Mir war sein Konterfei noch sehr parat, mit seiner Freundlichkeit stach er hervor. Ein Mann der Bank, gekleidet akkurat, sein ”Guten Morgen" klingt mir noch im Ohr. Als Rentner ist er, anders als zuvor, im Viertel auf dem Rad nun oft zu sehn. Er hält am Abfalleimer, vor dem Tor und fischt nach Flaschen, um zu überstehn. Wer hätte das gedacht und so vorausgesehn?
Diese Spencerstrophe beruht auf einer wahren Begebenheit, der ehemalige Sparkassenangestellten bediente uns früher oft. Er ist immer noch gut gekleidet.
Lieber Sanderling Dein Gedicht berührt und hinterlässt viele Gedanken und Fragen. Ob er vielleicht zu freundlich war und selbst schlecht beraten wurde? Oder wie es heißt, der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe. Auf jeden Fall ein Gedicht mit viel Tiefgang. Wirklich sehr gekonnt gezeichnet. Liebe Grüße Ilona
sehr schön und korrekt in der Form, wie der Bankangestellte. Traurig und wahr.
Ich weiß noch, wie ich Ende der Achziger schockiert war, als ich erstmals jemanden Mülltonnen durchwühlen sah. Inzwischen ist es ein gewohntes Bild. Dafür verdienen aber wenigstens Bankchefs und Politiker genug, ist doch auch was.
das ist dir wirklich gut gelungen. Ich kann mich noch erinnern, dass Bankbeamte, wie auch Post- und Bahnbeamte sehr angesehen waren. Ob sie damals gut bezahlt wurden, weiß ich nicht.
Heutzutage sind das alles nur noch ausgebeutete Dienstleister…habe ich den Eindruck
danke für eure Rückmeldung zu meiner Spencerstrophe. Mir fiel diese Szene spontan ein und so bastelte ich mit ihr meine Spencerstrophe. Das eigentlich bedrückende daran ist für mich die Feststellung, dass der gute Mann alles richtig gemacht hat. Was sollte schon daran falsch sein bei der Sparkasse zu arbeiten? "Wenn's ums Geld geht, Sparkasse", lautete damals der Werbeslogan. Er traut sich letzendlich auch einen Gegenentwurf zu leben, ignoriert wie die Leute schauen und schätzt die Pfandwerte, im Gegensatz zur Wegwerfgesellschaft. Vielleicht tut er es ja sogar aus Überzeugung und nicht aus Not? Lieben Dank für eure positiven Kommentare!
@Clara Und natürlich kannst du hier mitschreiben, du hast doch was zu sagen.
was mich so an deiner Spencerstrophe beeindruckt, ist, dass du in den wenigen Zeilen eine ganze Geschichte erzählst. Es ist, als weite sich der Raum zwischen den Zeilen endlos für die Kümmernisse und Gedanken zum Leben dieses sicher sich stets korrekt verhaltenden Staatsbürgers. Was ist mit ihm passiert? Hat er Frau und Kinder verloren? War er nie verheiratet? War der Bankschalter sein Leben? Hat er Hobbys? Oder ist er gar im Verborgenen ein Millionär, obwohl er Flaschen sammelt - das gibt es ja auch manchmal... Hat er ein Haustier? Ist er einsam? Hat er überhaupt noch Lebensmut oder baumelt zuhause schon der Strick von der Decke wie im Film "Brot und Tulpen"?
Diese und noch viel mehr Fragen und Bilder schossen mir alle während des Lesens durch den Kopf und ich sah, wie er die Hosenbeine auf dem Fahrrad sitzend mit einer Klammer zusammenhält, damit sie nicht in die Kette geraten.
Liebe anna, danke für deinen ausführlichen Kommentar zu meiner Spencerstrophe. Es ist interessant zu lesen was du zwischen den Zeilen entdeckst, das ist nachträglich geradezu spannend.
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