Der kühle Winter kam zu bald; das Herz der Liebsten wurde kalt, und zog in weite Ferne. Es schlug sein wundes Herz ihr nach, obwohl sie ihm die Treue brach, ihr nach, in weite Ferne. Es folgte über Land und Meer und kämpfte mit den Winden; es wurde schließlich matt und schwer, und konnte sie nicht finden. Im Ufernebel schwankende Gestalten, Der Kahn, kaum festgehalten, war hoffnungsmorsch und alt, das Wasser tief und kalt.
Der Name "Schillerton" weist schon darauf hin, dass es sich um eine sehr alte Form handelt. Sie ist nach dem Meistersänger Jörg Schilher (auch Schiller) benannt, der im 15. Jahrhundert lebte und diese Form nicht nur nutzte, sondern sie wahrscheinlich sogar erfunden hat.
Die Strophe besteht aus 14 jambischen Zeilen mit einem interessanten Reimschema, welches eine dreiteilige Phrasierung nahelegt, nämlich eine sechszeiligen Beginn im Schweifreim, einen vierzeiligen Mittelteil im Kreuzreim und einen vierzeiligen Abschluss im Paarreim.
Die Anzahl der Hebungen unterstützen diese Phrasierung, und lässt vermuten, dass die Strophe einstmals tatsächliche gesungen oder mit einem Instrument begleitet wurde.
Im Schweifreimteil haben die erste, zweite, vierte und fünfte Zeile vier Jamben mit betontem Ende und die dritte und sechste Zeile drei Jamben mit unbetontem Ende.
Im Kreuzreimteil wird dieses Muster fortgesetzt, indem dort die erste und dritte Zeile vier Jamben mit betontem Zeilenende hat und die zweite und vierte Zeile hat drei Jamben mit unbetontem Zeilenende. Es wirkt als Verdichtung des Anfangs.
Darauf folgt in den vier Paarreimzeilen ein kompakter Schluss, dessen Wirkung verstärkt wird, indem die erste Zeile mit fünf Jamben und unbetontem Zeilenende länger ist als alle anderen, d.h. eine Verzögerung eintritt. Sie ist gefolgt von drei kurzen Zeilen mit jeweils nur drei Jamben, wobei die beiden letzten Zeilen mit betonten Enden den Schluss deutlich markieren.
Jörg Schilher schlug in seinen Strophen volkstümliche Töne an. Er liebte die Satire und schonte nicht den habgierigen Klerus, die unkeuschen Mönche, die Nachts wie Fledermäuse auf der Straße schwärmen, die betrügerischen Kaufleute, die leichtfertigen Frauen und Mädchen. Leider konnte ich bisher kein Gedicht von ihm finden, sondern nur die Beschreibung seiner interessanten Strophenform, die zum Nachdichten anregt.
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