Antwort an Göring-Eckardt

"Parlamentspoetin" - wenn,
dann einen Dante,
der die ganze Meschpoke
in der Hölle versenkt.

© Ralf Schauerhammer

Lieber Sanderling,

ich finde den Vorschlag lustig, denn der Bundestag sitzt ja bereits voller Poeten, die ständig Märchen erzählen.

Eine wirkliche Poetin, welche der Versammlung den Spiegel vorhält, will Frau Göring-Eckhardt das?

Und das in die Hölle schicken, war - wie ja bei Dante auch schon - im übertragenen Sinn gemeint. Ich selbst glaube übrigens gar nicht an die Hölle im Jenseits, sondern an die, die man in seiner Seele schaft, bzw. zulässt.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Du hast Recht, mein Spaß bringt schon zum Ausdruck, dass mein Vertrauen in unsere Politiker (und Medien) i.A. nachhaltig, hoffentlich nicht irreparabel, zerstört ist. Ich nehme auch wahr, dass es nicht nur mir so geht.

Liebe anna,

das ist eine gute Frage, die auch in Sanderlings Kommentar anklingt. Ja warum? Weil es so nicht geht! Das ist ja das Problem. Wenn man die Geschichte betrachtet wird es offensichtlich. Wir haben es ja bei der "Wende" erlebt, da war in der DDR eine mutige, neue politische Elite entstanden, Menschen von der man hoffen konnte, dass sie bei der Neugestaltung nach der "friedlichen Revolution" positiven Einfluss ausüben können. Die Realität war geprägt von SED-Nachfolgern und Westlern im alten Stil. Warum?

Mich treibt diese Frage seit langem um, als echte Frage, und nicht als rhetorische Frage, um Kritiker mundtot zu machen. Die beste Antwort fand ich bisher in einer höchst politischen Schrift von Friedrich Schiller, der nach der gescheiterten französischen Revolution darüber nachdachte, wie der "freie Staat", wie er es nannte, dennoch entstehen könnte. Er sagte: "Nur der Charakter der Bürger erschafft und erhält den Staat und macht... Freiheit möglich. Denn wenn die Weisheit selbst in Person von Olymp herabstiege und die vollkommenste Verfassung einführte, so musste sie ja doch Menschen die Ausführung übergeben... Man wird zwar von ... mancher glücklichen Reform im Einzelnen...hören, aber was hier zehn große Menschen aufbauten, werden dort fünfzig Schwachköpfe wieder niederreißen." Ich denke, es ist gerade heute ein Gewinn, Schillers Briefe "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" vollständig zu lesen. Jedenfalls möchte ich dazu anregen und dann wird auch klar, warum ich den Parlaments-Poetinnen-Vorschlag kritisch sehe.

Liebe Grüße
Thomas