Lieber Thomas, ein wunderschönes, romantsch-verspieltes Gedicht mit schöner Stimmung. Gefällt mir sehr!!! Ein paar Anmerkungen zur Metrik habe ich jedoch und mache Dir Vorschläge:
Ihr Haar war blond, ihr Ohr war geschmückt -> Ihr Haar war blond, ihr Ohr geschmückt da lächelte sie nur hold -> da lächelte sie hold Und ihre Lippen sprachen kein Wort -> von ihren Lippen kam kein Wort wie verheißungsvoller Kinderreim -> verheißungsvoll wie Kinderreim von Landen, zu denen selbst das Licht -> von fernem Land, wo selbst das Licht und wo es aus Muscheln tagt -> wo es aus Muscheln tagt sie lächelte nur beinah -> sie lächelte beinah der Augen, wie Wasser so klar -> die Augen wasserklar ihr singen riss mich fort -> ihr Singen riss mich fort ich lebe seither im tiefsten Meer -> ich leb' seither im tiefsten Meer
Vielleicht mag Dir der eine oder andere Vorschlag zusagen? LG und sehr gern gelesen Ulrich
Lieber Ralf, dein Gedicht erinnert mich ein wenig an das Gemälde von Jan Vermeer "Das Mädchen mit dem Perlenohrring"; Stimmung und Bilder deines Werkes gefallen mir sehr gut. Was mir hier gar nicht gefällt, ist die Sprache, die du sonst aufs Feinste beherrschst, sie wirkt auf mich erzwungen und bleischwer; Wiederholungen von "war", "wo" etc. bringen wenig Klang, welcher deine Gedichte immer besonders auszeichnet. Ulrich hat dir sehr wertvolle Tipps gegeben. Ich denke, mit ein klein wenig "Politur" wird dein Werk runder und klangvoller . Herzliche Grüße, Heliane.
lieber Thomas ich hatte das Gedicht gestern in der Nacht gelesen. Ich dachte, ich wäre zu müde um es voll zu erfassen. Heute lese ich es wieder. Und nun, es kommt nicht mit, mit Deinen so schönen Gedichten. Ich stolper über Worte, finde andere für das Thema und in der Setzung zu banal. Ich denke, Du bekommst es aber mit dem Schliff noch hin.
vielen Dank für das große "S" und die vielen Anregungen, von denen ich zwei gerne übernehme.
Bevor ich im Einzelnen zu begründen versuche, warum ich die anderen Vorschläge nicht übernommen habe, möchte ich kurz noch etwas zur Form sagen. Ursprünglich hatte ich vor "Fast ein Volkslied" darüber zu schreiben, was ich wohl besser hätte tun sollen, denn es ist eigentlich ein Lied.
Das Metrum hat abwechselnd 4 und 3 Füße mit unregelmäßiger Füllung, wie im Volkslied üblich, und meiner Meinung nach reizvoll. Ich habe die Form etwas strenger gefasst und nur männliche Kadenzen gewählt und immer eine unbetonte Silbe zum Auftakt der Zeile.
Es ist eine Form, die z.B. Goethe in dem sehr schönen Gedicht "Vor Gericht" verwendet hat. Die Idee ist übrigens von seinem "Der Fischer" angeregt.
Vor Gericht
Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht, Das Kind in meinem Leib. "Pfui!" speit ihr aus: "die Hure da!" Bin doch ein ehrlich Weib.
Mit wem ich mich traute, das sag ich euch nicht. Mein Schatz ist lieb und gut, Trägt er eine goldene Kett am Hals, Trägt er einen strohernen Hut.
Soll Spott und Hohn getragen sein, Trag ich allein den Hohn. Ich kenn ihn wohl, er kennt mich wohl, Und Gott weiß auch davon.
Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr, Ich bitte, laßt mich in Ruh! Es ist mein Kind, es bleibt mein Kind, Ihr gebt mir ja nichts dazu.
So, nun zu den nicht übernommene Vorschlägen.
da lächelte sie nur hold -> da lächelte sie hold Das "nur" ist wichtig und metrisch kein Problem.
Und ihre Lippen sprachen kein Wort -> von ihren Lippen kam kein Wort Das alternierende Versmaß gefällt mir weniger, außerdem finde ich es interessanter das Schweigen aktiv auszudrücken.
von Landen, zu denen selbst das Licht -> von fernem Land, wo selbst das Licht "Landen" finde ich passender, und wieder finde ich das alternierende Versmaß weniger spannend.
und wo es aus Muscheln tagt -> wo es aus Muscheln tagt Der Auftakt fehlt, da das wo in beiden Fällen den Ton nimmt.
sie lächelte nur beinah -> sie lächelte beinah Wieder ist das "nur" wichtig.
der Augen, wie Wasser so klar -> die Augen wasserklar Ich hatte genau das, und habe es geändert, weil ich den Rhythmus zu stockend empfand.
ich lebe seither im tiefsten Meer -> ich leb' seither im tiefsten Meer Dem "lebe" möchte ich das "e" gerne lassen, das Metrum macht das Weglassen nicht nötig.
Liebe Medusa und Ostseemöwe,
schade, dass es euch nicht so gefällt. Ich finde es eigentlich ganz schön, werde es aber nochmals kritisch überprüfen.
Lieber Ralf, wenn es vom Ursprung ein Lied ist, so sieht es etwas anders aus. Schön, wenn Du es gleich mit eingestellt hättest. Die Metrik eines Gedichtes ist nur bedingt mit der Rhythmik eines Liedtextes vergleichbar. Das Lied hat (und braucht manchmal auch) mehr Freiheiten. Ich vermute, Du hast einen vorhandenen Text im Ohr? Den hätte ich gern zum Vergleich gesehen oder die Melodie gehört. Vielleicht geht das ja noch? Ein Gleiches gilt dann ebenso für die Aussage. Ein Liedtext kann ein Gedicht sein bzw. auch umgekehrt, muss es aber bei weitem nicht sein. Dazu fallen mir zwei klassische Beispiele ein "Am Fenster" von City und "Als ich fortging" von Michaelis/Steineckert, beide klingen als Lied toll, doch als Gedicht frage ich mich, war sollte mir...? LG
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