#1 | Unter Geiern.
05.08.2016 20:18 (zuletzt bearbeitet: 06.08.2016 07:44)
plotzn
(
gelöscht
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Lars, ein nicht ganz schwindelfreier, tölpelhafter Nachwuchsgeier kreist, dann wird ihm übel. Mehrmals schon in seinem Leben musste er sich übergeben und hing überm Kübel.
Selbst für Geier ist er hässlich, noch dazu immens vergesslich, insgesamt ein Loser. Kommt er auf den Wanderwegen seiner Kolonie entgegen, wirkt er noch konfuser.
Gestern noch, in weitem Bogen, hat sich Lars total verflogen, wegen seiner Augen, die – und das ist jammerschade – dank der Kurzsicht nicht gerade gut zum Fliegen taugen.
Auf dem Rückflug, kurz vorm Landen, knallte er, weil die da standen, gegen zwei Kakteen. Leider scheint der Wüstenkaktus, aus (das ist der casus knacktus) Dornen zu bestehen.
Selbst auf breiten Landetrassen musste Lars schon Federn lassen, sehr zur Freude aller. Dann vergleichen Artgenossen seinen Stil mit Albatrossen: »Lars, du bist der Knaller!«
Ihm bleibt selber nicht verborgen, dass sich seine Eltern Sorgen um den Jungen machen, doch er kann die Alten trösten, streckt den andern den entblößten Arsch hin: »Lass sie lachen!«
»Schnell, hier kriechen Europäer …«, kreischt von fern der Geierspäher, »… schon auf allen Vieren!« und sofort schwingt sich die Meute in die Höhe, um die Beute schnell zu inspizieren.
Lars jedoch kann das nicht locken, er bleibt auf dem Boden hocken, lässt die andren ziehen, hat den Schnabel voll vom Kreisen und zu engen Einflugschneisen in den Kolonien.
Solln die Großen von Gedärmen, Fleisch und Innereien schwärmen, Lars bleibt vegetarisch und begründet dies, ihm seien solche Leichenfleddereien einfach zu barbarisch.
Nach dem ersten großen Fressen ist der Schwarm infolgedessen fürchterlich am Reihern, denn das Futter war verdorben – wohl an zu viel Koks gestorben. Jetzt ist Lars am Geiern …
Lieber Stefan, ich hatte mal Gelegenheit, Geier in einer Aufzucht- bzw. Krankenstation zu beobachten. Sie hatten völlig intakte Schwingen, konnten weit weg fliegen und kamen immer zurück. Es gab Alte, Junge und Halbstarke, die dort ihren Schabernack trieben, Volieren gab es nicht. Es sind Clowns, durch den nackten Hals zwar nicht besonders hübsch, aber äußerst sympathisch. Ich hatte das Gefühl, sie verstünden jedes Wort, machten ganz bewusst genau das Gegenteil und lachten mich aus. Allein, wie sie mit ihren großen Füßen über den „Onkel“ treten, ist sehenswert und witzig. Ich mag sie sehr! Dein Gedicht trifft ins Schwarze und zeichnet den kurzsichtigen Lars trefflich und sehr komisch. Mit riesengroßem Vergnügen gelesen. Herzliche Wochenendgrüße, Heliane.
ich kenne Geier eigentlich nur aus Naturfilmen im Fernsehen. Sie sind wirklich nicht hübsch und ihr Speiseplan ist auch nicht gerade appetitlich, aber sie haben es mir angetan und zu einem humorvollen Gedicht taugen sie allemal .
Lieber Stefan, ich finde Lars sehr symphatisch, hab ich doch auch so meine Orientierungsprobleme!. Leichenfleddereien finde ich auch ekelhaft und Schadenfreude, wenn die anderen reihern, gönne ich dem Lars. Ich hoffe nun auf weitere so unterhaltsame Verse von Dir, um weiterlachen zu können. Liebe Grüße, Heidi
Liebe Heidi, solange Du nicht im Tiefflug gegen zwei Sträucher in der Hofeinfahrt knallst, können die Orientierungsprobleme nicht so schlimm sein Lars ist übrigens schon drei Jahre alt. Manchmal tische ich Dosensuppen auf...
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