert, die letztlich in einer überraschenden, wie poetisch tiefen Selbstaussage enden, die dann doch eine kleine, aber wesentliche Änderung der letzten Zeile ergibt. - Und sie ist so entscheidend! Du hast sehr eindringliche Bilder gewählt, die eine Übertragung auf zahlreiche Lebenserfahrungen möglich macht. herzliche Grüße der Sanderling
bevor ich es vergesse, es gibt ein r zuviel in Busen ...
Mir gefällt das Gedicht aufgrund seines Spieles mit dem Satz "... mein Gesicht keine Regung zeigt." Das "nicht Zeigen" bekommt in der letzten Zeile durch das scheinbar eine ganz andere Bedeutung, denn dadurch stelle ich mir als Leserin auf einmal die Frage, was ist Schein und was ist Sein? Und können wir wirklich zuverlässig im Leben das Eine von dem Anderen unterscheiden? Wandelt sich nicht viel mehr das Sein, wenn wir es aus einer anderen Perspektive betrachten?
Somit verstehe ich dein Gedicht als Plädoyer gegen Vorurteile und als Aufruf unsere Wahrnehmung zu schärfen. Ein Aufruf, dem ich sehr gerne folge....
vielen Dank für die verständnissvollen Kommentare, die wohl den wesentlichen Aspekt (meiner Meinung nach) sehr gut treffen. Ich sehe es jedoch nicht allein vom Standpunkt des Lesers, die Statue selbst, um wirklich schöne Kunst zu sein, kann nicht anderes als so zu wirken. Es liegt in der Natur der Sache, denke ich, und ist somit nicht nur, bzw. mehr als, die Sache des Lesers.
ich war nach der ersten Wiederholung des ‚Refrains‘ gespannt, wie du ihn in der letzten Strophe in Szene setzen wirst. Hast es freilich ganz anders gemacht als ich es mir kurzerhand ausgemalt habe. Ich dachte du willst darauf hinaus, dass die Statur doch einen einzigen Ausdruck im Gesicht hat und dieser mit viel Regung in Stein gemeißelt wurde, obwohl sie auch aus Kupfer oder Eiisen sein könnte, da sie vielleicht auf einem Öffentlichen Platz steht (Applaus hört man ja in Museen seltener S2V2). Ganz anders hast du das Gedicht entwickelt, aber natürlich nicht minder gekonnt und kreativ. Ich bin ja kein Fan (zumindest in Gedichten die eher modern sind und auch nicht eine besonderen Schreibstil wiedergeben) von Formulierungen die verdreht anmuten, du hat dich ausgerechnet beim Höhepunkt des Gedichtes zu einer solchen entschieden
Zitat in den reinen Reichen der schönen Kunst sich Steine
. Auch das Wort ‚schönen‘ ist mir an dieser Stelle nicht tief genug (klar sind die ‚schönen Künste‘ ein feststehender Begriff, aber ‚schön‘ ist auch zu einer Art Platzhalter geworden). Tatsächlich denke ich, dass die ersten drei Strophen supermegagummigut sind, die vierte dann aber nicht so stark ist.
Du weißt ja, nicht als böse Kritik verstehen, sondern das sind nur die queren Gedanken eines Bewunderers.
das "schön" ist absolut kein Platzhalter, aber der Begriff ist zugegebenermaßen (leider) etwas "antiquiert", denn er reicht in eine Zeit zurück, die vor der "Ästhetik des Hässlichen" (z.B. Karl Rosenkranz) lag. Friedrich Schiller z.B. hat den Ausdruck oft verwendet, um das, was er unter Kunst verstand, von der reinen Kunstfertigkeit zu unterschieden. Da ich diesbezüglich ganz auf der Linie von Schiller bin, fällt es mir schwer, modern, z.B. "frei", zu schreiben, was von dieser Warte gesehen extrem schwer ist.
Die Statue empfinde ich vor diesem Hintergrund auch als Metapher für den Künstler selbst, der sich und seine Gefühle, die er ja hat und ausdrückt, so zurücknehmen und idealisierend veredeln muss, dass sie (wie der Stein der Statue) überdauern können. Dazu müssen die Gefühle universell genug sein und erhaben. Der normale Betrachter erkennt sie dann meistens (von "unten" gesehen) nicht deutlich und wundert sich, welche Wirkung das Kunstwerk auf ihn hat.
Und da haben wir es wieder - das Phänomen des Wortwandels je nachdem, welcher Betrachter mit welcher Brille darauf schaut. Es lässt sich einfach nicht vermeiden und ich finde es auch gut so, denn es macht die Sprache geheimnisvoll...
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