wenn ich die Erklärungen fürs Tanka richtig verstehe, stecken in deinem zu viele Bilder bzw. Aussagen: 1. der Liebste, 2. der Sommer, 3. die Blumen, 4. die Tränen und 5. der Brunnen - für impressionistische Natur- oder Gedankenbilder viel zu viele. Darum glaube ich, dass du dich besser mit einem Thema dem Tanka nähern solltest.
Lese ich ein japanisches Gedicht, erwarte ich Ruhe, das Bild einer Blüte, eines Reihers etc., nicht aber eine Überflutung von Eindrücken, was meinst du?
In V1 fehlt eine Silbe. edit: Entschuldige bitte, liebe Ilona, hier steckt ein Fehler. Es fehlt keine Silbe, es ist eine zu viel.
danke für Deine Beschäftigung mit dem Tanka. Bevor ich mich mit anderen gedichten befasste verliebte ich mich schon in das Tanka. Es ist noch älter als das Haiku. Das Tanka ist ein Kurzgedicht, wurde original immer von 2 Dichtern verfasst und überwiegend mündlich weiter gegeben. Später auf besonders feinem Papier für besondere Anlässe verfasst. Was Du heute an Vorgaben an Silben findest ist im japanischen die More. Sie stimmt aber nicht wirklich mit den Silben im Deutschen überein. Es ist also immer nur ein Anhaltspunkt. Sollte keinesfalls als Dokma gesehen werden. Das Tanka hat ein Oberstollen, vom ersten Dichter geschrieben. der untere Teil eine Art Antwot auf den oberen Vers. Das Tanka wurde als Kurzgedicht für besondere anlässe verwendet. Keine Hauseinweihnung, keine Heirat, kein Besuch in einem vornehmen haus ist ohne Tanka geblieben. So wurde auch zu jedem Anlass ein Text verfasst. So ein Brief (heute aus der Mode gekommen) könnte schon damals ein Auslöser, ein würdiger Anlass für ein Tanka gewesen sein. In sofern ist in meinem Tanka der Anlass gegeben. Ein Brief ist vom Liebsten gekommen und er enthält Blumen. nun musst Du Dir den 2. Teil vorstellen als Anwort auf den 1. Teil. Hier hat die Briefempängerin viele Tränen vergossen. (Sind es Freuden- oder Trauertränen) wir wissen es nicht. Aber, sie hat die Blumen genährt, am Leben gehalten und sie trägt sie zum Brunnen der greisen Zeit. (hier könnte man sich streiten) Die vielen japanischen Kurzgedichte der Frühzeit hatten nie Metaphern enthalten. Aber in der Neuzeit gibt es sehr bekannte Tankadichter die auch diese zulassen. Soviel heute mal zum Tanka
was mir auffiel, ist die Aussage über "sie", das finde ich ungewöhnlich, denn im Tanka spricht meistens das "ich", was die Form einfach macht.
Interessant find ich deine Betonung des dialogischen Charakters der Gedichtform. Das scheint mir wichtig. Was ich jedoch nicht verstehe, ist wieso diese "Kurzgedichte der Frühzeit hatten nie Metaphern enthalten" haben sollen. Was meinst du hier mit Metapher?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Medusas Kritik genau verstehe. Ich vermute, sie will sagen, es sei etwas zu kompliziert (sorry, Medusa, wenn ich daneben liege). Ich habe versucht es einfach umzukehren, damit es einfacher wird. Was denkst du?
Warten
Blumen nährte ich den ganzen Sommer, auf dich wartend, mit Tränen.
Endlich kam heute dein Brief und tausend Keime sprießen.
Zitatwas mir auffiel, ist die Aussage über "sie", das finde ich ungewöhnlich, denn im Tanka spricht meistens das "ich", was die Form einfach macht.
Im wirklichen (ursprünglichen Tanka) Tanka wird eine Stimmung beschrieben. Nicht unbedingt die Stimmung in der sich der Dichter befand. Sondern die Stimmung einer festlichen Gelegenheit. Die fanden die Mönche oft in der Natur oder bei Besuchen. Es sollte immer die Wirklichkeit auf den Punkt gebracht werden. Ein berühmtes Haiku dazu ist von Basho einem Zenmeister. Stille ...! Tief bohrt sich in den Fels das Sirren der Zikaden. oder
Tee und Honigkuchen Stunde des erlesenen Klatsches die Veranda geöffnet
nur schnell zu den Metaphern: ich schreibe hier "greise Zeit" der alte Meister hätte mit Sicherheit geschrieben "die Zeit ist vorbei" oder "zu lange gewartet" oder "kam zu spät" llieben Gruß Ilona
besonders gefällt mir Dein Unterstollen. Den Gesang des Flussgottes kann ich mir plötzlich bildlich vorstellen. Was ich ändern würde ist hier in ihrem Federkleid. Ich musste schmunzeln und habe das Bild von nakten Schwänen im Auge. Das wolltest Du sicher nicht. In der ersten Zeile würde ich schreiben Am stillen Ufer es bringt die letzten beiden Zeilen noch einmal zum klingen.
Wie wäre es:
Am stillen Ufer thronen zwei Schwäne, blicken gebannt auf die glatte See.
Sie warten geduldig auf den Gesang des Flussgottes.
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