Gut geföhnt ist halb versöhnt (leicht absurdes Theaterstück)
Personen:
Hund männlich, kurz angebunden, einfältig, grobschlächtig Hase weiblich, Teeny-Typ, sprunghaft, neigt zu Fantasmen ferner: ab und zu menschliche Stimmen hinter der Bühne, mehr Laute als Worte; eine tote Katze, die nie auftritt das Flatui, das man weder sieht noch hört noch begreift
Ort der Handlung: Siedlung am Stadtrand, zwei Eigenheime, deren Gärten aneinander stoßen
1. Auftritt Ort: Hinterhof
(Ehe die Szene sichtbar wird, Geräusch: Poltern – dann sieht man den Hund und den Hasen übereinander purzeln. Sie stehen auf, Hund schwerfällig, Hase flink; Bretter des Hasenstalls liegen herum)
Hase: Frisst du mich jetzt? Hund: Wieso? Kommst du denn aus einer Büchse? Hase: (kichert) Nee, aus der Kiste, die du eben von da oben runtergerissen hast. Die Götter nennen das Karnickelstall. Hund: Soso. Dann bist du also der Hase. Hase: Kann man vielleicht sagen. Und du bist doch der Kettenhund, stimmt's? Hund: Sagt man so. Stimmt aber nicht. Hase: Und was bist du wirklich? Hund: Rottweiler. Hase: Du kommst also aus Rottweil? Hund: Nee, aus dem Wohnzimmer. Hase: Ich hab dich aber schon hier im Hof an der Kette gesehen. Hund: Das ist nur, wenn ... Hase: Wenn? Hund: Egal. Hase: Egal ist nur das Flatui. Sag schon! Hund: Na, wenn die Götter Krieg miteinander führen. Hase: O ja, das kenn ich. Hund: Kennst du gar nicht. Vom Wohnzimmer geht’s nämlich in den Garten. Und da ist der Zaun. Und dahinter sind die Götter von Muzi. Hase: Die Katze! Vor der hab ich mehr Angst als vor dir. Die will mich fressen. Kommt aber nicht an meinen Stall ran. Hund: Wenn ich Muzi sehe, muss ich immer bellen. Dann sagen die Götter drüben, ich mach ihr Angst. Ich bring sie aber nur zum Fauchen und Schwanzaufplustern. Das macht Spaß. Und dann muss ich an die Kette. Hase: Du bist mit der Katze befreundet? Hund: Leider nein. Ich träum bloß immer von ihr. Hase: Das kommt vom Flatui. Hund: Verstehe ich nicht. Hase: Das ist eben so. Das Flatui begreift keiner. Hund: So was wie die Blödheit der Götter, obwohl sie alles wissen und können? Hase: Noch viel rätselhafter. Hund: Dann versteh ich's eben nicht. Hase: Was träumst du denn von Muzi? Hund: Ach, halt so Sachen. Hase: Dass sie dich kratzt und beißt? Hund: Nein, ganz im Gegenteil. Sie ist doch so lieb, so weiß und ge schmeidig. Ich lass sie manchmal, wenn ich angebunden bin, aus meinem Futternapf naschen. Hase: Hab ich gesehen. Und dann war ich ganz enttäuscht, dass du nicht aus deiner Hütte rausgefahren kamst, um ihr das Genick zu brechen. Du hast mir so leid getan. Der arme Köter hab ich gedacht - Hund: Rottweiler, verstanden? Hase: - hat jetzt nichts mehr zu essen. Hund: Quatsch! Hase: Soll ich dir was verraten? Hund: Na, sag schon! Hase: Ich bin gar kein Hase. Ich bin ein Kaninchen! (kichert) Hund: Ist mir e- äh, wie dein Flatadingsbums. Hase: Flatui. Mit dem beschäftige ich mich immer, weil ich den gan- zen Tag allein im Stall hocke. Hund: Und jetzt? Wenn du draußen bist? Hase: Draußen, weil du ihn runtergeworfen hast. Das war das Flatui. Hund: Das war meine Aufregung. Wenn man aufgeregt ist, muss man eben springen und was runte rreißen. Hase: Warum? Warst du wütend? Hund: Ich bin nie wütend. Aber die Götter – weil Muzi - weiß nicht mehr. Hase: Siehst du, aber das Flatui … (denkt nach) Ich will dir noch was verraten. Hund: Deine Geheimniskrämerei nervt. Hase: Gar nicht! Lass mich nur zu Worte kommen. Muzis Göttin war auch an deinem Napf. Hund: Die frisst doch nicht von meinem Zeug. Hase: Im Gegenteil. Sie hat was hineingeschüttet. Hast du gar nicht gemerkt. Und dann kam Muzi und hat es ausgeleckt. (Vorhang oder Licht aus)
2. Auftritt Ort: am Zaun zwischen zwei Gärten
(Ehe Licht angeht, hört man lautes Weinen menschlicher Stimmen, dazwischen undeutlich mehrmals die Klage: Muzi! Muuuzi!)
