#1 | Mit dir fliegen.
05.07.2015 02:53 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2015 11:56)
Jonny
(
gelöscht
)
Hab dich am Horizont verlor'n, in all den vielen Wolken, ich wähnte dich stets hinter mir, du wolltest mir doch folgen. Ein Schatten über unsrem Nest, Platz find ich dort nicht mehr. So flieg ich nun mit letzter Kraft der Sonne hinterher.
Es ist ein Flug mit müden Schwingen, tief unter mir dein Land, von dem ich mich nun fortbewege, mein Ziel heißt unbekannt. Der nächste Sturm wird mich besiegen, noch ist der Himmel klar. Es war mein Traum mit dir zu fliegen und er war wunderbar...
mir gefällt Dein Gedicht sehr gut und es lässt sich wunderbar lesen. Inhaltlich kann ich es gut nachvollziehen. Allerdings stören mich die "weißen Wolken" in der ersten Zeile. Es ist eher ein Gefühl als das ich begründen kann warum es so ist. Ich denke es ist nur das weiße der Wolken. Ich glaube ich würde eher etwas verlieren weil es zuviele Wolken sind. Ansonsten gefällt mir die Balace von Romantik und Realismus sehr.
Hab herzlichen Dank für dein Lob! Mit den weißen Wolken hast du recht. Deine Idee mit den vielen Wolken setze ich gleich um, so macht sich das "darin verlieren" verständlicher. Danke für den Tipp! Einen schönen Sonntag wünscht dir Jonny
es freut mich, dass du mal wieder hier vorbeigeflogen kommst.
Das Bild des gemeinsamen Fliegens mit der/dem Geliebten ist sehr treffend. Und es ist traurig für beide, wenn einer den anderen abhängt, wie du es hier beschreibst.
Dem Lob von Ostseemöwe möchte ich mich anschließen. Die "weißen Wolken" stören mich nicht (sie haben ja auch Nana Mouskouri überlebt). Aber etwas anderes möchte ich zu bedenken geben. Es ist meiner Meinung nach nicht gut, wenn man in lyrischen Texten die Endungen (wie beim schlechten Sprechen) schlabbert. Manche Schlagertexter machen das konsequent zum "Stilmittel" (z.B. Nena und ihre vielen Nachahmer). Die würden dann immer "hab" sagen, aber dann auch nicht "fortbewegen" sondern "fortbewegn".
Statt "Hab dich am Horizont verlor'n, " könnte z.B. besser stehen "Am Horizont verlor ich dich," oder statt " Platz find ich dort nicht mehr." besser "Platz finde ich nicht mehr." oder statt "So flieg ich nun mit letzter Kraft" besser "So fliege ich mit letzter Kraft".
Nun noch eine Bemerkung zu den Langzeilen, welche meiner Meinung nach recht empfindliche Wesen sind, besonders bezüglich der notwendigen Pause darin. Um zu verdeutlichen, was ich meine, schreib ich dein Gedicht mal in kurzen Zeilen hin, als sei es ein Volkslied, was auch ja ginge.
"Hab dich am Horizont verlor'n, (m) in all den vielen Wolken, (w) ich wähnte dich stets hinter mir, (m) du wolltest mir doch folgen. (w)
Ein Schatten über unsrem Nest, (m) Platz find ich dort nicht mehr. (m) So flieg ich nun mit letzter Kraft (m) der Sonne hinterher. (m)
Es ist ein Flug mit müden Schwingen, (w) tief unter mir dein Land, (m) von dem ich mich nun fortbewege, (w) mein Ziel heißt unbekannt. (m)
Der nächste Sturm wird mich besiegen, (w) noch ist der Himmel klar. (m) Es war mein Traum mit dir zu fliegen (w) und er war wunderbar... (m) "
Ich habe die Zeilenende (Kadenzen) mit (w) für weiblich und (m) für männlich markiert.
Dadurch wird deutlich, dass sich (trotz gleichem Metrum) der Rhythmus deiner zweiten Strophe von dem der ersten unterscheidet. Da ich keinen poetischen und inhaltlichen Grund dafür sehe, würde ich daran arbeiten, was jedoch so große Eingriffe in das Gedicht erfordert, dass du es nur selber machen kannst - falls du willst. Trickreich wäre z.B. die erste Strophe zur zweiten Strophe zu "verschieben", indem man einfach die beiden Schlusszeilen der ersten Strophe (in der Volksliedschreibweise nur die zweite und vierte Zeile der zweiten Strophe) weiblich macht.
Es wäre auch aus einem anderen Grund gut, an diesen beiden Zeilen noch etwas zu arbeiten, denn "So flieg ich nun mit letzter Kraft" ist sehr ähnlich zu dem folgenden "Es ist ein Flug mit müden Schwingen" und "Platz find ich dort nicht mehr" ist metrisch nicht besonders gut geraten, weil "Platz" zu viel Ton haben will. Das "der Sonne hinterher" finde ich sehr schön und würde es behalten, vielleicht besser am Anfang der Zeile, wo jetzt "So flieg ich nun mit letzter Kraft" steht.
Jetzt habe ich sehr viel Text geschrieben. Betrachte das bitte nicht negativ als Tadel, im Gegenteil.
Allen voran vielen Dank, dass du dich so mit meinem Gedicht auseinander gesetzt hast! Aus dieser Perspektive habe ich es noch nicht betrachtet. Aber das macht es interessant. Ich muss gestehen, dass ich beim Schreiben nicht auf männliche oder weibliche Kadenzen achte. Ich konzentriere mich mehr auf das Metrum, das der Text zusammenfindet und die Endreime passen. Der Rest kommt aus dem Bauch. Ich werde jetzt erst mal versuchen die Endungen auszuschreiben, danach gehe ich die Zeilenenden an. Aber ich befürchte, dass ich es so auseinandernehmen müsste, das sich die Worte verlieren. "Platz" find ich dort nicht mehr, hat mir eigentlich gefallen, gerade weil die Betonung auf Platz liegenbleibt. Das sollte die Situation unterstreichen, so wie der "Schatten" über unsrem Nest. Na, mal schauen was mir einfällt, wird etwas dauern, aber ich werde auf jeden Fall daran arbeiten. Noch einmal vielen Dank, für deine Mühe, Thomas!
Ich hatte beides im Auge, habe nur der Metrik wegen gekürzt. Ich übernehme deine Gedanken, weil ich die Kürzelei abstellen möchte. Gar nicht so einfach, ich rutsche immer wieder rein...
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