Wir, die Kriege, Hunger und Leid nur aus Büchern kennen ließen Gras über die Gräber der Großeltern wachsen. Gras und Brot teilten zum letzten mal die 68iger, rauchten ihre Friedenspfeife und bereiteten uns den Boden. Boden, der unempfindlich macht und schweigen über alle Schandtaten in barer Münze zahlt.
Wir, die zufällig auf der Sonnenseite leben, vergessen, es war nur Zufall den Krieg zu überleben. Aufzuwachsen in Friedenszeiten, sich satt zu essen und einen Platz zu finden. Aber, wir speisen aus den Händen Hungernder, trinken sauberes Wasser, geschöpft aus Brunnen Verdurstender. Bauen unseren Wohlstand blind, als ob die Erde uns gehört. Bis das letzte Meer vergiftet, der letzte Baum gefällt, treibt der Mensch in seiner Schwäche selbst das Ende noch voran.
Wir, die den Boden bereiten könnten für Menschlichkeit, reichen die Rechnung an unsere Kinder weiter. Können wir um Nachsicht bitten bei unseren Nachgeborenen?
insgesamt finde ich Dein selbstanklagendes Gedicht sehr gelungen!!! Auch hast Du die Aufgabe vollkommen erfüllt!
Folgende Stellen habe ich gefunden, bei denen Du noch mal nachschauen solltest:
Muss es nicht besser heißen die 68ger, weil sie erst für uns heute die Alt-68iger sind?
Den Abschnitt: "...Schweigen über alle Schandtaten in bare Münze zahlt." verstehe ich inhaltlich, so wie er da steht, nicht so ganz und "Schweigen" muss m. E. klein geschrieben werden. Ebenso bei "wir Speisen"!
Nach "für Menschlichkeit" muss ein Komma stehen!
Liebe Grüße aus Samothraki, dessen Naturschönheiten durch dumme EG-Subventionierungen (Überweidung durch Ziegen) stark gefährdet sind, Karlheinz
Liebe Ilona, die kleinen Fehler hat Karlheinz bereits aufgedeckt, ich stimme ihm zu. Einen hat er übersehen: Es heißt 'barer Münze'. Inhaltlich habe ich noch eine kleine Kritik: Viele, viele Generationen vor uns haben ihren Kindern/Enkelkindern Schlachtfelder, Unsicherheit und Not hinterlassen. Das schmälert natürlich nicht unseren Anteil am gegenwärtigen, beängstigenden Paradigmenwechsel, aber niemand darf behaupten, wir hätten uns nicht bemüht.
Deine Kritik liest sich sehr geschmeidig, etwas mehr Biss stünde ihr nicht schlecht. Insgesamt gefällt mir dein Gedicht jedoch sehr, sehr gut und ich werde es ganz sicher noch öfter lesen . Herzliche Grüße, Heliane.
ein gutes sozialkritisches Gedicht, bei dem Du auch den Häuptling Seattle, der Häuptling der Duwamish Indianer nicht vergessen hast. Diese weise und prophetische Rede, die auch noch und erst recht heute hochaktuell ist. Anzumerken habe ich das, was auch Medusa und Carlino bereits gesagt haben, aber das lässt sich ja sicher ändern.Super! Liebe Grüße, Heidi
es ist eine gute und treffende Aussage, die allerdings auch von einer subjektiven Sichtweise spricht. Ich denke wenn ich zu diesem "Wir" gehören sollte, dann nur in sehr geringen Maße. Die Anklage an dieses "Wir" halte ich jedoch für wichtig und kann nicht oft genug ausgesprochen werden. Gefällt mir gut.
auch ich mag Brechts "An die Nachgeborenen" sehr - es steckt sehr viel Anklage, Weisheit, Hoffnung und Kritik darin - und es regt an zum Weiterdichten, zum Ergänzen, zum Kommentieren. Für mich ist es eines der besten Gedichte des 20. Jahrhunderts!
Du hast dich sehr konstruktiv und kreativ damit auseinandergesetzt - gefällt mir sehr gut.
Einige Dichter des letzten Jahrhunderts (u. a. auch E. Fried) haben sich von diesem Gedicht anregen lassen.
"Werdet ihr uns verfluchen ich hoffe es nicht vielleicht könnt ihr versuchen uns zu verzeihen "gedenkt unsrer mit Nachsicht."" (aus meinem Gedicht "An die Ungeborenen"
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen,
den weiteren Betrieb zu finanzieren.
Deine Spende hilft!
Spendenziel: 144€
35%
Forum online seit 10.11.2013 Design by Gabriella Dietrich