Hund: (weist mit der Schnauze zur anderen Seite des Zaunes) Dort haben die Götter sie begraben. Hase: Sei tapfer. Das Flatui kann unerbittlich sein. Hund: Aber ich will sie noch einmal beschnuppern, ablecken, zärtlich im Genick fassen … Hase: Wenn das dein sehnlicher Wunsch ist – sie ist ja nun tot – also, ich helf dir buddeln. Hund: Wozu denn? Hase: Erst einen Gang unterm Zaun durch, dann die Katze aus dem Grab. (Sie beginnen, sich unter dem Zaun durchzugraben, während das Licht ausgeht)
Hund: (an der Kette) Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Hat dein Tui noch irgend eine Spur von Durchblick? Hase: Die Götter zürnen. Deine denken, du hättest Muzi totgebissen. Sie sah ja nicht sehr appetitlich aus, als du sie ins Wohnzimmer getragen hast. So lehmverschmiert. Und an der Seite etwas aufgeplatzt – wahrscheinlich vom Spaten ihrer Götter, als sie sie begruben. Hund: Dass die Götter immer was denken müssen! Hase: Deine hatten Angst, es gibt Ärger mit denen von Muzi. Darum haben sie Muzi gebadet und geföhnt. Und da an der Seite zugenäht. Ich hab's gesehen, als ich mich unter ihrer Terrasse versteckt hielt. Hund: Gebadet haben sie mich auch schon. Aber was heißt geföhnt? Hase: Davon hat sie ein ganz wunderbar weiches und sauberes Fell bekommen. Und dann sind sie im Dunkeln vor die Haustür von Muzis Göttern geschlichen und haben denen Muzi da hin- gelegt. Muzis Götter sollten denken, du hättest mit ihrem Tod gar nichts zu tun. Hund: Hab ich doch auch gar nicht. Hase: Die sollten denken, sie wäre einfach friedlich eingeschlafen. Dadurch warst du ja aus dem Schneider. Hund: Und warum legen sie mich dann an die Kette? Hase: Verstehst du denn nicht? Die denken doch, du warst das, aber die anderen sollen das nicht merken. Hund: Erst war ich's nicht und dann soll man's nicht merken. Sind die bescheuert? - Oder wir? Hase: Das weiß nur das Flatui.
Lieber Fabulix, wie willst Du Hund, Hase oder Katze auf die Bühne bringen, ohne dass sie übereinander herfallen? Die Geschichte selbst war mir schon bekannt und Du hast daraus ein Bühnenstück draus gemacht. TzTzTz! Aber gut hast Du es gemacht und hast das Flatui noch dazu erfunden. Das bringt echt den Gag rein, denn jeder fragt sich wohl wer oder was das sein soll. Eine witzige Geschichte und ich hab meinen Spaß dran gehabt. Liebe Grüße, Heidi
Hallo Klatschmohn, der Mythos von der geföhnten Katzenleiche wird sich vom Westerwald bis ins Kollektiv-Unbewusste der Menschheit verbreiten und ähnelt ja auch der Isis-und Osiris-Story, wenn man großzügig denkt. Wir beide haben Zugang zum Kern und Ausgangspunkt des Geschehens. Dennoch bleibt auch uns das Flatui ein ewiges Rätsel, obwohl wir für Hund und Katz als die Götter in Erscheinung treten. Ich danke dir für das Lob meiner Gestaltung einer eigentlich schon unbearbeitet an sich urkomischen Begebenheit. (Von kommunikationsfreudiger Haarpflegerin ausgeplaudert.) Wau und miau Fabulix
Lieber Fabulix, ich kannte die Geschichte nicht und musste über die absurde Situation lachen, stand vielleicht Ionesco Pate? Du hast die Dialoge den geschilderten Charakteren perfekt angepasst; die Sprache des Hundes und die des Kaninchens geben treffende Bilder. Die Verwirrung am Ende ist das Sahnehäubchen! Mit sehr großem Vergnügen gelesen. Liebe Grüße ins Wochenende, Heliane.
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