Dein Blick ist wie ein kühler See, doch kühlt er meine Schmerzen nicht. Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Die Brust umschließt mein Liebesweh, ein Feuer, welches nie erlischt. Dein Blick ist wie ein kühler See.
Sogar die schönste Azalee verblasst vor deinem Angesicht. Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Du meine schöne Lilofee, ich fürchte fast, du siehst mich nicht. Dein Blick ist wie ein kühler See.
Ach, du geliebte Schattenfee, was brach so früh dein Augenlicht? Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Die Wangen zart wie neuer Schnee. Der Tod brach deine Schönheit nicht. Dein Blick ist wie ein kühler See. Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Die Villanelle ist eine recht alte und formal sehr stark strukturierte Gedichtform. Ursprünglich kam die Villanelle durch den Komponisten Jakob Regnart nach Deutschland, der 1576 "Kurtzweilige teutsche Lieder zu dreien Stimmen nach Art der neapolitanischen oder welschen Villanellen" veröffentlichte. Diese dreistimmigen Lieder bestanden aus Terzetten, die in jeder Strophe jeweils den gleichen Reim hatten, also aaa bbb ccc…
Die französische Form der Villanelle, die sich dann durchsetzte, entstand etwas später. Als erste Villanelle gilt das Gedicht " J’ai perdu ma tourterelle" von Jean Passerat, der von 1534 bis 1602 lebte. Es lautet folgendermaßen:
J’ai perdu ma tourterelle; Est-ce point celle que j’oy? Je veux aller après elle.
Tu regrettes ta femelle, Hélas! aussi fais-je moy. J’ai perdu ma tourterelle.
Si ton amour est fidelle, Aussi est ferme ma foy; Je veux aller après elle.
Ta plainte se renouvelle, Toujours plaindre je me doy; J’ai perdu ma tourterelle.
En ne voyant plus la belle, Plus rien de beau je ne voy; Je veux aller après elle.
Mort, que tant de fois j’appelle, Prends ce qui se donne à toy! J’ai perdu ma tourterelle; Je veux aller après elle.
Das gesamte Gedicht enthält nur zwei Reime a und b, und zwar tragen über alle Strophen hinweg alle Zeilen außer der jeweils zweiten Zeile den ersten Reim a und die jeweils zweiten Zeilen den zweiten Reim b. Zusätzlich enthalten die Strophen Refrain-Zeilen, d.h. Zeilen, die insgesamt wörtlich wiederholte werden. Die erste und dritte Zeile der ersten Strophe bilden die beiden Refrain-Zeilen, welche abwechselnd am Ende der folgenden Strophen wiederholt werden und am Ende der letzten Strophe gemeinsam das Gedicht beschließen. Es ergibt sich das Schema: A1bA2/abA1/abA2/abA1/abA2/abA1A2, wobei die auf den Rein a endenden Refrains durch "A1" und "A2" gekennzeichnet sind. Das Metrum ist über alle Strophe gleich, aber nicht festgelegt, am häufigsten kommen fünfhebig Jamben vor und die Kadenzen sind meist männlich.
Die Villanelle geriet im 18. Jahrhundert in Vergessenheit, und wurde erste im 19. Jahrhundert von französischen Dichtern wieder entdeckt und anschließend auch im englischen Sprachraum verwandt. Im Deutschen wurden kaum Villanellen geschrieben, was wahrscheinlich mit der Beschränkung auf nur zwei Reime zusammenhängt, die sich im deutschen ohne Zwang nur schwer verwirklichen lässt.
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