Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande; Ihn schlugen die Häscher in Bande. "Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!" Entgegnet ihm finster der Wüterich. "Die Stadt vom Tyrannen befreien!" "Das sollst du am Kreuze bereuen."
Friedrich Schiller, erste Strophe von "Die Bürgschaft"
Wenn man Schillers Gedicht "Die Bürgschaft" vorträgt, dann spürt man, wie die Erzählung immer mehr Fahrt aufnimmt. Diese Dynamik wird nicht nur von dem spannenden Inhalt erzeugt, sondern die Strophenform hat großen Anteil daran. Die siebenzeilige Strophe, welche Schiller erfand und für dieses Gedicht nutzte, erzeugt durch den Wechsel der Hebungen und Kadenzen zwischen den Zeilen eine Spannung, welche sich für Balladen gut eignet. Erstaunlicherweise haben andre Dichter diese Form nicht aufgegriffen. Ich möchte sie trotzdem vorstellen, weil es die Form eines der bekanntesten deutschen Gedichte ist und weil sie mir so gut gefällt.
Die Anzahl der Hebungen pro Zeile wechselt zwischen vier und drei Hebungen, die erste, vierte und fünfte Zeile hat vier Hebungen und männliche Kadenz die zweit und dritte, sowie die sechste und siebte haben drei Hebungen und weibliche Kadenz. Es kommen drei Reime vor, und zwar einer für die vierhebigen Zeilen, und zwei Paarreime für die zweite und dritte, bzw. sechste und siebte Zeile mit weiblicher Kadenz.
Das Metrum ist anapästisch, wobei an vielen Stellen nur eine Senkung vorkommt. Die beiden Schlusszeilen brauchen jedoch durchgängig zwei Senkungen zwischen den Hebungen und ergeben so einen markanten Strophenabschluss. In der eingangs zitierten Strophe erzeugt der Name "Damon" in der zweiten Zeile eine Tonbeugung, d.h. in dieser Zeile fehlt ausnahmsweise der Auftakt.
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