Wie's der Natur des Schmetterlings entspricht, dass er nicht Flammen fürchtet oder flieht; so hast du mich gemacht zu dem, der schlicht gestimmt und unbesorgt ins Feuer zieht. Es sorgt mein Herz sich nicht in deinem Licht und hält es für ein Spiel, es übersieht die Flamme, wie der Junge, der erpicht aufs Spiel, zu dicht an Feuerglut geriet.
So ist das Herz, dem das Ersehnte fehlt, das sterbend in der süßen Flamme schwelt, und dessen Leben wie einst Phönix endet, das durch Natur der Liebe neu beseelt, dann in der Liebesflamme Glut gestählt, als Phönix sich erneut zum Licht hinwendet.
Si como'l parpaglion, ch' à tal natura, non si rancura – de ferire al foco, m'acete fatto gentil creatura; non date cura – s'eo incendo e coco. Venendo a voi lo meo cor s'asigura, pensando tal chiarura – sia gioco, come 'l zitello, ed oblio l'arsura; mai non trovai ventura – in alcun loco.
Ciò è lo cor, che non à ciò che brama, se mor' ardendo nela dolce fiamma, rendendolle vita, com' la finise. E poi l'amor naturalmente il chiama, e l'adorenze che 'nspira la fiamma, rendendogle vita com' la finise.
P.S.: Ich danke Ursula und Pietro Cicconi für die Hilfe bei der Erkundung dieses alten italienischen Textes von circa 1230.
was für ein starkes Gedicht hast du dir da ausgesucht, um es zu übersetzen. Meine Bewunderung für dieses Ergebnis! Einmal, weil meine Sprachkenntnis dies niemals zuließen, zum anderen, weil der deutsche Text so frei gestaltet wirkt, dass es nicht nach einer Übersetzung anmutet. Das erscheint mir sehr gekonnt.
Verständlich, dass Giacomo da Lentini als Erfinder des Sonetts gilt, verbergen sich in den ersten acht Versen doch bereits die zwei, im Sinnzusammenhang stehenden Quartette. Auch im Folgenden lassen sich die beiden Terzette erkennen, wenngleich da Lentini sich hier des Kunstgriffs des Enjambements bedient. ( Ob das im Original auch so ist kann ich mir nur denken, gehe aber davon aus, da du wahrscheinlich nahe am Original bleiben wolltest. )
Danke, dass du dir diese Mühe gemacht hast, womit du mir gleichzeitig ein wunderschönes Gedicht bekannt gemacht hast.
danke für die Beschäftigung mit meiner Arbeit. Lentini macht von der 11. zu 12 Zeile keine Enjambement, wie man an dem Punkt nach "finise" sieht. Ich habe es jedoch nicht geschafft, das nachzubauen, da ich etwas anderes, was mir wichtiger schien, versuchte zu transportieren. Lentini spielt nämlich mit der Doppeldeutigkeit von "finise", welches im italienischen damals "enden" bedeuten kann, aber auch "Phönix". Das ist im Zusammenhang der Metapher des Gedichtes sehr passend. Im Deutschen ist diese Doppeldeutigkeit nicht vorhanden. Ich habe aber trotzdem versucht, das anzudeuten, was mir nur gelungen ist, indem ich den Punkt opferte. Ich hänge mal ein Bild an, welches verdeutlicht, auf welche Strukturelemente ich versucht habe zu achten. Auch von den vier Binnenreimen in der Siziliane habe ich leider nur drei hinbekommen. Was ich erst gar nicht versucht habe, ist den Klang des italienischen Originals nachzuhamen, da sich dieser von dem unserer Sprache so unterscheidet, dass es dann befremdlich wirken würde.
Ich glaube das wesentliche ist, dass ich den Wunsch hatte, diese wichtige Gedichte schön ins Deutsche zu übersetzen und viele Wochen lang über das Gedicht und seine Bedeutung nachgedacht habe und mit italienischen Freunden darüber gesprochen habe. Dabei wurde mir klar, was mich an der auf ihre Weise guten Übersetzung von Raoul Schrott störte - wie ich schon gegenüber Sanderling andeutete versucht er den klanglichen Gehalt zu transportieren, und schafft das anscheinend auch erstaunlich gut, aber dadurch tritt das, was mir beim Übertragen wesentlich erscheint in den Hintergrund. Ich sage anscheinend, weil es gar nicht sicher ist, wie der Text vor 800 Jahren wirklich geklungen hat. Schon bei der Übersetzung von viel jüngeren Shakespeare-Sonetten wurde mir dieses Problem klar. Also habe ich das erst gar nicht versucht.
Treu übersetzen bedeutet für mich vor allem die Metaphern erkennen und aus der Originalsprache so in den Garten der deutschen Poesie zu setzen, dass sie zwischen all den anderen Pflanzen nicht als invasive Art erscheinen. In zweiter Linien sollte meiner Meinung nach die poetische Struktur, d.h. das metrische und klangliche „Gewebe“ möglichst erhalten bleiben. Das habe ich versucht.
Ich bin lange um das Gedicht geschlichen, wie die Katze um den heißen Brei und habe mich nicht dran gewagt. Als du dann mit deinem Wunsch nach einer Siziliane kamst, habe ich gesagt: so jetzt versuchst du es! Und dann hat es erstaunlich schnell einigermaßen gut geklappt. Deshalb möchte ich dir vielen Dank sagen.
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