Ich sehe das Weiß im Auge meines Pferdes. Es starrt versteinert, auf den Eimer dort, der vorhin noch nicht da war. Etwas Nicht-da-gewesenes, aus dem Nichts. Unbekannt! Ich sehe dich, Angst, du drohst, wie der Blitz aus dunkler Gewitterwolke, vom Körper meines Pferdes auf mich überzuspringen. Aber ich tätschele seinen Hals, sage ruhig: Ein Eimer nur, das kennst du. Ich atme tief und ruhig und gehe, als gäbe es auf der ganzen Erde kein Weiß, zum Eimer hin. Schritt für Schritt folgt mein Pferd. Endlich Neugier. Ich stoße mit dem Fuß daran. Es schnuppert und stößt ihn mit dem Huf um. Mein Pferd hat sich bekannt gemacht. Das Weiß ist verschwunden. Doch immer noch sehe ich dich, Angst. Das Unbekannte macht Angst, Todesangst. Wer wird mir helfen, wenn das Weiß in meinen Augen steht?
das ist ein schönes, prägnantes Beispiel für Kurzprosa. Vollständig ausgeführte Sätze, fast ohne jeden Anflug von lyrischen Elementen und Schnörkeln. Das Thematische steht stark im Vordergrund, und das ist gut so! Die Angst, der Kreatur, des Pferdes wie des Menschen vor dem Unbekannten, wird deutlich herausgearbeitet… Der Mensch, hier der Pferdeflüsterer, ist Betreuer und potentiell Betreuter in einem…
Sehr gelungen, finde ich Herzliche Grüße aus Samothraki Karlheinz
mir gefällt deine Geschichte sehr gut, es wirkt so unaufgeregt authentisch. Keine Strophen, keine Reime, ich würde sagen Prosa. - Besonders gekonnt ist der Abschluss den du gewählt hast. Das hierdurch ausgelöste Gefühl bleibt für einen Moment im Hals sitzen.
den Reiter in Dir, kannst Du nicht verleugnen, ich war ja auch lange Zeit in dem Metier tätig. Sehr gekonnte Kurzprosa, halbes Trainerleben in wenigen Sätzen an den Leser gebracht
Aber kein Prosagedicht, ich selber kann nur wirkliche Prosa, bei mir werden alle Geschichten lang
auf mich wirkt der Text wie lyrische Prosa. Auch hier frage ich mich, ob die Angst unbedingt hätte benannt werden müssen oder ob nicht die bloße Beschreibung dieser dichten atmosphärischen Begegnung ausgereicht hätte, um Angst bei mir als Leserin zu erzeugen…
Unglaublich stark empfand ich die letzte Frage, zum einen, weil sie offen bleibt, zum anderen, weil ich durch den Perspektivwechsel geradezu rausgeschleudert wurde…
natürlich darf das Wort Angst darin vorkommen, für einen Leser kann es jedoch spannender sein, die beschriebene Emotion selbst herauszufinden bzw. beim Lesen zu spüren als es quasi „erklärt“ zu bekommen. Das ist es, was Autoren mit Show, don’t tell meinen… Zeige und erkläre nicht. Mich fasziniert diese Technik sehr…
Zitat von anna a. im Beitrag #9Das ist es, was Autoren mit Show, don’t tell meinen… Zeige und erkläre nicht. Mich fasziniert diese Technik sehr…
Liebe Anna,
das mag vielleicht für Dich so sein, aber wenn Du mit Pferden umgehst, sei es als Reiter oder als Bereiter, dann kennt man diese Ängste, die kann ein Leser gar nicht nachempfinden. Die empfindet man genauso wie es Thomas beschreibt. Jedem Leser kann man es nicht Recht machen, die einen sehen es so, die anderen ganz anders
ich denke auch, dass das eine gute Technik ist. Aber trotzdem könnte der entsprechende Begriff genannt werden, denke ich.
Liebe Gabi,
abhängig von den Erfahrungen lässt sich das mehr oder weniger gut nachvollziehen, was der Text sagt. Trotzdem hoffe ich, dass jeder Leser das Wesentliche nachempfinden kann.
um beim Beispiel zu bleiben dass das Pferd Angst hat und wir damit durchgehen zum lyrischen Wahnsinn hin hat eine Funktion uns untergleichen zu wissen. Damit das Pferd aus dem Text heraus sein Wiehern hören kann und uns zum lachen bringt wegen der bedrückenden Conclusio.
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