Carl Spitzweg: Der arme Poet; München, Neue Pinakothek.
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Des Denkens müde, liegt er lang im Grübeln,
um doch dem Tag noch etwas abzuringen,
die Welt, beschäftigt mit ganz andern Dingen,
ist abgeschirmt, es regnet wie aus Kübeln.

So ein Poet, soll ihm ein Reim gelingen,
kämpft angestrengt mit allzu viel Parabeln,
versucht es auch mit seltenen Vokabeln
tut alles um es zum Erfolg zu bringen.

Er denkt und merkt es. Nur ein Wunder
fügt seine Verse wie aus einem Guss;
der Götterfunke fehlt für seinen Zunder.

Lasst hoffen uns auf einen Musenkuss,
dass schließlich wirkt sein Denken nicht wie Plunder,
und er sein Bestes gibt zum guten Schluss.

© lillii L - R.

Liebe Lillii,
alle hacken sie auf Dir und dem armen Poeten herum - na gut, da geb ich dem Kollegen in der Dachkammer auch noch eins auf die Mütze dazu, nimm's mir nicht übel, aber die Gelegenheit ist SO günstig!

Zunächst bete ich mein Credo her:
- das Sonett ist die Eintrittskarte in die Lyrik, egal, was man dort sonst noch oder gar hauptsächlich verbricht - und
- es muss den Gepflogenheiten entsprechen, d. h. Experimentieren mit dem Sonett ist eine ganz wacklige Sache.
Seit etwa 150 Jahren wird das deutsche Sonett mit Endecasillabo, Umfassungsreimung und 5 Reimsilben geschrieben; die Reimstellung ist dabei: "abba abba cdc dee".
Statt der früher einzig zulässigen Terzett-Stellung "cdc dcd" darf längst unter insgesamt fünf Möglichkeiten (mit eben einer 5. Reimsilbe e) gewählt werden, darunter die angegebene. Die ist übrigens nicht zu unterschätzen, denn im letzten Terzett steht der d-Vers als Stropheneinleitung isoliert und muss außerdem zum e-Paar passen!

Mein Rat also:
Schreibe die Quartette um auf Umfassungsreimung mit nur 2 Reimsilben; geh bei den Terzetten von der Uraltreimung ab und nimm eine weitere Reimsilbe "e" dazu. Unter Umständen muss man ein Sonett bei ausgefallenen Reimwörtern gut planen, denn die beiden a,b-Reimsilben werden je viermal gebraucht.
Dafür kann man eben in ein Sonett schon eine richtige kleine Geschichte, einen romantischen Höhenflug oder auch eine geistige Niedertracht packen - notfalls lässt man ein anstößiges Reimwort (wie Brecht es tat) weg; das "ergänzt" sowieso jeder ganz automatisch.
Na, Lillii, nimmst Du die Stafette auf?
Gruß - Wolfgang/elbwolf.
Literatur: Josef Viktor STUMMER: Vers, Reim, Strophe, Gedicht. /S. 121-123/
PS: Ich versuche vielleicht selber mal etwas Ausgefallenes: ein Kochrezept als Sonett - ja doch: das geht!

Tja, mein armer Poet

was mach ich jetzt mit ihm?

lieber Thomas..

das "ist abgeschirmt, es regnet wie aus Kübeln."
ist schon sehr stimmig, der Regenschirm darüber , es passt.

das "der Götterfunke fehlt für seinen Zunder." ist ebenfalls besser,
keinesfalls eine Verschlimmverbesserungen...


doch , wenn ich das jetzt ersetzen würde, wäre es dann noch mein Sonett???

wie seht Ihr das ?

Danke erst mal.

lieber Wolfgang,
jetzt sehe ich Dich auch mal beten ......

und dann gibst Du dem Poeten eins auf die Mütze, das passt gut zusammen.

Und ich dachte, ich hätte alles bedacht..

doch keine Sorge,
es ist bei Euch beiden nur gut gemeint und übel nehmen.. das tue ich sicherlich nicht, ich bedanke mich

mit einem Gruß Luzie

Liebe Luzie,
lass dich bitte nicht verunsichern, auch mit Sonetten kann experimentiert werden; wichtig ist, dass der typische Klang nicht verloren geht. Das ist dir hier leider durch den Kreuzreim passiert. Zum klassischen Sonett gehört der umarmende Reim - diese Regel ist unumstößlich.
Wir haben HIER (bitten anklicken ) gute und leicht verständliche Erklärungen zu mehreren Gedicht- und Strophenformen (auch zu Schweifreimen).
Mir gefällt die Idee, ein Gemälde zu bedichten, deine Gadanken dazu gefallen mir sehr gut .
Herzliche Grüße,
Heliane.

Ich dachte und so wie ich es sehe, habe ich doch den umarmenden Reim angewendet. Wo liegt der Hase im Pfeffer?

LG Luzie

Liebe Luzie,
na das ist ja ulkig! Ich könnte wetten, einen Kreuzreim gelesen zu haben .
Mach dir nichts draus, es ist ein umarmender Reim .
Herzliche Grüße,
Heliane.

liebe heliane,
die Wette hättest Du dann verloren,
ich habe zwar innerhalb einige Worte umgestellt, an den Reimen und Versen nichts verändert.

LG Luzie

Liebe Luzie,

du hast mich mit deiner Gedichtidee wieder inspiriert, mich erneut an Sonette zu wagen, die ich wirklich als Gedichtform sehr schwierig finde. Und lieber Elbwolf, mich würde es tatsächlich interessieren, ob alle Lyriker sich zwingend an Sonetten versucht haben als Eintrittskarte in die Lyrik quasi - das wäre eine Befragung wert.

Herzlichst

anna

Liebe Lilli dein Sonett gefällt mir sehr gut. Das Bild der arme Poet hat mir schon immer gefallen. Nun hast du ihn auch noch würdig bedichtet.
LG Heike

@ all
ich bedanke mich bei Euch für Euer Wohlwollen, habe einiges von den Vorschlägen übernommen.

Wochenendgruß von luzie