Im Zugabteil nach Irgendwo, da saßen schon vier Leute, ein Pärchen, eine Frau in Weiß, ein Herr mit Buch, ich scheute, mich reinzusetzen, viel zu eng, dacht ich, doch dann am Ende nahm ich noch Platz am Gang ganz vorn und faltete die Hände
und hörte zu: Das Paar begann, zu klagen über alles, den Lauf der Zeit, das Weltgeschehn, die Auswirkung des Knalles, der dann entstünd, wenn erst in Sünd versänken alle Reiche, wenn Trump und Putin und der Kim, vielleicht noch ein paar Scheiche
begönnen mit dem großen Krieg, der endlich alles löste, was aufgestaut, jahrzehntelang, vielleicht sei das die größte Panne. Da solche Ärsche doch fast immer Zwietracht säten, muss man ständig damit rechnen, dass sie auch Schlimmstes täten.
Und erst der Erdogan, der Türken Möchtegerndiktator, Erinnert der nicht allzusehr an einen Imperator? Doch sehr typisch für das Turkvolk sei der Muselbiedermann, das Arschgesicht mit Kopftuchfrau, perfekt - ein Traumgespann...
Nicht vergönnt nun wars mir länger, noch zu schweigen stundenlang, musst verweisen auf die Nazis und aus meinem Munde sprang: "Ich hab Freunde, die sind Türken, und doch keineswegs wie er, wer pauschal ein Volk beleidigt, stößt zurecht auf Gegenwehr!
Alle Deutschen seien Mörder, wie der Hitler, alle samt, so ne Meinung zu vertreten, wär doch sicher auch riskant!" Und so schwieg beredt die Runde, alle blickten angespannt, doch der Kenner der Antike hob die Stimme elegant:
"Die Geschichte Alt Ägyptens ist durch Bücher mir bekannt, sehn Sie her auf dieses Foto, halb bedeckt von feinem Sand, in der Wüste liegt in Stücken der Koloss des Pharao. Auf dem Sockel ist zu lesen: Ich bin König Ramses zwo!
Wer mich sieht hier, muss erzittern vor den Werken, die ich tat, an mich denken, mich verehren, nehmt das ernst als meinen Rat!" Kurz danach, in einer Pause, die der Herr mit Buch jetzt macht, war ich im Begriff zu reden, doch die Frau in Weiß erwacht.
Hohe Stimme, leicht erhoben, spricht sie nun den klugen Satz: "Ohne Kunst, so möcht ich meinen, wär sein Leben für die Katz, denn kein Schwein wüsst noch von Taten dieses alten Potentaten!"
es ist wirklich eine Freude, wie unterschiedlich die Aufgabe gelöst ist, nach der Heikes erster Version lese ich nun deinen schmissigen, RAP-artigen Text, der die Prosaerzählung sogar noch weiterführt und prägnanter ausmalt. Man kommt beim Lesen richtig ins Schwingen, bis zu Stopp in der letzten Strophe. Das ist sehr gut gelungen, denke ich.
es hat mich erstaunt, wie ausführlich Du die Geschichte in Deinem Gedicht mit vielen Einzelheiten nachvollzogen hast. Die Paarreime sind Dir gut gelungen und lesen sich flüssig. Eine gute anerkennenswerte Leistung, die mir gut gefällt.
Lieber Karlheinz, das ist ein sehr schönes Gedicht in dem du auf den Prosatext eingehst und ihn gekonnt analysierst. Als erstes fallen mir die gefalteten Hände auf ----du ahntest wohl schon was auf dich zukommt? Die Umsetzung ist dir auch durch die Überspitzung mit deiner Wortwahl gut gelungen. "Sehr deutlich ausgedrückt" "Ärsche" ist ein gutes Beispiel. Bei Erdogan muss ich immer an die Sultane aus den Märchen denken. Bei Kim an Hitler, der war ja auch wahnsinnig. Beim Ende gehst du davon aus das noch etwas von der Kunst übrigbleibt oder vom Personenkult um die Despoten. Ich denke das wird nicht für alle Zeiten so bleiben. Das es im Moment noch so ist, ist unser Glück.
es freut mich sehr, dass euch mein Gedicht zusagt! Besonders froh bin ich, dass es offensichtlich so rüberkommt, wie ich es gemeint habe. Gäbe es nicht die Kunst, die in Teilen überdauert, wüssten wir sehr viel weniger über das Leben und die Kultur vergangener Generationen. Sie ist der Tendenz nach auf Ewigkeit angelegt, während das Leben des Menschen schnell vergeht und in den Grundzügen immer ähnlich banal abläuft.
Liebe Grüße und vielen Dank für eure Gedanken Karlheinz
Lieber Karlheinz, ich freue mich an deinen Konjunktiven, sie sind prächtig gesetzt! Es könnten sogar noch mehr sein . Eine schöne, flotte Nacherzählung, die zwar dicht am Text ist, aber du erlaubst dir viel Freiraum, was mir richtig gut gefällt. Zudem hast du viele äußerst treffende Reime gefunden und eine runde Geschichte aus dem staubtrockenen Quelltext gebastelt . Mir gefallen, selbstverständlich, auch deine Langverse, die du gekonnt und sprachlich perfekt umgesetzt hast. Sehr, sehr gerne gelesen! Herzliche Grüße, Heliane.
Lieber Karlheinz, nicht nur eine Fleißarbeit sondern sprachgewaltig und frech getextet kommt dein Gedicht daher. Frech, ohne Vokabeln wie "Arschgesichter" würde mir offen gedacht aber noch besser gefallen. herzliche Grüße, der Sanderling
du hast es auf den Punkt gebracht mit deiner humorigen Pointe. Obwohl der Text sehr lang ist, liest er sich flott und keineswegs langweilig. Ich bin sehr angetan von deiner Lösung des Falls. Deine Wortwahl verfällt in manchen Momenten in den Jugendjargon und ist ein bisschen dreist, aber so könnte ein reales Gespräch in einem Zug tatsächlich stattgefunden haben. Und das hier als in sich stimmiges gedicht. Prima.
lieber Karlheinz ich mag Langverse und ich mag bei diesem Gedicht wie flüssig sich alles lesen lässt. Ein wenig stört mich anmanchen Stellen die verrohte Sprache. Irgendwie schmälert es mein lyrisches Empfinden für diese Gedicht. Aber nichts, desto trotz mag ich es, weil es so bunt ist wie ich mir einen Zug voller Menschen vorstellen kann.
Dein Gedicht geht runter wie Butter und prägt sich ein. Du hast die Geschichte, wie im Prosatext vorgegeben sehr schön in flotte Reime gebracht, die aber trotzdem eine gewisse Eindringlichkeit aufweisen und nachklingen. Super!
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