Steter Tropfen höhlt Steine! Auch Felsen und Berge erweichen! Selbst den harten Granit sprengt er in mählicher Zeit. Keiner je versagte dem Wasser das Tröpfeln und Rinnen. Noch an der Quelle kaum Druck, perlt es gemächlich wie Schweiß.
Viel Kalk kann es bilden, und zieren als Säulen Grotten, die einst im härtesten Gneis heimlich ein Waldgott sich grub. Nichts behindert den raubein’gen Pan am klammheimlichen Wirken, wenn er, in ewigem Takt träufelnd, Gewölbe durchbricht. Jeder Tropfen schon ein Teil, mit andern Tropfen ein Ganzes! Und sein Schaffen wirkt fort, um zu versteinern die Zeit…
Lauschet! Da tröpfeln die Tropfen und sprudeln die Wasserquellen, dass Kavernen versintern, neue Kosmen entstehen. Diese Welt ganz aus Stein im Schoß der Gebirge ist göttlich! Denn ohne Ordnung, bricht klirrend das Chaos herein...
mir gefällt die Idee deiner Elegie sehr gut. Selbst im innersten der Erde herrscht Harmonie. Auch das "versteinern" der Zeit ist eine wunderbare Metapher, und entspricht genau dem, was ich in Tropfsteinhöhlen empfand.
An der Form könnte noch etwas verbessert werden, da die Hexameter in Zeile fünf und sieben nicht betont beginnen. Wie wäre es mit: "Kalk dient zum Bauen, und zieren mit Säulen die Grotten," und "Nichts behindert den raubein’gen Pan am klammheimlichen Wirken,"
zur Form kann ich leider nichts sagen... Ich frage mich aber immer wieder, wie lange du wohl an einem solchen Gedicht arbeitest? Und bitte erkläre mir doch, was Pan mit den Tropfen zu tun hat. Ich weiß zwar, dass er der Gott des Waldes und der Natur ist, hätte aber niemals eine Querverbindung zum Wasser hergestellt. Diese fand ich bei dem Gedicht interessant. Und wie man so eine Elegie mit so viel Leichtigkeit schreiben kann, wundert mich auch. Vielleicht verrätst du mir mal den Trick.
wie ich auf Pan kam, kann ich dir sagen: er steht auf Kreta in Verbindung mit dem Zeuskult rund um die Geburtsgrotte im Idamassiv. Außerdem gibt es östlich von Athen in Vari auf Attika eine sog. Pan- oder Nymphengrotte, in der Pan und die Nymphen im orgiastischen Tanz verehrt wurden…Diese Höhle ist schon von Natur aus mit Stalaktiten und Stalagmiten „ausgestattet“, darüberhinaus wurde sie im 5. Jahrhundert von einem aus Thera stammenden „Innenarchitekten“ überarbeitet, der sich sogar namentlich verewigt hat und sich selbst als von Nymphen besessen bezeichnet. Mit etwas Phantasie kam ich dann dazu, Pan als Hirten-, Wald- und Höhlengott mit ins Spiel zu bringen…
Ein Vorbild hinsichtlich der Form war mir Schillers Nänie, die Ralf als Beispiel genannt hatte…
lieber Karlheinz ich bin ebenso begeistert wie meine Mitkommentatoren. Deine Elegie hat eine Leichtigkeit und sie kommt nicht mit einer Sprache von gestern daher. Ich habe mir das Metrum angeschaut und keinen Fehler entdeckt. Die Harmonie in der Natur und selbst tief in der Erde überträgst du auf dieses Gedicht. Liebe Grüße Ilona
von deinen behutsamen Zeilen über den "steten Tropfen" geht eine mich berührende Harmonie aus, die sich bis zum Ende hin gekonnt verstärkt. Sie hebt mich geradezu aus dem Alltag und lässt mich etwas demütig werden, was das Thema Geduld bei Veränderungen angeht. Du hast mit deinen Elegischen Distichen eine ganz besondere Stimmung gezaubert. Großartig!
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen,
den weiteren Betrieb zu finanzieren.
Deine Spende hilft!
Spendenziel: 144€
26%
Forum online seit 10.11.2013 Design by Gabriella Dietrich