Bunt sortiert in Muschelgängen, wo sie purzeln, schieben, drängen, Schalltierfreunde, klein und niedlich, harmlos und doch selten friedlich. Die sich an den Händen fassen und einander wieder lassen. Hämmern eifrig an den Dingen, dass die Schnecken hell erklingen.
Unweit, im Tel’graphenstübchen, hockt ein recht betagtes Bübchen. Handlich, was herüberweht, packt er in ein Sinnpaket. Herr Denk, Frau Fühl und Old Erfahrung, brauchen diese Nervennahrung. Schliesslich wollen diese Fritzen sie für die Erkenntnis nützen. Doch Erfahrung weiss auch schon, Erkenntnis ist nicht nur aus Ton.
Das Wort, nur ein Geräuschbehältnis, kann nicht sehen, wie die Welt ist. Ohne Griff und helles Licht reichts selbst für die Erkenntnis nicht. Und der Geschmack, oh Graus und Schmach, geht immer nur der Nase nach.
eine spielerische Betrachtung über die „Verarbeitung“ der Worte. Aber ist „das Wort nur ein Geräuschbehältnis“? Und vor allem „ohne Griff“, wo du doch oben sehr treffend sagst, dass sie „sich an den Händen fassen“? Vielleicht ist es gerade dieses Händereichen, was es Herrn Denk und Frau Fühl ermöglicht, durch Worte etwas Rechtes zu begreifen?
Vielen Dank für deinen Denkanstoß und hoffentlich viele weitere Gedichten von dir im Musengarten.
eine individuelle Betrachtung zum Thema: Worte, um das es hier ja hauptsächlich geht. Du hast einen sehr eigenen Stil, humorvoll und interessant, das gefällt mir.
wahrscheinlich weißt du es noch nicht, doch ich bin der alte Meckerfritze hier im Garten und wenn meine Gedanken zu harsch daherkommen, bitte ich dich mir zu vergeben, wobei ich gleich gestehen will, dass ich dein Gedicht mit Freude gelesen habe, es war geradezu ein Genuss.
Dennoch ein paar Anmerkungen meinerseits, die neben Lob und Dank eben auch vernichtende Kritik enthalten. Aber vielleicht vermittelt es dir einen klein Einblick in die Gedankenwelt eines unbedarften Lesers.
Was mir so beim Lesen durch den Sinn huschte:
„Bunt sortiert in Muschelgängen“ - willst du damit sagen nach Klangfarben? Das macht allerdings nur bedingt Sinn für mich, vielleicht wenn man sagt eine bestimmte Stimme entspricht einer Klangfarbe. Aber eigentlich erschließt sich mir der Sinn von „bunt sortiert“ nicht ganz, macht aber nix wahrscheinlich ist das nur Interpretationssache
„Schalltierfreunde, klein und niedlich, harmlos und doch selten friedlich.“ Schalltierfreunde? Da fällt mir höchstens die pawpatrol ein aber dass sind Felltierfreunde, klingt wenigstens ähnlich. Willst du damit sagen dass sie die am Ende der Strophe erwähnte Schnecken zu Freunden haben? Nun ja was mir an den beiden Versen aber sehr gut gefällt ist der Gedanke das diese Biester ganz schön streitbar sein können, auch wenn sie für sich gesehen eher unbedrohlich wirken. Passend zu deinen Ausführungen macht aber auch hier der Ton die Musik.
„Die sich an den Händen fassen und einander wieder lassen.“ - das ist eine sehr treffende Beschreibung für die veränderliche Bedeutung von Wörtern in verschiedensten Zusammenhängen und Kombinationen. Das ist fein beschrieben.
„packt er in ein Sinnpaket. Herr Denk, Frau Fühl und Old Erfahrung,“ - das gefällt mir auch, weil es deutlich zeigt, was beim Senden und Empfangen alles zwischengeschaltet ist und warum es da schnell zu völlig anderen Schlüssen kommt. Damit hast du ein komplexes Thema in deutlich einfachen und verspielten Worten entschlüsselt. Das ist super.
„nur ein Geräuschbehältnis,“ - da will ich den Bedenken von Thomas zustimmen. Worte werden auch gelesen, da entstehen bei mir nur bei Romanen oder Geschichten und Briefen (bei denen ich den Absender gut kenne) Geräusche, in allen Fällen jedoch sind Worte weit mehr als Geräusche, selbst wenn sie zu mir in einer Sprache gesprochen werden die ich nich verstehe.
„Behältnis“ „Welt ist.“ - auf solche Reime stehe ich voll, genau me8n Ding - Bravo!
„Ohne Griff und helles Licht reichts selbst für die Erkenntnis nicht.“ - tsja damit tust du Blinden entweder unrecht, oder du verstehst sie besser als ich mir das vorstellen kann. Wahrscheinlich zweiteres, denn Blindenschrift könnte man durchaus als Griff bezeichnen und dann geben deine Worte einen sehr tiefen Sinn für mich.
„Und der Geschmack, oh Graus und Schmach, geht immer nur der Nase nach.“ - das ist wiederum gelungen witzig, es erinnert mich an meinen Biolehrer, der mir erzählen wollte, dass auf der Zunge nur vier Geschmacksrichtungen wahrgenommen werden. Über diese beiden Verse habe ich geschmunzelt und empfinde sie als sehr gelungen.
Also wie gesagt, dies sind nur meine Gedanken und ich will dir damit nur sagen, dass dein Schreiben mich zum Sinnieren anregt und das soll ein Kompliment sein.
Vielen lieben Dank für eure netten Worte über „Worte“. Sehr gut Derolli, Thomas, ohne Kritik kann ich mich nicht verbessern! Worte kann man tatsächlich mit allen Sinnen wahrnehmen, sehen, tasten Buchstabensuppe, ihr habt recht! Missverständnisse kommen dann häufig vor, wenn ein Sinn isoliert wahrnimmt, darum ging es mir. Wörter „fassen“ sich an den Händen um Sätze zu bilden, dieses Fassen ist nicht wortwörtlich gemeint. „Bunt sortiert“ ist ein witziger selbstgegensätzlicher Begriff, ein bisschen wie „hübsch hässlich“. Man könnte es als unsortiert, aber auch als Sortiment beschreiben.
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