Mit der Zeit

lieber Sanderling

Vielleicht ist es gut, den Klimawandel wie Herr Walter zu leugnen. Nein, gut ist es sicher nicht, aber es ist leichter zu ertragen, denn der Mensch wird ja freigesprochen von seiner Verantwortung.
Wir kennen ja alle so ein Walter und fragen uns, warum will er die Verantwortung nicht zugeben.
Vor wenigen Tagen war ich bei einer Kommunalveranstaltung und dort ging es um den Küstenschutz. Dort gab es Leute, die wollten viel Geld sparen, und wehrten sich gegen den Ausbau von Deichverstärkungen und Mauern. Sie wollten doch erst abwarten und noch eine wissenschaftliche Kommission bilden.
Obwohl, in Kiel durch die verstärkten und viel länger dauernden Überschwemmungen bereits Schäden in Millionen entstanden sind.
95 % aller Zuhören haben nur mit dem Kopf geschüttelt, ich hörte das Wort Verzögerungstaktik, Ignoranz, ...
An diese Veranstaltung musste ich bei Deinem Walter denken.
Das Schlimme ist, sie, die Walters kommen zu oft damit durch.
Dein Gedicht ist genau auf den Punkt getroffen, leider.
Liebe Grüße Ilona

Liebe Ostseemöwe,

da habe ich ja Glück gehabt, dass Form und Inhalt dir zusagen. Ich bin offen gestanden etwas ratlos, begegne ich Menschen wie Herrn Walter. Nur einen Standpunkt zuzulassen macht mich ebenfalls nachdenklich.
Wie so oft, folgt die Erkenntnis ja meist nach dem Erleben, so wir noch dazu kommen.

Lieber Thomas,

Herr Walter ist eine polarisierende Figur, die es mir leichter gemacht hat mit dem Thema überhaupt irgendwie umzugehen. Seine Meinung bezeichne ich drum nicht als kätzerisch. Aber es soll ja durchaus schon mal vorgekommen, dass Mann und Frau hinterher schlauer waren, weil die Erfahrung, das Erleben von neuen Lebenswirklichkeiten sie eines besseren belehrte, als das, an das sie so eindeutig glaubten. Das kann auf beide Seiten zutreffen. Mein Gedicht hingegen sieht die Erkenntnisnot bei Herrn Walter. Aber, da der Mensch ohnehin grundsätzlich tut und denkt was er will, findet auch Herr Walter sicher nach einer Zeit des Überlegens, ggf. des Überlebens, neue Antworten und Überzeugungen.

Liebe Grüße euch beiden
der Sanderling

Lieber Sanderling,

ich finde, die Figur des Walter kannst du ruhig noch häufiger bemühen und automatisch denke ich an Herrn Maier von Thomas. Interessant ist, wie er verstummt, wenn das Leben sich anders zeigt als er erwartet...

Warum hast du dich für Dreizeiler entschieden, das wollte ich noch wissen?

Ganz liebe Grüße und mich schauert es, wenn Menschen meinen, alles zu wissen. Irgendwie hatte ich bei Walter das Gefühl, dass auch er denkt, er habe den Durchblick.

anna a.

Liebe anna,

danke für dein Feedback und deine interessante Frage. Ich glaube, ich habe es intuitiv als Dreizeiler geschrieben, vielleicht weil so eine gewisse Ungereimtheit der Gewissheit von Herrn Walter entgegentritt? Reflektiert habe ich das jetzt aber erst.

Liebe Grüße
der Sanderling

Vielen Dank, lieber Sanderling, für deine Erklärung. Mir fällt gerade auf, dass gerade der letzte Zweizeiler wie eine moralische Zusammenfassung anmutet - frei nach dem Motto:

Und die Moral von der Geschicht…

Liebe Grüße

anna a.

Lieber Sanderling,

scheinbar harmlos, im Buschschen Duktus befangen und verfangen tritt dein Herr Walter hier auf. Das hast du gut eingefangen, wie er mit kühlem Kopf vor sich selbst und den anderen, sich selbst täuschend, begründet und entscheidet, nichts zu tun, weil ja immer noch nichts als unbestreitbare Tatsache zu gelten hat…

Sehr treffend und uns alle bis zur Wiedererkennbarkeit karikierend

Herzliche Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Carlino,

danke für deinen Kommentar und deine Sicht der Dinge. In deiner Schlussbemerkung steckt meiner Meinung nach viel Wahrheit.

Zitat von Carlino im Beitrag #8

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...wie er mit kühlem Kopf vor sich selbst und den anderen, sich selbst täuschend, begründet und entscheidet, nichts zu tun, weil ja immer noch nichts als unbestreitbare Tatsache zu gelten hat…

Sehr treffend und uns alle bis zur Wiedererkennbarkeit karikierend

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