Erwachet Vögel, herrliches Singen auch! Des Herzschlags Tönen wandelt die Nacht zum Tag. Der Mensch entsteigt ganz sanft dem Traume. Höret ihr Menschen des Himmels Rufe?
Die Zäsur in den ersten beiden Zeilen ist für die Form wichtig und muss in mindestens einer deutlichen vorhanden sein.
Z.B.:
Erwachet Vögel, herrliches Singen auch! Des Herzschlags Tönen wandelt die Nacht zum Tag. Der Mensch entsteigt ganz sanft dem Traume. Höret ihr Menschen des Himmels Rufe?
statt
Erwacht, der Vögel herrliches Singen nun. Mit Herzschlag sonder gleichen, ich hör es jetzt. Der Mensch entsteigt ganz sanft dem Traume. Höret ihr Menschen des Himmels Rufe?
Lieber Thomas, danke für deine Hilfestellung und deine Worte. Deine Zeile 2 "haut mich grade um". Das wird schwer, dem etwas anstatt zu setzen. Liebe Grüße Der Sanderling
mit Thomas Hilfe ist Dir hier eine wunderschöne Odenstrophe gelungen. Man möchte Dir unwiderstehlich darauf antworten. Ja, ich höre die Rufe des Himmels. Allein in dieser Zeile liegt Aufforderung zum Leben und es liegt auch etwas göttliches drin.
es ist eine wunderbare und gut abgerundete Aussage die auch gut zu der Form passt. Die Form ist xXxX/XxxXxX xXxX/XxxXxX xXxXxXxXx XxxXxxXxXx Die Einhaltung der Form ohne Verbiegung der Sprache macht es schwierig. Z.B. Traum(e) und hör(e)t ist mittelalterliche Sprache.
ich empfinde in einer Ode Worte wie "höret" etc. angemessen, insbesondere bei einem Inhalt wie in deinem Gedicht. Mit "Verhext" habe ich etwas versucht, wo das nicht gilt, aber das ist eher die Ausnahme. Normalerweise würde man z.B. auch statt odengemäß "Jung wird betagt und verschwindet sterbend" einfach "Jung wird alt und stirbt" sagen.
Liebe Ilona, lieber Hans, herzlichen Dank für eure Worte und Orientierungshilfen beim Schreiben einer Ode. Es freut mich, dass meine erste Anklang findet. Aber das Thema liegt für mich z.Zt. auch wirklich in der Luft. Wie schön, dass die Vögel zu singen beginnen, bevor das Dunkel dieser Jahreszeit seinen Höhepunkt hat. Verheißung schwingt mit! Herzliche Grüße Der Sanderling
wenn man die Form beherrscht, und zwar so gut beherrscht, dass man mit ihr spielen kann, ohne ihr Gewalt anzutun oder sie zu verstümmeln, dann tut es niemandem weh, wenn man sie verändert - es macht dann sogar Spaß. Ist diese Voraussetzungen jedoch nicht erfüllt, dann tut es (mir, und wahrscheinlich auch anderen Menschen) weh.
Stelle dir jemanden vor, der im Herbst gekonnt einen Baum bescheidet, was man fast gar nicht merkt, und dagegen einen, der "kreativ" mit der Kettensäge Teile der Krone weghaut. Tut der Anblick nicht weh?
vorab bevor Sanderling seine Gedanken äußert, teile ich Deine Meinung. Wir haben bereits darüber gesprochen. Keine Ahnung warum ich immer dann an R. Gernhardts Sonett denken muss, so hat er einerseits seine Abneigung formuliert und gleichzeitig ein perfektes Sonett hingelegt, was als Beispiel der Postmoderne immer wieder zitiert wird. Mal schauen was Sanderling dazu schreibt ...
Lieber Jorsch, danke für deine Ergänzungen und Nachfragen zur Form. Ich lerne hier Formen kennen, von denen ich bisher gar keine Ahnung hatte. Wenn ich keine Ahnung habe orientiere ich mich an Regeln, oder Abfolgen von kleinen und großen XxXx....! Ich stelle dann beim Stöbern in den Erklärungen zu Gedicht-Formen, von Heliane hier im Forum nachzulesen, fest, dass es ohnehin Variationen gibt, sogar unter den "alten Hasen". Hölderlins Beispiel von Liane und Hans Erklärung zur Form der Alkäische Oden-Strophe divergieren auch leicht. Also, wenn in der Regel schon die Variation mitschwingt, probiere ich es gerne erst mal mich an eine Form zu halten.
Ich war gestern total froh "Inspiration trotz Form" zu empfangen. Das erweitert mein Handwerkszeug und DAS finde ich gut. Bisher kümmerten mich Formen bewusst gar nicht. Aber, die Erfahrung gestern war eine gute. Herzliche Grüße Der Sanderling
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