sag mir ein wort


durch die hohen gräser ging ich
nicht brief nicht blume tragend

zerbrachst meinen krug
keine hand der scherben halber
denn du wartest bis sie staub

meine sense trieb es unter ein lied
durch die hohen gräser ging ich
-sang und verging in deinem grün



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Hallo Richard,

es ist ja selten, dass ich so garnicht mitkomme bei einem Text ... um so faszinierender.
Ich habe nun einige Varianten in meinem Kopf durchgespielt und sie alle wieder verworfen.

Will dir mal aufzeigen wie das bei mir aussieht so in meinem Versuch deine Zeilen zu ergründen:

Zitat

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sag mir ein wort

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Ist das eine abwandlung von "Du braust nur ein Wort zu sagen", dann wär die Antwort vielleicht "lass es" oder "hör auf"

Zitat

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durch die hohen gräser ging ich
nicht brief nicht blume tragend

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Hohe Gräser - also Anfang Sommer, vielleicht auch der Wonnemonat Mai, oder gerade noch mit Frühlingsgefühlen im Bauch - doch LI hat keine typischen von Liebe kündenden "Liebesbrief und rote Rosen" Requisiten dabei, also ist die Mission vielleicht garnicht die Liebe, oder LI eilt so schnell, dass keine Zeit dafür mehr war - doch dann wäre das "ging" aus V1 zu schwach.

Zitat

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zerbrachst meinen krug
keine hand der scherben halber
denn du wartest bis sie staub

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Krug - zum Wasserschöpfen nötig, kann also für die Arbeitskraft oder die Lebenskraft stehen, doch da nicht "die Hand" dran glauben muss, wohl Zweiteres - doch die Begründung ist seltsam. "Der Scherben halber" - also Streit und Schmerz. "Wartest bis sie Staub" die Scherben, oder die Hand (wegen fehlender Satzzeichen nichtz ganz leicht zu beurteilen)? Wenn die Hand, dann bis die Arbeitskraft aufhört - Alter, Tod, Krankheit. Wenn die Scherben, dann bis der Streit aufhört - doch da dieser gewollt ist macht das wenig Sinn.
Wo stehe ich bis dahin? Keine Ahnung eine Unglückliche Liebe, bei der die Scheidung allerdings nicht vollzogen wird, wegen Bequemlichkeit und finanzieller Sicherheit. Nein, das wäre zu weit weg.

Zitat

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meine sense trieb es unter ein lied
durch die hohen gräser ging ich
-sang und verging in deinem grün

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Unter ein Lied oder unter ein Lid - zweiteres wäre zwar logischer, doch durch das "sang" in dem letzten Vers dieser Strophe, könnte das es sich wirklich um ein Lied handeln. Doch welches Lied ist von solcher Substanz, dass man eine Sense darunter treiben könnte?! Dann eine Brücke zum Anfang - also ein Kreislauf, doch von was?
Grün, vielleicht die Farbe der Hoffnung oder es geht doch um eine Naturberachtung.

Hmm, mal sehen wie weit bin ich gekommen - garnicht weit, nicht eine Zeile, die ich vertehen kann ... nach wie vor sehr faszinierend, aber auch ein Wenig frustrierend.

Vielleicht erklärst du ja einige der Verse und ihre Zusammenhänge - fänd ich cool.

Liebe Grüße

Derolli

lieber Richard
ich bin einfach nur fasziniert von Deinem Gedicht.
Es trägt soviel verschwommene Symbolkraft. Ich mag verschlüsselte Lyrik und ich brauche keine Erklärungen.
Ich gehe aus diesem Gedicht und es trägt mich. Oft kann ich nicht einmal begründen warum.
Ich denke hier ist es die Hoffnung auf etwas Wunderbares das kommen wird.

mir gefällt es einfach
herzlich Ilona

Hallo zusammen!
Bitte entschuldigt meine späte Antwort, ich habe momentan ein Zeitproblem aufgrund diverser Fixtermine.
Ersteinmal bedanke ich mich für die Auseinandersetzung mit meinem Text. Ich habe eine zeitlang als Forstkulturarbeiter im hiesigen Wald gearbeitet, unter anderem auch mit Sensen -Stichwort "Schonung". Es handelt sich hier um eine Art Zwiegespräch, gefolgt von einem Lied. Ich hatte seinerzeit mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. "Es", "Glaube", Partnerschaftliche Dinge etc. Daraus hat sich dieses Gedicht entwickelt..
Lieber Derolli, ich kann es jetzt leider nicht "entdröseln", entschuldige bitte.

Danke, Ilona!

Vielen lieben Dank für das Interesse, Grüße, euer Richard.




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Hallo Richard,
Die erste und die letzte Strophe ist mir nun verständlich, aber was bedeutet die mittlere, da kann ich mir keinen"Reim"drauf machen.
Lieben Gruss,
Heidi

Lieber Richard,

die Erklärung zur Sense ist ja mal prickelnd - eine für mich Neue, ganz weg vom Knochenmann.

Cu

Derolli

Hallo Klatschmohn,
die mittlere Strophe "erzählt lyrisch" über Wasser/Leben, über Zeit/Ausweglosigkeit -sie hat auch zwei auslegbare Ebenen: Das "Überhöhte" und die "Tatsächlichkeit".
Lieber Gruß, Richard

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Hallo Derolli,
siehst Du? So kann es gehen..
Bis dann, Richard



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