ich habe mich mal in fremdsprachiger Lyrik versucht und würde es gerne mit Euch teilen. Falls gewünscht, kann ich auch noch die deutsche Fassung hochladen, aber ich bin der Meinung, dass es im Englischen besser "schwingt". Alles Liebe, Eure Eminenz.
Alternating current
Kindness lives where giving takes and gives A bit like forgiveness only brighter
There can be no faster reward Yet they cannot coexist I think - Like alternating current
Only one can survive For he who kindly forgives will have neither in the end.
lieber Eminenz vielen Dank für die deutsche Fassung. Ich spüre hier eine wunderbare offene Gefühlswelt, ja so habe ich in den letzten Jahren oft das Geben empfunden. Hier klingt es wunderbar heiter und wie ein Geschenk das ich empfange. Dann aber zum Schluss des Gedichtes beschleicht mich das Gefühl, so ganz uneigennützig war das Geben doch nicht. Hier erwartet jemand oder hat begriffen er bekommt nicht die ersehnte Gegenleistung. Schade, ohne die letzten drei Zeilen würde mir Dein Gedicht noch besser von der Aussage gefallen. Vielleicht weil ich denke, man bekommt immer was zurück. Und wenn es "nur" Impulsschläge sind. herzlich Ilona
zunächst einmal vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich glaube tatsächlich, dass wir eine unterschiedliche "Message" in dem Gedicht erlesen. Und tatsächlich möchte ich, dass Du zumindest verstehst, was das lyrische Ich eigentlich will. Ob Du dann damit einverstanden bist, sei mal dahingestellt. Tatsächlich ist das Thema mehr als kontrovers und ich habe schon mit einigen darüber diskutiert. Der Wechselstrom steht hier sinnbildlich für das Mit- bzw. Gegeneinander von 2 Instituten: dem Institut der Güte und dem Institut der Vergebung. Beide geben etwas und bekommen etwas zurück. Das Motiv ist allerdings grundlegend unterschiedlich. Während die Güte sich auf Gegenwart und Zukunft richtet und aus dem Herzen heraus auf eine andere Person gerichtet ist, so ist die Vergebung grundlegend anders. Die Vergebung richtet sich in die Vergangenheit. Sie ist ein Selbstheilungsprozess, der nur bedingt - wenn überhaupt - davon abhängt, ob der zu Vergebende davon Kenntnis erlangt, also die Vergebung kommuniziert bekommt. Die Vergebung ist etwas primär auf sich selbst Gerichtetes, während die Güte sich auf den Anderen drängt. Ich rufe nochmal ins Gedächtnis, dass alles, was ich hier von mir gebe, selbstverständlich Einzelmeinung ist und höchst umstritten. Aber tatsächlich vertritt das Lyrische Ich hier den Standpunkt, dass Vergebung und Güte nicht miteinander können. Und hier ist es wichtig, genau hinzuschauen. Das Lyrische Ich erkennt selbstverständlich an, dass ein Mensch sowohl gütig als auch vergebend sein kann. Bezweifelt wird lediglich die Möglichkeit, dass Vergebung und Güte auf den gleichen Zeitpunkt fallen können. Noch genauer: Wenn jemand "gütig vergibt", dann entwerten sich die beiden Aktionen gegenseitig. Wer aus Güte vergibt, kann nicht vergeben, denn ihm gelingt keine Selbstheilung, wenn die Motivation diejenige ist, den anderen gütig mit Vergebung zu bedenken. Wenn er aber dem anderen vergibt, um gütig zu sein, dann kann er nicht gütig sein, denn die Motivation richtet sich darauf, sich selbst voran zu bringen durch den Akt der Vergebung und nicht allein darauf, den anderen zu bereichern. Zumal ich die Hypothese aufstelle, dass jemand, der "um" etwas vergibt ohnehin nicht ernsthaft vergeben kann. Es geht also hier nicht um eine negative Lebenseinstellung oder darum "immer etwas zurück" zu bekommen, sondern um die (vielleicht philosophische) These, dass Güte und Vergebung zwar in einem Menschen, aber eben nicht im gleichen Zeitpunkt existieren können. Obwohl selbstverständlich beide Elemente für sich positiv und wünschenswert sind.
Ich hoffe, ich habe nicht mehr verwirrt, als an Verwirrung schon bestand und verbleibe Mit den besten Grüßen Eminenz
wie ich es sehe ist Güte eine Haltung, aus der heraus natürlich gute Handlungen entspringen, während Vergebung eine Handlung ist. Deswegen sehe ich das Paradox des Gebens und Nehmens nicht so grundsätzlich. Haltungen belohnen (und strafen) sich auch ohne Tat. Deswegen habe ich etwas Verständnisprobleme mit der Ausschließlichkeit Schlusssatzes deines Gedichtes.
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