Halb wach und halb in Träumen,
halb sie, halb bist es du.
Halb will ich nichts versäumen,
halb brauch’ ich meine Ruh.

Halb bin ich fortgezogen,
halb dir so nah wie nie.
Ich bin nicht ausgewogen,
ob ich mir selber flieh?

Mich trennt ein scharfes Messer,
doch weiß ich nicht in was.
Womit geht es mir besser?
Was ich nicht recht erfass’.

Ich kann mich nicht zerstückeln,
die Zeit will selbst entscheiden!
Wie wird es sich entwickeln?
Wird mich das Falsche meiden?

Von außen Rat zu finden?
Mir riet ein guter Freund:
Was lange konnte binden,
bleibt und wie neu erscheint.

Lieber Ulrich,
dass du zwei solch unterschiedliche Formen perfekt "deckeln" kannst, halte ich für äußerst bemerkenswert.
Ich mag deine Slams sehr gerne und möchte viele davon lesen. Trotzdem gefällt mir dieses Gedicht als Reimerin natürlich ganz besonders gut. Es fließt und klingt wunderschön in "Ulrich-Manier" und vermag, mich zu fesseln .

Zum Inhalt bleibt mir nur zu sagen, dass uns der Kampf zwischen "Bruder Innerlich" und seinem Gegenspieler zermürben könnte, wären da nicht noch der Verstand und, wie du sagst, Freunde, die uns helfen.

Nachdenkliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,
gemessen an Deiner üblichen korrekten und genauen Beurteilung kann mich Dein Lob doch sehr erfreuen. Ich sehe es noch nicht als perfekt an, wenn es so etwas überhaupt gibt. Aber ich bemühe mich!
Die Situation des LI ist einem realen Gespräch entnommen. Ich brauchte es nur in Worte zu fassen. Ich war hier der Ratgeber, doch eben auch mit einer gewissen Unsicherheit - keiner kann in die Zukunft sehen und nicht jeder Fall ist vergleichbar. Dabei fällt mir ein Lied von Christa Burg (Chris de Burgh) ein "The head and the heart", was allerdings die Situation nur entfernt trifft.
In dieser inhaltlichen Richtung ist Erich Kästner mein Vorbild (Sachliche Romanze).
Liebe Grüße
Ulrich

Lieber Ulrich,

das gefällt mir sehr gut, wie du die menschliche Zerrissenheit poetisch darstellst.
Immer wieder, fast täglich, müssen wir die Gegensätze in uns auspendeln,
uns mit ihnen arrangieren.
Müsste es in der letzten Zeile nicht heißen:

bleibt und wie neu erscheint?

Sehr gerne gelesen und ein wenig mitgefühlt,

Michael

Lieber Michael,
tägliche Zerrissenheit und besondere, die hier von nicht alltäglicher Tragweite ist. Über Dein Lob freue ich mich.
Hast Du doch auch gleich meine Rechtschreibschwäche entlarvt! Danke fürs Finden.
Liebe schattige Grüße
Ulrich