Der Sommer war sehr groß, er legte seine Schatten auf die Sonnenuhren in den Gärten der nicht gebauten Häuser, in den Straßen der umherstreifenden Unbehausten.
Er gab ihnen noch zwei südliche Tage, drängte sie zur Vollendung hin und vergab ihnen ihr düsteres Licht, dass nicht nur zwischen Pinien fiel, sondern bisweilen auf den Wellen der Flüsse stockte.
Wer jetzt kein Haus hat, wird wachen, wird sich eines erschreiben in wohl geformten Lettern an kürzer werdenden Tagen in die stillen Nächte hinein.
das war ein Schreibimpuls bei einem Schreibtreff, der sich "Ko-Autor" nennt. Innerhalb von zehn Minuten sollten wir spontan das Gedicht von Rilke "Herbsttag" umschreiben, bzw. es so ändern, wie es uns spontan in den Sinn kommt, also auch ggfs. in Prosaform. Dabei fiel mir wieder auf, wie schwer es ist, sich von einem vorgegebenen Text zu lösen und sein eigenes daraus zu entwickeln. Du kannst es ja auch einmal probieren, aber es ist wichtig, sich den Wecker auf 10 Minuten zu stellen. Ich würde mich hfreuen, deine Version dann hier zu lesen.
Hier also noch einmal Rilkes Original:
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen,
den weiteren Betrieb zu finanzieren.
Deine Spende hilft!
Spendenziel: 144€
35%
Forum online seit 10.11.2013 Design by Gabriella Dietrich