Ein Tanzbär war der Kett' entrissen, Kam wieder in den Wald zurück, Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück Auf den gewohnten Hinterfüßen. "Seht", schrie er, "das ist Kunst; das lernt man in der Welt. Tut mir es nach, wenns euch gefällt, Und wenn ihr könnt!" Geh, brummt ein alter Bär, Dergleichen Kunst, sie sei so schwer, Sie sei so rar sie sei, Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei.
Gotthold Ephraim Lessing
Der Madrigalvers kam im Barock aus Italien nach Deutschland, später wurden auch Vorbilder aus Frankreich aufgenommen. Das eingangs zitierte Gedicht ist von den Fabeln La Fontaines inspiriert. Später wandte sich Lessing von diesem Vorbild ab und schrieb seine Fabeln ungereimt.
Der Madrigalvers ist ein "freier Reimvers" in dem Sinne, dass die Zeilen zwar ein alternierendes Metrum (Jamben oder Trochäen) haben, aber ohne festgelegte Zahl der Hebungen. Und auch für die Reime besteht kein festes Schema, es können sogar ungereimte Zeilen vorkommen. Deswegen ist auch eine Einteilung dieser Gedichte in regelmäßige Strophen kaum möglich.
Der Madrigalvers wurde auch oft in Lehrgedichten verwendet und Goethe benutzt in meisterlich im Faust.
Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen; Ihr durchstudiert die groß’ und kleine Welt, Um es am Ende gehn zu lassen, Wie’s Gott gefällt. Vergebens dass ihr ringsum wissenschaftlich schweift, Ein jeder lernt nur was er lernen kann; Doch der den Augenblick ergreift, Das ist der rechte Mann.
Heute wird diese Versart selten verwendet, was vielleicht auch daran liegt, dass heute der "Freie Vers" eine beliebte Alternative bietet.
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